HSV: kein Risiko, keine Tore - die Kritik zum torlosen Spitzenspiel in Düsseldorf

kein Sieger im Spitzenspiel - Simon Terodde lauerte vergebens
kein Sieger im Spitzenspiel - Simon Terodde lauerte vergebens / Lars Baron/Getty Images
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Im Spitzenspiel in er 2. Bundesliga trennte sich der Hamburger Sport-Verein mit 0:0 von Fortuna Düsseldorf. Lange spielbestimmende Hamburger konnten sich keine Chance gegen eine Fortuna erarbeiten, die in der Schlussphase besser wurde und in Sven Ulreich ihren Meister fand. Die Kritik zu einem ereignisarmen Geduldsspiel, das keinen Sieger verdiente.

Zum Start der Rückrunde traf der Hamburger SV auf Fortuna Düsseldorf. Ein Spiel, dass sich eher nach 1. Bundesliga anhört, jedoch als Topspiel der 2. Bundesliga am Dienstagabend stieg.
Verletzungsbedingt musste Daniel Thioune Josha Vagnoman ersetzen, der sich in Braunschweig einen Bänderriss zuzog und mehrere Wochen fehlen wird - Jan Gyamerah rückte für den U21-Nationalspieler in die Startformation.

Zusätzlich ga es auf den Flügeln einen Wechsel - Khaled Narey wurde aufgestellt, Bakery Jatta musste auf der Bank Platz nehmen.

Lockeres Abtasten - keine Mannschaft sucht das Risiko

In den ersten Minuten der Partie tasteten sich beide Liga-Schwergewichte vorsichtig ab. Ins Risiko wollte vorerst keines der Teams gehen. Klare Toraktionen waren dementsprechend die Ausnahme. Einzig David Kinsombi tauchte auf Seiten der Hanseaten zwei Mal vor dem Tor der Gastgeber auf, verfehlte jedoch das Ziel.

umkämpftes Spiel ohne Highlights - David Kinsombi (re.) am Ball.
umkämpftes Spiel ohne Highlights - David Kinsombi (re.) am Ball. / Lars Baron/Getty Images

Nach 15 Minuten schien sich das Spiel dann doch in Richtung des Tores der Fortuna zu verlagern. Zwei gute Gelegenheiten konnte der HSV rund um die 20. Spielminute verbuchen. Ein Tor wäre jedoch möglicherweise auf Abseits untersucht worden.

Dennoch versuchte der HSV dem Siel seinen Stempel aufzudrücken. Defensiv wurden nahezu alle Angriffsbemühungen der Hausherren bereits vor dem Strafraum gestoppt, offensiv kam es immer wieder zu Annäherungen an das Gehäuse der Düsseldorfer, das Geschehen verpufft jedoch häufig im Mittelfeld.

Symptomatisch: In den ersten 45 Minuten gab es genau einen einzigen Ball, der direkt auf das Tor zielte. Den Kopfball in der letzten Szene vor den Pausenpfiff einer ereignisarmen Partie konnte Sven Ulreich aber locker pflücken. Die Rothosen hingegen gefährdeten das Gehäuse der Gastgeber nur indirekt, waren aber stark am Mann - 65% der Zweikämpfe konnten die Hamburger für sich entscheiden.

Auch in Halbzeit zwei nichts los - kein Tor will fallen

Nach dem Pausenpfiff war der HSV weiter "stets bemüht" - die Spielanteile wogen ganz klar auf Seiten der Gäste, etwas Zählbares kam allerdings nicht zum Vorschein.
Großchancen konnten sich die Rothosen keine einzige herausspielen. Vor allem Simon Terodde blieb blass, das allerdings aus gutem Grund, denn seine Leibwächter rückten dem Stürmer nicht vom Fuß.
Die letzte Konsequenz hat definitiv gefehlt, der HSV tat aber gut daran, kein unnötiges Risiko einzugehen.

0:0 - ein Punkt, mit dem beide Mannschaften leben können.
0:0 - ein Punkt, mit dem beide Mannschaften leben können. / Lars Baron/Getty Images

Düsseldorf konnte zumindest einige Aktionen auf das Tor der Gäste bringen, die vorerst weniger aufwendig zu parieren waren. In der letzten Minute konnten die Roten um Haaresbreite den Lucky-Punch setzen. Sven Ulreich rettete seinem Team jedoch den Punkt gegen einen ambitionierten Gegner.

Ein Punkt, mit dem der HSV sicherlich gut leben kann - auch gegen die Fortuna blieben die Thioune-Schützlinge unbesiegt. Dank einer konzentrierten Abwehrarbeit und einer Parade in letzter Minute.


Die Bewertungen der HSV-Spieler nach Mannschaftsteilen:

1. Tor

bewahrte sich eine weiße Weste - Sven Ulreich
bewahrte sich eine weiße Weste - Sven Ulreich / Martin Rose/Getty Images

Sven Ulreich hielt den Sieg in letzter Minute fest. Mit einer starken Parade konnte der Schlussmann einen kraftvollen Kopfball gerade noch entschärfen. Auch bei den restlichen Versuchen der Düsseldorfer wirkte der ehemalige Nationaltorhüter sicher, der sich eine weitere weiße Weste verdiente.

2. Abwehr

war endlich zurück auf dem Platz - Jan Gyamerah
war endlich zurück auf dem Platz - Jan Gyamerah / Lars Baron/Getty Images

Jan Gyamerah, selbst erst frisch genesen, musste Josha Vagnoman vertreten und das dies ohne der Qualität in der rechten Verteidigung zu schaden. Gyamerah war zuverlässig und stark im Zweikampf und richtete auch den Blick nach vorn. Nach 55 Minuten war jedoch Schluss, für den gerade erst wieder genesenen Verteidiger.

Toni Leistner - Herr der Lüfte. Ist der Ball in der Luft, ist Leistners Kopf meistens nicht weit. Mit seiner Physis klärt der 30-jährige resolut. In der Schlussphase verlor Leistner Kenan Karaman jedoch aus den Augen, der zum Glück zu wenig Druck hinter seinen Kopfball brachte. Ansonsten war Leistner mal wieder die letzte, unüberwindbare Bastion.

Stephan Ambrosius stützte sich gerne auf seinen Gegenspielern ab und verursachte dadurch den ein oder anderen Freistoß. Bei einem taktischen Foul in der zweiten Halbzeit konnte das Eigengewächs froh sein, dass es aufgrund des Wegschlagen des Spielgeräts im Anschluss des Fouls nicht mit Gelb-Rot vom Platz flog.

Tim Leibold machte Geschwindigkeitsdefizite mit seiner Erfahrung und tollem Stellungsspiel wett. Der Kapitän versuchte es immer wieder mit Vorstößen über die linke Seite, Abnehmer fand der 27-jährige im Strafraum jedoch nicht.

3. Mittelfeld

wechselte erneut in die Abwehr - Moritz Heyer
wechselte erneut in die Abwehr - Moritz Heyer / Lars Baron/Getty Images

David Kinsombi war bereits früh sehr auffällig. Nach seinem tollen Auftritt in Braunschweig wollte der 25-jährige nachlegen, das war zu spüren.
Kinsombi war es, der für Gefahr sorgen wollte, jedoch gelang es auch dem Mittelfeldmotor der Hamburger nicht, das Tor der Hausherren zu gefährden.
Nach sechs Scorerpunkten aus den vergangenen sechs Partien blieb der Deutsch-Kongolese ohne ein persönliches Erfolgserlebnis.

Moritz Heyer unauffällig auffällig - auch dank seines Einsatzes konnte der HSV viele Zweikämpfe für sich entscheiden. In der zweiten Halbzeit wechselte der Allrounder in die rechte Verteidigung und erledigte auch dort seinen Job ohne Mängel. Die Vielseitigkeit ist die große Stärke es 25-jährigen, der überall wichtig ist.

Jeremy Dudziak war als Aktivposten ständig in der Nähe des Spielgeräts. Zwingend wurden die Aktionen des verspielten Tunesiers aber auch nicht. Leider konnte der 25-jährige seine Kreativität nicht gewinnbringend einsetzen. Eine klare Chance für sich und seine Mitspieler konnte der Techniker nicht kreieren, was gegen die kompakte Düsseldorfer Abwehr auch sehr schwer war.

4. Sturm

baute mit anhaltender Spiellänge etwas ab - Sonny Kittel
baute mit anhaltender Spiellänge etwas ab - Sonny Kittel / Lars Baron/Getty Images

Simon Terodde, der im Jahr 2009 acht Spiele für dir Profis der Fortuna absolvierte, blieb ohne nennenswerte Aktion. Der 32-jährige wurde eng bewacht und erhielt kaum Chancen, gefährlich zu werden. In der 77. Minute war Schluss - ohne Saisontreffer Nummer 18, der allerdings mit großer Wahrscheinlichkeit bald folgen wird.

Sonny Kittel war anfangs offensiv, sowie in der Defensive viel unterwegs. Auch in Düsseldorf präsentierte der erstarkte Edeltechniker in der Anfangsphase einen enormen Spielwitz. Besonders das Auge für seine Mitspieler involviert de 28-jährigen immer wieder in gefährliche Aktionen. Regelmäßig führen tolle Pässe zu gefährlichen Aktionen - zumindest in der ersten Halbzeit. Im zweiten Abschnitt tauchte Kittel etwas ab und war kein Faktor mehr im Angriff.

Khaled Narey vertrat Bakery Jatta und entwickelte sofort Zug zum Tor. Sein erster Abschluss im Spiel in der 4. Minute rauschte aber weit am Kasten vorbei. Wie Jatta verfügt auch die Nummer sieben der Rothosen über einen Rückwärtsgang - viele Wege führten nach hinten, wo der pfeilschnelle Flügelspieler einige Male aushalf und Bälle gewann.

5. Einwechslungen

wechselte heute leider nicht den Sieg ein - Daniel Thioune
wechselte heute leider nicht den Sieg ein - Daniel Thioune / Lars Baron/Getty Images

In der 55. Minute reagierte Daniel Thioune erstmals: Für Jan Gyamerah betrat Amadou Onana das Feld - Moritz Heyer rückte danach auf die Position des Rechtsverteidigers.
Der junge Onana war wieder von einer sehr ruhigen Aura umgeben - kaum vorstellbar, dass dieser Hüne gerade einmal 19 Jahre alt ist.

In der 77. Minute betraten Bobby Wood und Aaron Hunt für Simon Terodde und David Kinsombi den Rasen. Wood, der erneut ohne Impuls blieb, rettete ein Mal stark in der Defensive.
Hunt, der in Brauschweig entscheidender Faktor des Sieges war, konnte ebenfalls keinen Effekt verursachen.

Für die letzten Minuten kamen Manuel Wintzjheimer und Bakery Jatta für Sonny Kittel und Jeremy Dudziak, ohne großartige Aktionen. Jatta konnte allerdings froh sein, dass ein leichtsinniger Ballverlust kurz vor dem Ende nicht zu einem Gegentor führte.

6. man of the match

verdiente sich die nächste weiße Weste - Sven Ulreich
verdiente sich die nächste weiße Weste - Sven Ulreich / Martin Rose/Getty Images

Sven Ulreich hielt mit einer starken Parade das Unentschieden fest und sicherte sich eine weiße Weste. Zwar wurde der 32-jährige kaum ernsthaft geprüft, in der entscheidenden Situation bewies der Keeper jedoch Klasse mit einer Glanzparade.


Auch wenn die Partie gegen Fortuna Düsseldorf kein Schmankerl war - für Feinschmecker eines knackigen 0:0 wurde viel geboten. Zwar war der HSV in nahezu allen Bereichen statistisch überlegen, aus diesen Vorteilen konnten die Rothosen aber keinen Profit ziehen.

Das 0:0 spricht jedoch gleichzeitig für die Abwehr der Hanseaten, die viele Bemühungen der Gastgeber bereits im Keim erstickte. Aus dem Spiel heraus wurde kaum eine gefährliche Aktion zugelassen - eine tolle Leistung gegen einen ambitionierten Gegner mit viel Potenzial.

Der HSV musste kein Risiko eingehen und der HSV ist kein Risiko eingegangen. Aus Düsseldorf wird ein Punkt zurück mit in die Hansestadt genommen, der den Rothosen zumindest bis nächstes Wochenende die Tabellenführung sichert.
Der VfL Bochum könnte jedoch mit einem Sieg am Donnerstag auf einen Punkt an die Hamburger heranrücken, Kiel könnte den Abstand am Mittwochabend auf zwei Punkte verringern.

Am kommende Samstag kommt mit dem SC Paderborn der nächste Bundesliga-Absteiger in den Volkspark - die nächste harte Nuss für Daniel Thioune und seine Mannen.