Diese Talente müssen sich zwischen mehreren Nationalteams entscheiden
Von Simon Hartmann
Spätestens seit dem Fall Jamal Musiala ist es dem Letzten klar geworden: Auch in Nationalmannschaften wird gefeilscht und verhandelt. Wie dem Bayern-Shootingstar geht es vielen jungen Spielern: Sie sind für gleich zwei oder mehr Nationen spielberechtigt. Auch sie müssen sich bald entscheiden, wessen Flagge sie auf der Brust tragen wollen. Entscheiden muss sich der Spieler vor seinem ersten Pflichtspieleinsatz für das A-Nationalteam. Nach Freundschaftsspieleinsätzen ist ein Verbandswechsel noch möglich, so vollzog ihn zum Beispiel der ehemalige Schalker Jermaine Jones, der vom DFB zum US-Verband wechselte.
Bei Musiala liegt die Wahl zwischen Deutschland, seinem Geburtsland, und dem Land seiner Mutter England. Dort lebte er seit seinem siebten Lebensjahr ehe er vergangenen Sommer nach München wechselte. Nigeria, das Geburtsland seines Vaters, steht bereits nicht mehr zur Debatte.
Solche Fälle werden uns im Weltfußball noch öfter begegnen und bewegen, denn keiner weiß, was in diesen jungen Männern vorgeht bei solch einer Entscheidung. Es ist wie die Wahl zwischen Mama und Papa. Häufig fällt die Wahl zugunsten der vermeintlich stärkeren Nationalmannschaft aus, aber NICHT immer. Beispiele gibt es genug: Pierre-Emerick Aubameyang und Riyad Mahrez hätten für Frankreich spielen können, ein Achraf Hakimi für Spanien; trotzdem spielen sie alle für afrikanische Nationalteams.
1. Youssoufa Moukoko: Deutschland, Kamerun
Bei ihm ist recht klar, dass er den Bundesadler in Zukunft tragen wird, da der DFB ein solches Megatalent nicht aus den Händen geben wird. Allerdings ist der 16-Jährige in Kamerun geboren und lebte bis zu seinem neunten Lebensjahr noch in Afrika, bevor er nach Hamburg kam. Von dort ging sein Weg zum BVB. Momentan ist er auch schon in Deutschlands Juniorenteams gemeldet.
2. Tanguy Nianzou: Frankreich, Elfenbeinküste
Der Spieler in Reihen des FC Bayern gilt als Megatalent und als einer der Besten in seinem Alter. Leider wurde der 18-Jährige seit seinem Transfer zu Bayern München dauerhaft von Verletzungen geplagt und kam dadurch nur auf einen Ligaeinsatz. Trotzdem gehört ihm die Zukunft bei den Bayern.
Und im Nationalteam? Auch dort wird Nianzu bestimmt Karriere machen, die Frage ist nur, für welche Nation. Nianzou könnte auch für die Elfenbeinküste auflaufen. Interessant könnte das definitiv sein, er besitzt die ivorische Staatsangehörigkeit und wäre dort über Jahre hinweg der Star im Team. Bei den Franzosen wird er um seinen Platz immer kämpfen müssen. Häufig spielen eben auch solche Faktoren bei der Wahl eine Rolle. Juniorennationalspieler ist er für Frankreich.
3. Folarin Balogun: USA, England
Ein besonders interessanter Fall ist der Gunner Folarin Balogun, dieser lief nämlich wie Musiala bereits für zwei verschiedene Juniorenteams auf: die USA und England. Deutlich mehr Spiele machte der Flügelflitzer, an dem bereits Bundesligisten Interesse hatten, für die Young Lions. Aber auch hier kann der entscheidende Punkt die Konkurrenz sein. Und mit Spielern wie Gio Reyna, Sergino Dest oder Christian Pulisic hätte Balogun auch in den USA tolle junge Kicker um sich.
4. Eren Dinkci: Deutschland, Türkei
Wieder einer, der vor einer verdammt engen und spannenden Entscheidung stehen wird: Eren Dinkci. Der 19-jährige Bremer traf bereits in der Bundesliga und gilt neben Nick Woltemade als die Zukunftshoffnung der Hanseaten und soll langsam aufgebaut werden. In der Regionalliga schoss er mit sieben Treffern in acht Partien alles kurz und klein.
Vor der Wahl Deutschland oder die Türkei standen bereits viele. Ilkay Gündogan, Mesut Özil oder Serdar Tasci entschieden sich für Deutschland. Hakan Calhanoglu, Ömer Toprak oder Nuri Sahin tragen den Halbmond auf der Brust. Dinkci lief bereits für beide Nationen auf. Jedoch nur einmal für die Türkei in der U19. Momentan steht er im Aufgebot der deutschen U20. Entschieden ist hier trotzdem noch nichts.
5. Malick Thiaw: Deutschland, Finnland, Senegal
Zwei Nationalteams stehen für viele junge Kicker zur Auswahl, aber drei sind dann doch schon ordentlich viel. Das Schalke-Talent Malick Thiaw steht genau vor einer solchen Herausforderung. Trotz neun Einsätzen in dieser Bundesligasaison lief der Innenverteidiger noch nie in einem Nationaltrikot auf. Sein Vater ist Senegalese und seine Mutter stammt aus Finnland, geboren und aufgewachsen ist der 1,95 Meter große Hüne in Düsseldorf.
Der Senegal scheint eher nicht zur Debatte zu stehen, also wird die Entscheidung wohl zwischen Deutschland und Finnland fallen. Vieles spricht für Finnland, denn die Skandinavier sind bei der EM 2021 am Start und es ist nicht von der Hand zu weisen, dass dort bereits Thiaw im Aufgebot stehen könnte. Für eine Nominierung im deutschen Kader müsste er seine tolle Entwicklung noch deutlich weiter fortführen.