Bayern München und Katar: Die Pseudomoral der Multimillionäre

Bayern München und Qatar Airways: Eine mehr als fragwürdige Partnerschaft
Bayern München und Qatar Airways: Eine mehr als fragwürdige Partnerschaft / Visionhaus/GettyImages
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Da ist sie mal wieder, die gute alte Doppelmoral. Bayern München und die Partnerschaft mit Qatar Airways - ein elendiges Thema. Aber ein wichtiges. Kann der FCB das Engagement in und mit Katar überhaupt rechtfertigen? Ein Kommentar.


Ewig kommt nichts, dann alles auf einmal: Der Ketchup-Flaschen-Effekt - hinlänglich bekannt. Ein Effekt, der sich beim FC Bayern mit all seiner Wucht bemerkbar macht. Die Katar-Problematik fällt dem deutschen Rekordmeister momentan gewaltig auf die Füße. Dabei sprechen sich die Fans schon lange gegen eine Partnerschaft mit Qatar Airways über den bis 2023 datierten Vertrag hinaus aus.

Das Problem: Die Bayern haben sich bis heute nicht öffentlich zur Situation im Emirat geäußert. Die kürzlich ausgetragene Jahreshauptversammlung wurde frühzeitig beendet, obwohl die anwesenden Mitglieder sehnlichst über das weitere Vorgehen bezüglich des Katar-Sponsorings sprechen wollten.

Ein entsprechender Antrag von Mitglied Michael Ott, über die Beendigung zu diskutieren, wurde gekonnt geblockt. Bayern verwies auf die Argumentation des Landgerichts München, wonach die Mitglieder nicht die juristisch korrekten Adressaten für den Fall seien.

Bayern München verkriecht sich - Fans und Mitglieder sind egal

Das mag zwar rechtlich stimmen, zeigt aber auch, wie egal dem Klub seine Fans und Mitglieder sind. Bayern verkriecht sich. Das ist peinlich, frech und ignorant. Die Lage der Menschenrechte in Katar ist katastrophal. Die Medien berichten von 6.500 Menschen, zumeist Gastarbeiter, die während der Bauarbeiten für die WM 2022 ums Leben kamen. Der Rest von ihnen wird in Form von erpresserischen Einstellungsgebühren sowie illegalen Lohnkürzungen diskriminierend und mit Angst vor Repressalien ekelhaft ausgebeutet.

Doch Bayern München schaut weg - und glaubt, ein weiteres Engagement mit Qatar Airways brächte die notwendigen Werte des Bundesligisten früher oder später in das Land. Dabei ist die Abwägung des FCB zwischen Verlängerung und Beendigung des Kontrakts am Ende des Tages wohl eine rein wirtschaftliche Entscheidung. Mit 20 Millionen Euro jährlich kann der Rekordmeister immerhin eine Menge anfangen. Dass Menschen 4.300 Kilometer Luftlinie entfernt mit den Füßen getreten werden ist doch egal, solange man Robert Lewandowski und Co. mit saftigen Verträgen ausstatten kann, oder?

Die Pseudomoral und Scheinheiligkeit des FC Bayern

Witzig nur, dass der FCB einer der Klubs ist, der sich öffentlich zu Themen wie Weltoffenheit und gegen Diskriminierung jeglicher Art bekennt. Aktionen wie "Rot gegen Rassismus", eine in Regenbogenfarben versetzte Arena und viele weitere soziale Projekte sprechen für ein eigentlich starkes Engagement des Klubs.

In Anbetracht der aktuellen Katar-Problematik erscheinen all diese Werte nur als irrwitzige Eigen-PR. Solange die Bayern bei Katar (wegen des Geldes) ein Auge zudrücken, ist alles andere nichts wert.

Wenn man auch nach 2023 trotz des ausdrücklichen Wunsches vieler, vieler Fans die Partnerschaft verlängert, sind alle anderen Aktionen der Bayern lediglich Scheinheiligkeit. Und Pseudomoral von Multimillionären ist einfach nur peinlich...