Adeyemi lernt nicht dazu - der BVB muss jetzt endlich Eier beweisen!

Borussia Dortmund gewann das Freitagabendspiel der Bundesliga gegen Gladbach, doch die Freude darüber wurde erneut getrübt. Wie lange lässt sich der BVB noch auf der Nase herumtanzen? Ein Kommentar.
BVB-Star Karim Adeyemi
BVB-Star Karim Adeyemi / Sebastian El-Saqqa - firo sportphoto/GettyImages
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Borussia Dortmund verfolgt den Anspruch, zu den größten Klubs Europas zu gehören und ganz sicher die klare Nummer zwei in Deutschland hinter dem FC Bayern München zu sein. Um diesen hohen Standards aber gerecht zu werden, gehört jedoch weitaus mehr dazu, als nur ein paar Fußballspiele zu gewinnen.

Kaum ein anderer Klub im deutschen Profifußball sorgt derzeit für derart häufige Nebengeräusche vor, während oder nach Spielen wie der BVB. Anstatt sich über die sportlichen Errungenschaften wie etwa dem gestrigen 2:0-Sieg gegen Gladbach zu freuen, gleicht es fast im regelmäßigen Takt einer schwarz-gelben Krabbelgruppe, in der so mancher Schwererziehbare lieber seinem eigenen Kopf nachgeht, anstatt sich an die Werte des Klubs zu halten und in der Öffentlichkeit seiner Vorbildfunktion nachzukommen.

Adeyemi kann oder will es nicht verstehen

Noch vor wenigen Jahren, als der große Aufstieg des einstigen Talents Karim Adeyemi bei Red Bull Salzburg seinen rasanten Aufstieg nahm, wunderte sich so mancher, wie der FC Bayern es damals nur soweit kommen lassen konnte, den pfeilschnellen Offensivspieler als Kind aus seiner Jugendabteilung zu werfen und somit eines der größten Fußballtalente des Landes vermeintlich zu verschlafen. Die genauen Gründe waren damals nicht bekannt, doch es hieß, es ginge um verschiedene Disziplinlosigkeiten.

Es ist sicherlich vermessen zu behaupten, dass ein 9-jähriger Junge die Tragweite seiner Handlungen in diesem Alter schon einordnen kann, doch es scheint ein Charakterzug zu sein, der sich wie ein roter Faden bis zum heutigen Tag durchzieht. Zumindest hätte der Rauswurf in München wohl damals schon mindestens als massiver Denkzettel dienen müssen, der sich ins Gehirn eines Jungspunds brennt, der dem Traum vom Profifußball folgt. Scheinbar Fehlanzeige.

Der heutige Starspieler von Borussia Dortmund fällt stattdessen auch jetzt ebenfalls häufiger durch Nebengeräusche als durch sportliche Glanzleistungen auf. Nachdem er Ende Oktober bereits mit einem Flaschenwurf nach seiner Auswechslung für Aufsehen gesorgt hatte, folgte wenig später der ganz große Knall. Adeyemi ereilte ein Strafbefehl wegen illegalen Waffenbesitzes, der für enormen Wirbel rund um den Dortmund-Star und zahlreiche Experten-Kritik sorgte und ihm sowohl vom BVB als auch von Seiten des DFB zumindest diskutierbare Konsequenzen einbrachte.

Nun folgte im Freitagsspiel des 15. Spieltags in der Bundesliga abermals ein aufsehenerregender Aussetzer, obwohl man beim BVB offenbar intern zuletzt schon auf derartige Themen hingewiesen hatte. Bei Adeyemi schien davon gestern allerdings wenig hängen geblieben zu sein.

Erreicht Niko Kovac Karim Adeyemi noch?
Erreicht Niko Kovac Karim Adeyemi noch? / Pau Barrena/GettyImages

Adeyemi, der sich bereits während des Spiels mit dem Gladbacher Diks angelegt hatte, zickte nach seiner Auswechslung nach rund einer Stunde wie ein Kleinkind und wollte umgehend in die Kabine abdampfen. Sportdirektor Sebastian Kehl musste den angesäuerten und einem Hauch von Starallüren behafteten Angreifer einfangen und wie ein Grundschuldkind auf die Auswechselbank setzen, wo Adeyemi bis zum Abpfiff schmollte.

Wie schon nach dem Sieg gegen Köln Ende Oktober wurde also nach dem Abpfiff gegen die Fohlen nicht groß über den Erfolg der Dortmunder Mannschaft diskutiert, sondern zum wiederholten Male über einen eigenwilligen Einzelkönner, der seine Emotionen nicht im Griff zu haben scheint. Neben Adeyemi hat Dortmund auch mit Serhou Guirassy derartige Probleme schon durch und irgendwann muss mal Schluss sein mit Kuschelkurs und läppischen Strafen. Der BVB muss endlich Haltung zeigen und ein toleranzfreies Statement setzen!

Der BVB kann nicht länger zuschauen und die Star-Aussetzer mit Kleinigkeiten abtun

Kehl kündigte zwar bereits im Nachgang an das Gladbach-Spiel eine Geldstrafe für Karim Adeyemi an, doch ob diese den Gutverdiener am Ende wirklich juckt, scheint fraglich. Dem 23-Jährigen scheint es offenbar derart gut zu gehen, dass selbst nach mehrmaligen Ausfällen kein Lerneffekt einzusetzen scheint. Adeyemi bleibt sich in Sachen Fehltritten treu. Die Frage, was der Angreifer damit innerhalb der Mannschaft und in der Außenwirkung des Vereins bewirkt, steht als Störfeuer im Raum und muss endlich von den Verantwortlichen des BVB beantwortet werden. Klar, deutlich und konsequent! Ohne Wenn und Aber.

Karim Adeyemi wird zum Enfant terrible für den BVB
Karim Adeyemi wird zum Enfant terrible für den BVB / UWE KRAFT/GettyImages

Adeyemi scheint einfach nicht verstehen zu wollen, dass er als Fußballprofi auch ein Vorbild für zahlreiche Nachwuchsfußballer und Klub-Repräsentant sein sollte. Vielleicht ist es ihm aber schlichtweg einfach egal.

Beim Anblick seines Verhaltens könnten so mancher Nachwuchskicker womöglich meinen, dass es cool wäre, derart aus der Reihe zu tanzen und außerhalb der eigenen Bubble weder Freund noch Feind zu kennen. Ein Schaden für den Mannschaftssport Fußball sowie das Ansehen des BVB, der härtere Konsequenzen als nur eine Geldstrafe an den Tag bringen sollte.

Lässt sich der BVB weiterhin auf der Nase herumtanzen?

Wie lange will man in Dortmund noch zuschauen und sich nach Spielen mit derart nervigen Themen beschäftigen, anstatt sich für sportliche Errungenschaften feiern zu lassen? Ganz ehrlich, das wäre mir als Vereinsführung auf Sicht einfach zu dumm. Adeyemi sollte deshalb nun als exemplarisches Beispiel herhalten, um zu zeigen, welche Konsequenzen einem Spieler drohen, der sich scheinbar unbelehrbar außerhalb von Vereinswerten und Verhaltenskodizes bewegt.

Dortmund sollte den Angreifer, der sich ja auch für die WM 2026 beweisen muss, vorerst aus dem Verkehr ziehen und ihm die Möglichkeit nehmen, am Spielbetrieb auf Profiebene teilzunehmen. Das würde dem Spieler wohl am meisten wehtun. Alternativ könnte man dem ohnehin wechselwilligen Adeyemi im Winter auch einfach die Tür für einen Abschied öffnen und sich somit von einem Störfaktor befreien.

Es braucht endlich eine klare Linie wenn der BVB ein Topklub sein will

Wenn ich an die großen Leitwölfe der Vergangenheit zurückdenke, dann fehlt dem BVB auf dem Platz ganz offensichtlich jemand wie die Barça -Legende Carles Puyol, der sich Eigenbrötlern wie Adeyemi bereits verschärft zur Brust genommen hätte. Doch dann muss eben die Führungsetage des BVB endlich einschreiten und echte Konsequenzen ziehen, statt nur schnell vergessene Geldstrafen auszusprechen.

Dortmunds Führung muss endlich undiskutierbare und für alle geltende Leitplanken setzen
Dortmunds Führung muss endlich undiskutierbare und für alle geltende Leitplanken setzen / VOLKER HARTMANN/GettyImages

Sowohl bei Adeyemi als auch bei Guirassy scheint der Schmusekurs mit Stars ja ganz offensichtlich nicht zu fruchten und zu weiteren Quertreibereien drum herum zu führen. Somit wird eine gesamte Mannschaft mit in einen Sumpf gezogen, in dem völlig unklar zu sein scheint, wo genau die tatsächliche Schmerzgrenze der Bosse liegt und bis zu welchem Grad man es als Starspieler beim BVB treiben kann, ehe etwas ernsthaftes als Konsequenz folgt. Die offenbare Lustlosigkeit von bislang unbedeutenden Youngstern wie Cole Campbell und Julien Duranville, die zuletzt zum Kaderausschluss gegen Freiburg führten, sollte Alarm genug sein, dass die schwarz-gelbe Leine viel zu lang ist und sich mittlerweile in jeder Hierarchiestufe ein Quertreiber befinden könnte.

Das Standing des BVB steht auf der Kippe

Man könnte nun sicherlich das Sprichwort-Bingo herausholen und mit Sätzen wie "Wer nicht hören will, muss fühlen”, "Man beißt nicht die Hand, die einen füttert” oder "Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht” um sich werfen - doch so einfach und banal ist es unterm Strich dann einfach auch. Es müssen endlich klare Leitplanken gesetzt werden - ausnahmslos für jeden. Ansonsten wird sich diese Aneinanderreihung von Peinlichkeiten wohl bis zum Saisonende durchziehen.

Der BVB hat es selbst in der Hand, wofür er künftig stehen will und ob er es weiterhin zulässt, dass ihm die eigenen Spieler auf der Nase herumtanzen. Wofür will man in naher Zukunft in Dortmund wirklich stehen: Ernst zu nehmender Top-Klub oder schwarz-gelbes Kasperletheater?


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