Warum der FC Bayern über einen Füllkrug-Transfer nachdenken sollte
Von Oliver Helbig

Niclas Füllkrug konnte in England einfach nicht Fuß fassen. Selbst sein Berater Thorsten Wirth musste zuletzt eingestehen, dass der Wechsel zum Premier-League-Klub West Ham United ein Fehlgriff war. Nun steht im Wintertransferfenster wohl auch eine Rückkehr in die Bundesliga im Raum, damit der 32-Jährige sich eine Chance wahren kann, in den WM-Kader von Julian Nagelsmann zu kommen.
Es gibt reichlich deutsche Teams, die einen treffsicheren Füllkrug gebrauchen könnten. Doch vielleicht sollte auch der eine oder andere Klub über einen Transfer des Angreifers nachdenken, der vielleicht nicht zwingend einen offensichtlichen Bedarf zu haben scheint.
Rückkehr in die Bundesliga nicht ausgeschlossen
Nach bisher 27 Pflichtspielen für West Ham United kann Niclas Füllkrug lediglich drei Tore vorweisen. Neben der ausbaufähigen Torausbeute waren es aber auch immer wieder unglückliche Verletzungsphasen des gebürtigen Hannoveraners, die dem Gesamtbild dieses Engagements einen traurigen Rahmen verleihen. Füllkrug und die Premier League – dieses Abenteuer scheint nicht zusammenpassen zu wollen - eine Rückkehr ins deutsche Oberhaus im Winter wohl nicht ausgeschlossen.
Neben einigen Klubs, die offensichtlich einen Angreifer wie Niclas Füllkrug gebrauchen können, sollte vielleicht auch der FC Bayern München über eine Verpflichtung des Mittelstürmers nachdenken.
Warum der FC Bayern über Füllkrug nachdenken sollte
Angesichts des Münchner Höhenflugs und der vorhandenen Kaderqualität mag es irrsinnig erscheinen, einen solchen Gedanken zu fassen, doch man sollte die Idee nicht vorschnell verurteilen. Zwar wirkt der FC Bayern derzeit unaufhaltsam und so mancher möge meinen, man solle vielleicht besser keinen Transfer tätigen, um das funktionierende Gesamtgebilde nicht aus den Fugen zu drücken. Bei Füllkrug sieht die Lage jedoch anders aus und im großen Erfolg macht man die einfachsten Fehler.
Betrachtet man den Kader des deutschen Rekordmeisters, stellt man fest, dass es noch immer keinen echten Backup für Top-Torjäger Harry Kane gibt, denn auch Nicolas Jackson ist in meinen Augen kein Mittelstürmer im klassischen Sinne.
Der Senegalese kommt mehr aus der Tiefe des Feldes, spielt gerne um den Strafraum herum und sucht Läufe hinter die Kette. Die Chelsea-Leihgabe ist mehr ein raumgreifender Stürmer der sich gerne auch mit Dribblings in Position bringt. Zwar erhält Nicolas Jackson seine Einsätze in der Sturmspitze, doch diese werden von Bayern-Coach Vincent Kompany nur eingestreut, wenn er es sich auch bedenkenlos erlauben kann. Was aber, wenn Harry Kane mal verletzungsbedingt ausfällt und man gegen namhaftere Konkurrenz einen klassischen Mittelstürmer benötigt, um der taktischen Idee keinen Spagat zuzumuten oder Abbruch zu erteilen? Exakt dieser Spielertyp fehlt den Bayern noch immer.
Als Kane-Backup würde Füllkrug den Münchner Kader abrunden und aufwerten
Füllkrug ist ein echter Strafraumstürmer mit Näschen und hat seine Torgefährlichkeit bereits mehrfach unter Beweis gestellt. Als Knipser war er deshalb nicht nur auf Vereinsebene bei Werder Bremen oder Borussia Dortmund erfolgreich, sondern konnte dank seiner Stärken auch stolze 14 Tore in 24 Länderspielen erzielen. Der 32-Jährige weiß, wo das Tor steht, und präsentiert sich im Strafraum abschlussstark und treffsicher. Daran hat auch der Insel-Flop bei West Ham United nichts geändert. Ein fitter Füllkrug ist nach wie vor eine echte Waffe und als Backup für Harry Kane wäre die sympathische Frohnatur eine sinnvolle Lösung. Lücke würde eine Lücke schließen. Wortspiel Ende.
Füllkrug würde auch menschlich nach München passen
Und damit wären wir auch schon beim nächsten Punkt, warum Füllkrug den Bayern gut zu Gesicht stehen würde. Neben all den sportlichen Mitbringseln, mit denen Niclas Füllkrug den Kader von Vincent Kompany ergänzen könnte, würde er auch das mannschaftliche Miteinander nicht aus den Bahnen werfen – sofern er seine Rolle als Backup auch wirklich annimmt, was ich aber nicht bezweifle.
Der Angreifer, der immer für einen guten Spruch auf den Lippen und ein verschmitztes Lächeln bekannt ist, würde auch charakterlich zur Bereicherung werden und der guten Grundstimmung an der Säbener Straße keinen Abbruch tun. Füllkrug würde den Spaßfaktor der Bayern vermutlich sogar noch einmal anheben und bildet somit ein durchaus attraktives Gesamtpaket.
Der Stürmer strotzt zudem vor Siegeswillen und kann in entsprechenden Phasen auch den Finger in unbequeme Wunden legen und Verantwortung übernehmen. Ohne große Umschweife und Filter sagt Füllkrug, was ihm durch den Kopf geht. Er gilt als ehrlich, geradeaus, bodenständig und mannschaftsdienlich und dürfte seinen Platz in der Bayern-Hierarchie schnell finden. Klartextsprecher kann man in München auch nach dem Abgang von Thomas Müller noch gut gebrauchen.
Finanziell müsste sich Max Eberl kein Bein ausreißen und wüsste, was er bekäme
Auch finanziell dürfte ein Füllkrug-Deal deutlich leichter zu stemmen sein als ein Mega-Paket um Nicolas Jackson, das auf lange Sicht ohnehin nicht realistisch erscheint. Füllkrugs Marktwert liegt bei noch zehn Millionen Euro, West Ham dürfte an einer unkomplizierten Lösung des Transferflops interessiert sein und Max Eberl wiederum wird keinen Mondpreis für den Senegalesen Jackson nach London überweisen.
Somit bliebe die Backup-Frage um Kane mit etwas Weitsicht noch immer unbeantwortet – es sei denn, man denkt im Winter ernsthaft über eine Verpflichtung von Niclas Füllkrug nach. Er würde diese Rolle meiner Meinung nach ideal ausfüllen und hätte auf mehreren Ebenen einen Mehrwert für die Münchner, mit dem man den eh schon guten Kader noch etwas abrunden könnte.
Füllkrug könnte einer wie Olic oder Choupo-Moting werden
Niclas Füllkrug scheint auf den ersten Blick natürlich kein schillerndes Transferziel der Kragenweite des FC Bayern zu sein, doch für den Bedarf, den der Rekordmeister in seinem guten, aber noch immer zu dünnen Kader hat, ist der DFB-Stürmer eine der passendsten Lösungen überhaupt, da er sportliche Kompetenz mit finanziellem und charakterlichem Sinn kombiniert.
Zudem ist er als deutscher Nationalspieler ohnehin interessant. Füllkrug mag nicht der ganz schillernde Name sein, den man sich erhofft, doch das waren ein Ivica Olic oder Eric Maxim Choupo-Moting auch nicht und trotzdem schloss man beide tief ins Münchner Fan-Herz ein. Für die Rolle, die ich für Füllkrug in München sehe, braucht es den fancy Namen auch nicht. Bei einem Füllkrug-Transfer ist drin, was drauf steht - und mehr benötigt es auch nicht.
Beim Hannoveraner weiß man, was man bekommt, und das, was Füllkrug zu bieten hat, ist genau das, was der FC Bayern benötigt – und das zum kleinen Preis. Also, Max: Hol ihn dir!
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