Werder-Neuzugang: Wer ist Nicolai Rapp und was steckt in ihm?

Nicolai Rapp (24) wechselt als sinnvolle Verstärkung für Abwehr und Mittelfeld an den Osterdeich
Nicolai Rapp (24) wechselt als sinnvolle Verstärkung für Abwehr und Mittelfeld an den Osterdeich / Alexander Scheuber/Getty Images
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Mit Nicolai Rapp hat Werder Bremen den zweiten zweitligaerprobten Neuzugang für die 2. Bundesliga eingetütet. Der 24-Jährige kennt Trainer Markus Anfang bereits sehr gut und wird die Grün-Weißen in Abwehr und Mittelfeld verstärken. Aber wer ist dieser Rapp eigentlich genau und was steckt in ihm? Königstransfer oder Kategorie Patrick Erras? 90min liefert den Überblick.


Vor allem finanziell kann man über die aktuellen (wenn auch schleppenden) Transferbemühungen am Osterdeich keineswegs klagen. Rapp wechselt für kolportierte 200.000 Euro von Union Berlin nach Bremen. Die Eisernen selbst gaben im Frühjahr 2019 noch 250.000 Euro für Rapp aus. Der Marktwert des flexiblen Defensivspielers liegt laut transfermarkt.de bei 700.000 Euro.

Nach dem ablösefreien Transfer von Anthony Jung und den immerhin eingetüteten elf Millionen Euro (plus vier Mio. Euro späterer Boni) für den zuletzt unauffälligen und längst wechselwilligen Milot Rashica, bildet Rapp eine weitere gute Verstärkung für den potenziellen Wiederaufstieg in das Oberhaus – Chapeau, Herr Baumann!

Nicolai Rapp wechselt zu Werder Bremen
Wohl auch dank Trainer Markus Anfang: Daumen hoch für den Werder-Transfer / Alexander Hassenstein/Getty Images

Die ursprüngliche Idee dieses Transfers kam dabei sicherlich von Markus Anfang. Gerade unter ihm durchlief Rapp eine sehr erfolgreiche Zeit bei seiner jüngsten Leihstation in Darmstadt. Hier avancierte er in einem 4-2-3-1 zu einer festen Größe auf der Doppelsechs - und das als eigentlich gelernter Innenverteidiger. Rapp bildete einen wichtigen Baustein für die enorm starke Rückrunde der Lilien, welche man mit Blick auf die gesonderte Rückrundentabelle auf Platz drei hinter den beiden Aufsteigern aus Fürth und Bochum abschloss.

Kurzpass-Rappo und Mister "Übersicht"

Rapps individuelle Stärke im defensiven Mittelfeld ist dabei sicherlich seine Passgenauigkeit und die damit einhergehende Spielübersicht. Er reißt das Spiel und die Gegner an sich, um im selben Moment die Murmel wieder patschen zu lassen. Das zeigt insbesondere seine Statistik über erfolgreiche kurze Pässe (85,9 Prozent), aber auch erfolgreiche Pässe gesamt (80,73%).

Was die Geschwindigkeit betrifft, so ist Rapp (31,97 km/h) etwas schneller als Werders zentrale Mittelfeldakteure namens Christian Groß (31,47), Maximilian Eggestein (31,35), Kevin Möhwald (30,76) und Patrick Erras (29,6). Einzig und allein Jean-Manuel Mbom (32,1) kann er hier nicht übertrumpfen.


Rapps Leistungen pro Klub:

  • SV Darmstadt: 45 Spiele, 2 Tore, 1 Assist
  • Erzgebirge Aue: 40 Spiele, 2 Assists
  • Greuther Fürth: 27 Spiele, 1 Tor
  • Union Berlin: 4 Spiele

Mit 'Rappo' kann der SVW die vielseits angesprochene und spätestens seit dem Klaassen-Abgang immer größer werdende Kluft im defensiven Mittelfeld schmälern. Der gebürtige Heidelberger, in der Jugend der TSG 1899 Hoffenheim ausgebildet, hat noch immer gehöriges Entwicklungspotenzial und ist damit ein Transfer auf Weitsicht. Gut möglich, vor allem wegen seines guten Drahts zu Chefcoach Anfang, dass er bereits einen Platz in der Startelf einnehmen wird. Ebenso denkbar ist aber auch eine wichtige Reservistenrolle.

Wie dem auch sei. Sicher ist, dass der Rapp-Transfer einer weiteren Verpflichtung für die Sechser-Position keinen Strich durch die Rechnung macht - zumindest nicht machen sollte. Die Gespräche zwischen Molde und Werder bezüglich eines Transfers von Mittelfeld-Ass Fredrik Aursnes haken derzeit wegen der noch wichtigen Saisonspiele des norwegischen Erstligisten, sind aber dank Einigung zwischen Aursnes und Werder grundsätzlich nicht gefährdet. Die Frage ist nicht ob, sondern wann der Sechser in die Hansestadt wechselt.

Rapp als sinnvolle Verstärkung für Startelf und Breite des Kaders

Die Verpflichtung von Rapp bildet somit keine Alternative, keinen Plan B von Manager Baumann, sondern dient als (potenzielle Startelf-) Verstärkung und ganz bestimmt als sportlich starke Option für die Breite des Bremer Kaders. Mit insgesamt 105 Zweitligaspielen hat Rapp bereits eine Menge Erfahrung im deutschen Unterhaus auf dem Buckel.

Damit zeichnet sich noch lange kein Königstransfer, aber eben auch keine Flop-Verstärkung ab. Dass Rapp zu den Grün-Weißen stößt und in seiner ersten Spielzeit - wie Patrick Erras - lediglich 22 Ligaminuten Spielzeit erhält, davon ist nicht auszugehen. Zu Erras‘ Verteidigung muss aber auch gesagt werden, dass er im vergangenen Sommer für die Bundesliga und eben nicht 2. Bundesliga verpflichtet wurde. Auch Erras hat in diesem Jahr ähnliche Chancen - zumindest als gestandener Reservespieler - auf sich aufmerksam zu machen.