Transfer-Check: Interessante Kandidaten für den "dünnen" Bayern-Kader

FC Bayern-Coach Thomas Tuchel erwähnte es bereits mehrfach in Interviews und Pressekonferenzen: Der Kader der Münchner ist nach den kurzfristigen Abgängen im Sommer zu dünn. Besonders in der Innenverteidigung herrscht Bedarf. Auch der oft vorgetragene Tuchel-Wunsch einer "Holding-Six" blieb bislang unerfüllt. Uli Hoeneß sicherte immerhin zu, dass die Wünsche des Trainers Gehör finden und abgearbeitet werden sollen. Doch welche Spieler wären interessante Transferziele für den Rekordmeister?

Die Ambitionen des deutschen Rekordmeisters sind traditionell überdurchschnittlich hoch, doch die jüngere Vergangenheit hat auch klar aufgedeckt, dass der Bayern-Kader im Vergleich zur restlichen Spitze der europäischen Schwergewichte womöglich nicht breit genug aufgebaut ist. Zumindest nicht, um auf mehreren Hochzeiten vorne bis zum Schluss mitzutanzen. In der Bundesliga reichte es in den letzten Jahren zwar am Ende für die Meisterschale, doch in den Pokalwettbewerben stießen die Münchner kaum noch in tiefere Runden vor. Im Pokal ist nun schon wieder frühzeitig Schluss. Zum vierten Mal in Folge.

Nicht erst Thomas Tuchel sprach diese brisante Kader-Thematik offen an und wünscht sich mehr Optionen. Auch Vorgänger Julian Nagelsmann ließ während seiner Bayern-Zeit vereinzelt durchblicken, dass er nicht immer glücklich mit der Kaderstruktur war. Das Problem ist demnach kein neues. Umso verwunderlicher also, dass diese Baustellen über einen so langen Zeitraum nicht geschlossen werden konnten.

Fragezeichen kamen ebenfalls auf, als die Bayern ihren Kader vor der aktuellen Saison nochmals ausdünnten und nicht nur Ryan Gravenberch zu Liverpool ziehen ließen, sondern auch dem Wechselwunsch von Benjamin Pavard nachgaben, ohne Ersatz an Land ziehen zu können. Dieses Vorgehen war, milde ausgedrückt, nicht gerade Bayern-like. Zu allem Übel platzten dann auch noch letzte Transferblasen am Deadline-Day und so wurde der Bayern-Kader noch überschaubarer.

Der FC Bayern verfügt im aktuellen Kader beispielsweise über lediglich drei etablierte Innenverteidiger und hat dringenden Bedarf, auf dem Transfermarkt tätig zu werden. Teilweise musste sogar Leon Goretzka im Abwehrzentrum aushelfen.

Zum anderen schwebt seit geraumer Zeit der Tuchel-Wunsch einer "Holding-Six" durch die Säbener Straße. Ein echter Sechser, ein Abräumer wie ihn die Bayern vielleicht seit Javi Martínez nicht mehr hatten. Dass Joshua Kimmich diese Position spielen könnte, hat er ansatzweise schon gezeigt. Tuchel sieht ihn aber eher in einer offensiveren Rolle. Auch hier ist also eine Planstelle weiterhin unbesetzt. Der Transfer des Portugiesen Palhinha scheiterte ebenfalls am Deadline-Day.

Dass die Münchner nach dem teuren Kane-Deal im Sommer immerhin die offene Stelle des Torjägers besetzen und das Lewandowski-Loch schließen konnten, ist Fluch und Segen zugleich. Zwar liefert Kane bereits genau das, was man sich von ihm versprochen hat, nämlich Tore, doch wurde eben auch ein nicht unerheblicher Geldbetrag dafür aufgewendet. Ein weiterer Monstertransfer wie der von Kane ist also unwahrscheinlich. Die passenden Lösungen bereits im Winter finden zu können, dürfte ohnehin nicht einfach werden für den deutschen Rekordmeister. Fakt ist aber auch: die Bayern müssen tätig werden und die Baustellen des Transfersommers 2023 schließen, wenn es in dieser Saison wieder um mehr als nur den Bundesliga-Titel gehen soll.

Wir listen mögliche interessante Kandidaten auf:

Innenverteidigung

1. Strahinja Pavlovic (FC Red Bull Salzburg)

Der 1,91m große Serbe könnte einer DER Top-Innenverteidiger der Zukunft werden. Er wirkt nahezu wie der Prototyp des modernen Verteidigers, ist stark am Boden und in der Luft, paart enorme Physis mit Tempo, verfügt über herausragende Zweikampffähigkeiten und ist mutig im Spielaufbau, in dem er mit präzisem Passspiel das Offensivspiel der Salzburger zusätzlich ankurbelt.

Der serbische Nationalspieler hat keine offensichtlichen Schwächen. Mit seinen gerade mal 22 Jahren steht Pavlovic außerdem noch vor großem Entwicklungspotenzial. Interessanter Fakt: er ist Linksfuß. Die aktuellen Innenverteidiger der Münchner sind allesamt in erster Linie stark mit dem rechten Fuß. Dass Bayerns neuer Sportdirektor Christoph Freund zuvor 17 Jahre in Salzburg tätig war, könnte ein Vorteil für die Münchner sein. Freund kennt den Spieler und seine Vertragssituation sicherlich im Detail. Aktueller Marktwert: 25 Millionen Euro.

2. Ousmane Diomande (Sporting Lissabon)

Ousmane Diomande ist ein Powerhouse! Der 1,90m große Ivorer gilt als eines der größten Innenverteidiger-Talente des afrikanischen Kontinents und macht in der portugiesischen Liga ordentlich auf sich aufmerksam. Bei Sporting Lissabon zählt er zum Stamm und ist ein wichtiger Faktor für die bislang tolle Saison der Hauptstädter. Tempo, physisch Marke Schrankwand und in der Luft eine Wucht. Zudem gutes Passspiel und gefährlich als Abnehmer bei Standards.

Der 19-Jährige erinnert in seiner Spielweise ein bisschen an Jérôme Boateng und dürfte bei zahlreichen Top-Clubs auf dem Zettel stehen. Vielleicht ja auch beim FCB? Aktueller Martkwert: 25 Millionen Euro.

3. Oumar Solet (FC Red Bull Salzburg)

Oumar Solet wechselte 2020 für 4,5 Mio von Olympique Lyon zu RB Salzburg und nahm seitdem eine tolle Entwicklung. Für seine stattlichen 1,92m wirkt sein Spielstil äußerst elegant. Soulet verfügt über tolle Technik, feines Auge und schaltet sich regelmäßig ins Offensivspiel ein. Sein cleveres Zweikampfverhalten ermöglicht es ihm zudem, sich zügig ins Umschaltspiel einzuschalten.

Bayerns Sportdirektor Christoph Freund kennt ihn noch aus seiner Salzburg-Zeit und könnte den Faden für einen Transfer sicherlich geschickt einfädeln. Aktueller Marktwert des 23-jährigen Franzosen: 17 Millionen Euro.

4. Juan Foyth (FC Villarreal)

Der 25-jährige Argentinier könnte durchaus eine interessante Option für die Münchner sein, ist er doch kein reiner Innenverteidiger, sondern ähnlich wie Ex-Münchner Benjamin Pavard häufiger auf der Rechtsverteidigerposition zu finden. Somit könnte Foyth, der aktuell beim FC Villarreal in der La Liga spielt, also doppelt interessant für die Bayern sein und für zwei Baustellen in Fragen kommen oder eben wie Pavard universell einsetzbar sein. Der 1,87m große Rechtsfuß wurde 2022 mit Argentinien Weltmeister. Aktueller Marktwert: 25 Millionen Euro.

Defensives Mittelfeld "Holding Six"

5. Vitaly Janelt (FC Brentford)

Vitaly Janelt fliegt im deutschen Fußball aktuell eher unter dem Radar und ist nicht besonders bekannt. Zu Unrecht! Der Ex-Bochumer durchlief die Jugendteams des HSV und RB Leipzig und wechselte 2020 vom VfL Bochum zum FC Brentford. Dort ging die Entwicklung des mittlerweile 25-Jährigen peu à peu nach oben. Auch in der aktuellen Saison gehört Janelt zum Stammpersonal des englischen Erstligisten und ein wichtiger Teil der Erfolgsgeschichte der Bees.

Janelts Stärken würden gut ins Spiel der Bayern passen. Er gilt als ausdauerreiche, zweikampfstarke Pressing-Maschine mit toller Physis und brandgefährlichen Distanzschüssen. Die Bayern sollten den in Hamburg geborenen Janelt unbedingt auf die Liste der Kandidaten nehmen. Aktueller Marktwert: 20 Millionen Euro.

6. Pierre-Emile Højbjerg (Tottenham Hotspur)

Das Ex-Bayern-Wunderkind hat einen steilen Karriereweg hingelegt und sich nicht erst durch die mitreißende EM 2020 der Dänen einen Namen gemacht. Zunächst als große Hoffnung der Münchner gefeiert, wurde schnell klar, dass ihm bei den Profis nicht die gewünschte Spielzeit zugesichert werden konnte. Über Leihen nach Augsburg und Schalke ging es dann 2016 letztlich auf die Insel, wo er zunächst für den FC Southampton Premier League-Luft schnupperte und seit 2020 bei den Tottenham Hotspur unter Vertrag steht. Dort kommt er aktuell nicht besonders zum Zug. Ein Winter-Transfer wäre also nicht unwahrscheinlich. Klopfen die Bayern bei ihrem Ex-Talent an? Aktueller Marktwert: 32 Millionen Euro.

7. Mats Wieffer (Feyenoord Rotterdam)

Ebenfalls eher unbekannt ist aktuell noch Mats Wieffer, doch der 23-Jährige schaffte es immerhin schon in den Kader der niederländischen Nationalelf. Für die Elftal stand er bislang sechsmal auf dem Feld und spielt sich immer mehr fest. Bei Feyenoord legte er eine steile Entwicklung hin und war wichtiger Baustein der erfolgreichen letzten Saison. Auch in dieser Saison ist Wieffer kaum aus der Elf von Rotterdam wegzudenken und dürfte mittlerweile im Fokus vieler europäischer Top-Clubs sein.

Ähnlich wie Janelt ein echter Teamplayer mit hoher Arbeitsrate, solidem Zweikampfverhalten und gefährlichen Distanzschüssen. Erinnert mit seinem Spielstil und dem lockigen Haupthaar ein bisschen an Bayern-Legende Mark van Bommel. Aktueller Marktwert: 15 Millionen Euro.

8. João Palhinha (FC Fulham)

Der Transfer des portugiesischen Nationalspielers platzte am Deadline-Day nur deshalb, weil Fulham in der kurzen Zeit keinen Ersatz mehr für ihn fand. Palhinha war indes schon in München und bereit, vorgestellt zu werden. Nach dem geplatzten Bayern-Deal zeigte sich das gesamte Palhinha-Umfeld angetan vom deutschen Rekordmeister und machte diese Zuneigung auch öffentlich bekannt. Dennoch verlängerte Palhinha wenig später zu deutlich besseren Bezügen bei den Londonern. Fraglich, ob der Transfer im Winter nochmal Fahrt aufnimmt oder der Portugiese den Bayern jetzt zu teuer wird. Aktueller Marktwert: 55 Milionen Euro.

9. Eric Dier (Tottenham Hotspur)

Der nächste Spurs-Reservist auf dieser Liste wäre sicher keine 1A-Lösung. Dennoch hätte die Verpflichtung des 29-Jährigen einen gewissen Reiz. Nicht nur, weil Dier ein Kumpel von Harry Kane ist und zum Wohlfühlfaktor des Torjägers beitragen würde. Vor allem aufgrund Diers Erfahrung und Polyvalenz. Der 49-fache englische Nationalspieler ist ein gelernter Sechser, wurde in Tottenham zuletzt aber meist in der Innenverteidigung eingesetzt. Dier kann also beide Positionen bekleiden und hat sogar schon das ein oder andere Spiel hinten rechts absolviert.

Als Backup-Lösung für die Kader-Breite könnte er also durchaus interessant werden. Sein Vertrag bei den Spurs läuft im Sommer 2024 aus. Dier könnte somit recht günstig zu haben sein. Aktueller Marktwert: 18 Millionen Euro.

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