Was ist eine "Holding Six"?

  • Was bedeutet der Begriff "Holding Six"?
  • Welche Eigenschaften muss ein solcher Spielertyp haben?
  • Welche Beispiele gibt es aus der Bundesliga?

Ist Joshua Kimmich eine "Holding Six" - oder nicht?
Ist Joshua Kimmich eine "Holding Six" - oder nicht? / Marvin Ibo Guengoer - GES Sportfoto/GettyImages
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Der Begriff "Holding Six" hat den Fußball-Sommer 2023 geprägt. Das große Verlangen von Bayern-Coach Thomas Tuchel nach einem solchen Spielertypen hat die Diskussionen angekurbelt. Doch was ist eine "Holding Six" eigentlich? Und warum ist - zumindest nach Meinung von Tuchel - Joshua Kimmich kein solcher Spieler?

Die "Holding Six" ist nichts anderes als ein defensiver Mittelfeldspieler - um es einfach und vordergründig zu erklären. Der englische Begriff ist quasi das Äquivalent dazu. Als "Sechser" bezeichnet man im Fußball den Spieler im Mittelfeldzentrum, der vor der Abwehr agiert. Entweder als "alleinige Sechs" oder als "Doppelsechs" mit zwei Spielern.

Welche Eigenschaften hat eine "Holding Six"

Die "Holding Six" ist dabei der Spielertyp, der vorrangig Defensiv-Aufgaben übernimmt und die Position vor der Abwehrkette hält - wie es der englische Begriff nahe legt. So soll er die Räume im Zentrum eng machen und Konter des Gegners verhindern. "Dieser Spielertyp beschreibt einen Balancespieler vor der eigenen Abwehr, der nur wenige Meter in Richtung Offensive unternimmt", beschreibt die Fußball-Analyseplattform 'Ballorientiert' (via tz).

Im modernen Fußball kommen der "Holding Six" aber auch wichtige Aufgaben mit dem Ball zu. Er ist kein reiner "Staubsauger" vor der Abwehr, sondern auch eine Art "Quarterback" in der Spieleröffnung. "Im Idealfall ist dieser Spieler im Spiel mit Ball zugleich ein Fußballer, der das Spiel als Stratege aktiv im Übergangsspiel aus der eigenen Hälfte in Richtung Gegner durch kluge Pässe nach vorne treibt", so die Erläuterung von 'Ballorientiert' weiter.

Beste Beispiele von solchen Spielertypen sind Sergio Busquets in seiner Barça-Zeit - oder ganz aktuell Rodri von Manchester City, den man gut und gerne als derzeit beste "Holding Six" der Welt betiteln kann.

Warum ist Joshua Kimmich keine "Holding Six"?

Joshua Kimmich hat zuletzt in einem Interview deutlich gemacht, dass er sich selbst als Sechser sieht. Thomas Tuchel hatte dagegen den Plan, Kimmich offensiver einzusetzen. Warum sieht der FCB-Coach den 28-Jährigen nicht als "Holding Six"?

Von seinen Anlagen könnte Kimmich diese Rolle eigentlich ziemlich gut ausfüllen. Er verfügt über ein gutes Passspiel, technische Fähigkeiten und kann auch ein guter Defensiv-Zweikämpfer sein. Rund 2/3 seiner Defensiv-Duelle gewann der Bayern-Star in der abgelaufenen Bundesliga-Saison 22/23.

Gegen Kimmich als "Holding Six" spricht jedoch, dass er sich sehr gerne in die Offensive einschaltet und gerade im letzten Drittel mit seinen Chip-Pässen hinter die Abwehr Tore einleiten oder sogar direkt vorbereiten möchte. Zudem ist Kimmich sehr umtriebig und hält oftmals seine Position vor der Abwehr nicht, um in offensivere Räume vorzustoßen. Genau das ist auch der Hauptkritikpunkt vieler, die Kimmich eben nicht als "Holding Six" sehen.

Zumindest hinterfragen kann man auch seine strategischen Qualitäten. Kimmich sucht häufig den Risikopass und hat im defensivtaktischen Verhalten sicher nicht seine Stärken. Vergleich man ihn etwa mit einem Rodri, werden deutliche Unterschiede sichtbar. Der Spanier von Man City verliert kaum Bälle, beschränkt sich in seinem Passspiel aber auch häufig auf die reine Spieleröffnung und sicheren Pässe zum Mitspieler.

Wer ist eine "Holding Six" in der Bundesliga?

Blickt man über das deutsche Oberhaus hinaus, wird deutlich, wie wichtig vielen Klubs ein defensiver Mittelfeldspieler geworden ist. Der FC Chelsea ist das perfekte Beispiel dafür. Nach Enzo Fernandez haben die Blues auch Unmengen an Geld für Moises Caicedo und Romeo Lavia investiert. Das Trio, aus dem jeder als eine Art "Holding Six" bezeichnet werden kann, hat Chelsea insgesamt eine Ablöse von schwindelerregenden 299,1 Millionen Euro gekostet. Im Schnitt hat man also knapp 100 Millionen Euro für eine neuen "Holding Six" ausgegeben.

In der Bundesliga gibt es einige Spieler, die als "Holding Six" bezeichnet werden können. Zu nennen wären hier wohl Emre Can, Rani Khedira, Robert Andrich, Florian Grillitsch, Julian Weigl, Nicolas Höfler oder Ellyes Skhiri.

Gesagt werden muss aber auch, dass der Begriff "Holding Six" immer auch Interpretationssache ist. Bei Skhiri könnte man zum Beispiel auch sagen, dass der Tunesier so viel läuft und so torgefährlich ist, dass er auch als etwas offensiverer Mittelfeldspieler der Kategorie "Kimmich" durchgehen kann.