So ist der Stand der Dinge auf Schalke: Peter Knäbel spricht über interne Versäumnisse und Trainer Grammozis

Peter Knäbel will den Mut nicht verlieren und glaubt an Trainer Dimitrios Grammozis.
Peter Knäbel will den Mut nicht verlieren und glaubt an Trainer Dimitrios Grammozis. / SASCHA SCHUERMANN/Getty Images
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Der FC Schalke 04 steht vor einem absoluten Neustart. Nach 32 Spieltagen haben die Königsblauen lediglich 13 Punkte auf dem Konto und konnten nur mit Mühe den Negativ-Rekord von Tasmania Berlin abwenden. Der Klub steht bereits seit mehreren Wochen als sicherer Absteiger fest und muss sich nun für die 2. Liga neu aufstellen. An einer Position wird sich allerdings zunächst nichts ändern. Wie Schalke-Sportvorstand Peter Knäbel gegenüber Sky verkündete, wird der Absteiger mit Trainer Dimitrios Grammozis in die kommende Saison starten.


Als Dimitrios Grammozis am 24. Spieltag den Cheftrainer-Posten auf Schalke übernahm, war die Messe eigentlich schon gelesen. Die Knappen standen mit mickrigen neun Punkten am Tabellenende. Daran konnte auch der neue Coach nichts ändern, der in seinen ersten acht Spielen insgesamt vier Punkte holte.

Grammozis wurde jedoch auch nicht als Retter oder Feuerwehrmann geholt, sondern als der Trainer, mit dem man den Wiederaufbau angehen möchte. Daran hat auch dessen magere Bilanz von 0,5 Punkten pro Spiel nichts geändert.

Knäbel bestätigt: Schalke 04 hat "definitiv die Absicht", mit Grammozis weiterzumachen

In der Sendung "Sky90" stärkte Sportvorstand Knäbel den 42-Jährigen demonstrativ den Rücken. "Er ist ein hervorragender Trainer und Fachmann. Für uns ist in der Gesamtbetrachtung das Resultat so, dass wir die feste Absicht haben mit Dmitrios in die neue Saison zu gehen", legt er sich fest.

Auf die Nachfrage von Moderator Wasserzieher, dass "definitiv" etwas anderes wäre als eine "feste Absicht", erklärt er, dass der Klub "definitiv die feste Absicht" hat, mit dem Coach weiterzumachen. Nun gehe es darum, "das Team um den Trainer zu stärken".

Dimitrios Grammozis
Dimitrios Grammozis soll die Schalker wieder ins Oberhaus führen. / Matthias Hangst/Getty Images

Die magern bisherigen Ergebnisse ändern folglich nichts daran, dass Knäbel vom Schalke-Coach überzeugt ist, was insbesondere an den außergewöhnlichen Umständen liegt. "Als wir ihn verpflichtet haben, wussten wir um die Schwere der Aufgabe. Wir haben zusätzlich etwas mitnehmen müssen, was nicht zu erwarten war. Wenn wir an die Ausschreitungen nach dem Spiel in Bielefeld denken. Das gab wieder fünf Tage Trainingsunterbrechung", erinnert sich der Sportvorstand.

Knäbel zwischen Ursachenforschung und dem Blick nach vorne

Wichtiger als die Trainer-Frage ist für den 54-Jährigen die Ursachenforschung und die Frage, wie Schalke 04 überhaupt in einen derartigen Negativ-Strudel hineingeraten konnte.

"Das ist kein Unfall oder Zufall, sondern ein Produkt von zwei Jahren - vor allem von Fehlentscheidungen, die getroffen wurden", erklärt der Sportvorstand. Vor knapp drei Jahren sonnten sich die Knappen immerhin als Vize-Meister, ehe der schlagartige Absturz auf Rang 14 und zwölf und nun auf Platz 18 folgte.

Viele machten insbesondere Ex-Kaderplaner Horst Heldt für den Leistungsabfall des Vereins verantwortlich. In der Fernsehshow vermied es Knäbel jedoch zu hart gegenüber Heldt nachzutreten. "Ich gucke nicht gern in den Rückspiegel. Natürlich sind da Fehlentscheidungen getroffen worden - aber wir sind alle nicht frei von Fehlern. Und die Corona-Pandemie hat viele Prozesse beschleunigt. Schuld ist sie aber nicht", relativiert er.

Horst Heldt
Horst Heldt gilt für viele als Startpunkt für den Schalker Abstieg / Pool/Getty Images

Wenngleich Ursachenforschung ein wesentlicher Bestandteil von Aufarbeitung ist, fordert der 57-Jährige, dass die Schalker nun vor allem die Zukunft ins Visier nehmen. "Es soll nichts unter den Teppich gekehrt werden", erklärt er. An Trainer Grammozis gewandt fügte er jedoch hinzu, dass es seine Aufgabe sei, "den Blick wieder nach vorne zu richten".

Fünf Trainer, aber kein Erfolg: Schalker Team wird angezählt

Bei all der Kritik an Kaderplanern, Vorstandsmitgliedern und Trainern darf jedoch auch die Mannschaft nicht aus der Verantwortung genommen werden. Wenn fünf Trainer binnen eines Jahres keinen Erfolg haben, muss eben auch am Team das ein oder andere faul sein.

"Ich denke, die Spieler haben ein schlechtes Gewissen - auch wenn es manchmal nicht so aussieht. Es macht keinen Spaß, das mitmachen zu müssen. Aber sie müssen ihre Verantwortung auch wahrnehmen", fordert Knäbel.

Die Saison 2020/21 wird für einige Schalker trotzdem die letzte Spielzeit sein. Bezüglich fixer Abgänge hält sich der Schalke-Verantwortliche aber noch zurück. "Der Abgabemarkt ist noch nicht so richtig ins Laufen gekommen. In der Gesamtheit ist das eine schwierige Aufgabe", erklärte er, wenngleich der Klub sich die Vorgehensweise schon Schritt für Schritt überlegt habe.

Schalke-Stars vor dem Absprung: Terodde und Latza kommen

Voraussichtlich werden die Knappen aber mit einem deutlich kleineren Kader in die Zweitliga-Saison gehen, bei denen einige Spitzenverdiener fehlen werden. Spieler wie Amine Harit, Matthew Hoppe oder Suat Serdar werden kaum zu halten sein, während ohnehin schon zahlreiche Leihspieler das Team verlassen werden. Hierbei ist jedoch, wie zum Beispiel im Fall Huntelaar, noch nicht überall eine Entscheidung gefallen.

Simon Terodde
Simon Terodde ist der Zweitliga-Torjäger schlechthin. Kann er Schalke 04 in die 1. Liga schießen? / Christian Kaspar-Bartke/Getty Images

Bereits jetzt steht fest, dass mit Simon Terodde und Danny Latza zwei erfahrene Spieler hinzu kommen, die das Team sofort verstärken und womöglich auch eine Führungsrolle übernehmen können. Weitere Spieler könnten folgen. Über ein Saisonziel bezüglich der kommenden Runde schweigt Knäbel zwar, relativiert jedoch, dass man mit solchen Neuzugängen nicht erst in zwei oder drei Jahren mit einem Aufstieg planen kann.

Fans und Knäbel richten den Blick nach vorne: Mission Aufstieg soll mit Optimismus starten

Dafür wären auch die zahlreichen Schalke-Anhänger auch zu ungeduldig, da sie es nicht kennen, ihren Klub in Liga 2 zu verfolgen. Nach den heftigen Ausschreitungen infolge des feststehenden Abstiegs scheint das Verhältnis zwischen Team und Fans ohnehin mehr als gespannt zu sein. Die breite Masse wird aber sicherlich alles dafür tun, um den Verein im kommenden Jahr wieder ins Oberhaus zu pushen.

Knäbel zeigte sich jedenfalls glücklich mit einer Vielzahl an Reaktionen, die den Verein in den letzten Wochen eingeholt haben. "Bisher bekomme ich nur aufmunternde Worte von Fans. Sie machen mir Mut, um nach vorne zu schauen. Ich bekomme keine Nachrichten, die sich mit der Vergangenheit beschäftigen. Für mich geht der Blick nur nach vorne", erklärt der S04-Verantwortliche.

Schalke 04
INA FASSBENDER/Getty Images

Ein kleiner Hauch von Aufbruchstimmung liegt also bereits über Gelsenkirchen. Dieser wird auch nötig sein, um der Mission Aufstieg mit neuer Energie und Optimismus entgegenfiebern zu können. Dann macht auch die Arbeit für Team und Verantwortliche gleich wieder viel mehr Spaß. Peter Knäbel hat seine Freude am Job jedoch nie verloren. "Ich gehe jeden Tag gerne zur Arbeit, weil ich von den Menschen bei Schalke 04 begeistert bin - und weil ich mich nach 18 Jahren in der Schweiz wieder in den Pott verliebt habe", schwärmt er. Für den Aufstieg wird jedoch nötig sein, dass nicht nur der Vorstand, sondern auch endlich wieder das Team Schalke 04 im Herzen trägt.