DFB-Kader im Check: Die EM-Chancen im Mittelfeld

Julian Nagelsmann hat im Mittelfeld reichlich Optionen
Julian Nagelsmann hat im Mittelfeld reichlich Optionen /
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Die Zeit rennt! Die aktuelle Länderspielpause im November ist bereits die zweitletzte vor der EM 2024 - viele Möglichkeiten, sich unter den Augen von Julian Nagelsmann für das Heimturnier zu empfehlen, gibt es also nicht mehr.

Wie ist der aktuellen Stand auf den einzelnen Positionen?90min checkt den DFB-Kader und schätzt ein, welche Spieler ihr EM-Ticket (losgelöst von Verletzungen) sicher haben, wer auf eine Teilnahme am Turnier hoffen darf und ob es mögliche Überraschungen gibt.

Nach dem Torhüter- und dem Abwehr-Check werfen wir in Teil III einen Blick auf das Mittelfeld.

Wer ist sicher dabei?

Ilkay Gündogan

Man kann zwar diskutieren, ob Gündogan die richtige Wahl als Kapitän ist, nicht aber, dass er zum EM-Aufgebot gehören muss. Der Routinier ist mit seiner Ballsicherheit und Spielintelligenz ein wichtiger Faktor im Mittelfeld und inzwischen auch ein Führungsspieler und sicherer Elfmeterschütze. An Gündogan führt kein Weg vorbei.

Joshua Kimmich

Gewiss gibt es den ein oder anderen Hobby-Bundestrainer, der Kimmich zu gerne daheim lassen würde. Ein solcher ist Julian Nagelsmann aber natürlich nicht. Der 28-Jährige musste zwar zuletzt ein paar bittere Pillen schlucken und ist sicher enttäuscht darüber, nicht zum Kapitän ernannt worden zu sein, jedoch ist seine Nominierung unstrittig. Einen Stammplatz wird er sehr wahrscheinlich auch innehaben.

Jamal Musiala

Selbstverständlich ist auch Jamal Musiala absolut im Kader gesetzt und soll eine ganz wichtige Rolle spielen. Natürlich ist es nicht optimal, dass der 20-Jährige erneut aufgrund eines Muskelfaserrisses die Länderspiele verpasst, jedoch ändert das wenig an seinem jetzt schon sehr hohen Status.

Leroy Sané

Bäume konnte Leroy Sané bei den vergangenen Turnieren nicht gerade ausreißen, jedoch sehen wir in dieser Saison Sané 2.0. Der 27-Jährige ist in der Form seines Lebens und aktuell wohl sogar der beste deutsche Fußballer. Selbstverständlich muss der Bayern-Star nominiert werden.

Florian Wirtz

Im DFB-Team konnte Wirtz zwar noch nicht so glänzen wie in Leverkusen, jedoch führt am Top-Talent kein Weg vorbei. Ob er letztlich auch seine Lieblingsposition auf der Zehn ausüben darf, bleibt abzuwarten, aber im Kader wird er definitiv stehen.

Leon Goretzka

Der Bayern-Star wurde zwar von Hansi Flick vor dessen Rauswurf mal außen vor gelassen, jedoch baut Julian Nagelsmann wieder auf ihn. Goretzka spielt bislang eine sehr gute Saison und ließ sich auch von kleineren Zwischenfällen wie dem Handbruch nicht aus dem Konzept bringen. Ob es für einen Stammplatz reicht, bleibt abzuwarten, jedoch dürfte die Nominierung inzwischen wieder absolut sicher sein.

Wer hat gute Chancen?

Julian Brandt

Brandt ist der wohl beste und konstanteste BVB-Spieler aktuell. Dies ist noch kein Gütesiegel, jedoch spricht es schon für eine gewisse Wandlung bei Brandt vom Wackel-Kandidaten zum Leistungsträger. Zwar hat Deutschland in der Offensive zahlreiche Optionen, jedoch muss der 27-Jährige in dieser Form mitfahren. Schließlich ist er auch vielseitig einsetzbar. Die Chancen dürften dazu auch gut stehen.

Serge Gnabry

Gnabry war zuletzt aufgrund seiner Armverletzung außen vor und muss sich beim FC Bayern hinten anstellen. Normalerweise ist der Offensiv-Allrounder ein fester Bestandteil beim DFB-Team, allerdings waren seine Leistungen dort auch eher schwankend. Seine Chancen auf eine Nominierung sind sicherlich gut, jedoch muss er in den kommenden Monaten schon auch Leistung zeigen. Alternativen gibt es offensiv einige.

Pascal Groß

Der Routinier von Brighton Hove & Albion wurde von Hansi Flick überraschend nominiert und hat sich als guter Griff erwiesen. Demnach baut auch Nagelsmann auf den Ex-Schanzer. Mit seiner Abgeklärtheit, seiner fußballerischen Reife und seinem taktischen Verständnis hat er zuletzt einen guten Eindruck neben Gündogan gemacht. Groß hat sogar gewisse Stammplatz-Chancen. Für eine Kader-Nominierung dürfte es jedenfalls langen.

Jonas Hofmann

Es gibt eigentlich wenige Gründe, Jonas Hofmann nicht zu nominieren. Der offensive Mittelfeldspieler absolviert eine ganz starke Saison in Leverkusen und ist ein absolut verlässlicher Teamplayer. Zudem könnte er als Schienenspieler eine Option werden.

Wer darf sich Hoffnungen machen?

Chris Führich

Führich feierte im Rahmen der US-Tour sein Debüt und spielt mit dem VfB Stuttgart eine äußerst gute Saison. Unter anderem bekam Führich ein Lob von Thomas Müller, was ja schon eine Art Auszeichnung ist. Offensiv ist Deutschland natürlich sehr gut aufgestellt, jedoch hat der Stuttgarter durchaus Chancen, wenn er sein Niveau hält.

Robert Andrich

Andrich ist zwar in Leverkusen aktuell nur Ersatz, jedoch wurde er von Nagelsmann erneut nominiert. Der Coach scheint Andrich für dessen defensive Qualitäten schätzen, die im Mittelfeld nicht so zahlreich vorhanden sind. Zudem wackelt Can aktuell. Demnach wirft Nagelsmann wohl derzeit auch seine Prinzipien über Bord und baut auf Andrich trotz dessen Ersatzrolle. Eine EM-Teilnahme erscheint daher auch möglich.

Felix Nmecha

Der BVB-Profi wurde zwar von Julian Nagelsmann nominiert, musste jedoch absagen. Ob es für die EM reicht, ist aktuell schwer abzuschätzen. In Dortmund zeigt er sich in schwankender Form. Immer wenn man denkt, dass es für Nmecha bergauf geht, folgt ein Rückschlag. Die Hoffnung auf eine EM-Teilnahme lebt für ihn, jedoch muss er schon noch ein wenig draufpacken.

Julian Weigl

Weigl ist gewissermaßen ein schwieriger Fall. Als eher statischer Sechser überzeugt der Gladbacher mit einem tollen Passspiel. Zudem verzeichnete er in der Vorsaison mit 65 Prozent gewonnen Zweikämpfen eine beeindruckende Bilanz. Weigl ist jedoch nicht sonderlich athletisch und zu oft verletzt. Sollte er jedoch in dieser Saison gut durchkommen und Gladbach seinen Aufwärtstrend fortsetzen, könnte Weigl wieder zu einem interessanten Thema werden.

Wer muss zittern?

Emre Can

Nach seiner starken Rückrunde sahen nicht wenige Can sogar als potenziellen Stammspieler an. In der laufenden Hinrunde agiert der BVB-Kapitän aber wieder deutlich schwächer. Bleibt er seinem aktuellen Formtief treu, könnte es auch mit der EM-Teilnahme kritisch werden. Nagelsmann scheint nicht unbedingt auf Can zu setzen.

Kai Havertz

Eigentlich braucht es schon viel Fantasie, um Havertz nicht im EM-Kader zu sehen. Der Offensiv-Allrounder ist schließlich ein fester Bestandteil des Teams, wenngleich er zuletzt nur als Joker in Erscheinung trat. Havertz spielt derzeit aber keine gute Saison beim FC Arsenal und könnte verstärkt ins zweite Glied rücken. Demnach hat die Sache durchaus Potenzial für eine sehr negative Überraschung aus Sicht des Spielers.

Könnte es Überraschungen geben?

Jan-Niklas Beste

Fährt tatsächlich ein Heidenheimer zur EM? Unmöglich erscheint das definitiv nicht. Jan-Niklas Beste zählt aktuell zu den gefährlichsten offensiven Außen der Bundesliga. Der 24-Jährige kommt auf fünf Tore und sechs Assists, womit er an elf von 17 Bundesliga-Treffern der Heidenheimer beteiligt war. Auf seiner Position ist im DFB-Team nicht wirklich Bedarf, jedoch muss man ihn bei diesen Zahlen durchaus auf dem Zettel haben.

Angelo Stiller

Angesichts der bärenstarken Leistungen von Stiller in dieser Saison, könnte man schon fast gar nicht mehr von einer Überraschung sprechen. Der Neuzugang aus Hoffenheim konnte Endo auf Anhieb ersetzen und brilliert mit einer tollen Spielübersicht und Passquote. Zudem hat er sich auch körperlich ans Bundesliga-Niveau gewöhnt. Spielt Stiller weiterhin so stark, könnte es mit der EM-Teilnahme durchaus klappen.

Wer hat schlechte Karten?

Grischa Prömel

Der 28-Jährige wurde zwar von Julian Nagelsmann für die Länderspiele gegen die Türkei und Österreich nachnominiert, jedoch sind seine EM-Chancen nicht so groß. Prömel wird manchmal unterschätzt und ist ein guter Allrounder mit durchaus Torgefahr, jedoch bietet er im Endeffekt kaum einen Mehrwert im Vergleich zum etablierten Personal. Zudem ist seine Zweikampfquote mit 38 Prozent gewonnen Duellen in dieser Saison nicht wirklich überzeugend.

Anton Stach

Selbst wenn Hoffenheim eine starke Saison spielt, sind auch die Chancen von Stach nicht sonderlich groß. Stach ist grundsätzlich ein solider Spieler, der jedoch unter Leistungsschwankungen leidet. Zudem hat er auch keine wirklich herausragende Fähigkeit, die ihn von den anderen Kandidaten abhebt.

Mario Götze

Für Götze sieht es aktuell überhaupt nicht gut aus. Auf der Zehn ist Deutschland stark besetzt und seine Saison in Frankfurt ist bislang eine absolute Enttäuschung. Zuletzt war der Routinier bei den Hessen nicht mal gesetzt. Sollte Götze keine 180-Grad-Wende vollziehen, fehlt er bei der Heim-EM.

Maximilian Arnold

Arnold erhielt schon regelmäßig keine Chance, als er in Wolfsburg gut gespielt hat. Demnach dürfte er durch seine schwache Saison bei den Wölfen erst recht keine Gelegenheit erhalten.

Florian Neuhaus

Neuhaus hatte zwar in dieser Saison auch seine guten Momente, in der Gesamtbetrachtung kommt er aber nicht an seine Form aus früheren Tagen heran. Zuletzt saß er sogar nur auf der Bank. Es wird extrem schwer mit der EM.

Julian Draxler

Der frühere PSG-Profi hat sich durch seinen Wechsel nach Katar auch noch um seine letzte kleine Mini-Chance gebracht.


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