DFB-Kader im Check: Die EM-Chancen in der Verteidigung

Plant Nagelsmann mit Rüdiger und Hummels als Innenverteidiger-Duo?
Plant Nagelsmann mit Rüdiger und Hummels als Innenverteidiger-Duo? /
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Die Zeit rennt! Die aktuelle Länderspielpause im November ist bereits die zweitletzte vor der EM 2024 - viele Möglichkeiten, sich unter den Augen von Julian Nagelsmann für das Heimturnier zu empfehlen, gibt es also nicht mehr.

Wie ist der aktuellen Stand auf den einzelnen Positionen? 90min checkt den DFB-Kader und schätzt ein, welche Spieler ihr EM-Ticket (losgelöst von Verletzungen) sicher haben, wer auf eine Teilnahme am Turnier hoffen darf und ob es mögliche Überraschungen gibt.

Teil II: die Verteidigung.



Wer ist sicher dabei?

In den vergangenen Jahren war die Defensive eine ziemlich große Baustelle - das hat sich, vor allem auf der Außenbahn, bis heute nicht geändert. Tatsächlich gibt es nur ganz wenige Spieler, die ihr EM-Ticket als fix ansehen können, wie zum Beispiel Antonio Rüdiger und Mats Hummels, der vom Trainerwechsel hin zu Julian Nagelsmann profitiert hat. Hatte der Dortmunder unter Hansi Flick noch ziemlich schlechte Karten gehabt, so ist sein Standing unter Nagelsmann hoch!

Was die Außenverteidiger betrifft, gilt Robin Gosens als aussichtsreichster Kandidat, nachdem er die WM in Katar noch verpasst hatte.


Wer hat gute Chancen?

In der Innenverteidigung darf sich Malick Thiaw gute Chancen auf eine EM-Nominierung ausrechnen. Der Ex-Schalker hat sich bei der AC Mailand zum unangefochtenen Stammspieler gemausert und gilt als Deutschlands Verteidiger der Zukunft.

Benjamin Henrichs sollte im Normalfall ebenfalls dabei sein, zumal Nagelsmann den flexibel einsetzbaren Außenverteidiger aus Leipziger Zeiten zu schätzen weiß. Vereinskollege David Raum konnte sich bei RB Leipzig zuletzt steigern und liegt somit in einer guten Position - auf der linken Seite macht neben ihm und Gosens sonst auch niemand auf sich aufmerksam...


Wer darf sich noch Hoffnungen machen?

Jonathan Tah und Robin Koch zeigen in dieser Saison formidable Auftritte und wissen mit ihren jeweiligen Teams voll zu überzeugen. Koch hat jedoch das Pech, dass er momentan an einer Wadenverletzung laboriert und wohl deswegen nicht für die Länderspielreise nominiert wurde. Dennoch: Machen Tah und Koch so weiter wie bisher, dürften sie bei der Kadernominierung für die EM ein gewaltiges Wörtchen mitreden.


Wer muss zittern?

Hier sind zunächst zwei Dortmunder zu nennen: Niklas Süle und Nico Schlotterbeck.

Schlotterbeck ist zwar Stammspieler beim BVB, wurde bei den zwei bisherigen Länderspielreisen von Nagelsmann jedoch ignoriert. Im Gegensatz dazu fand Süle beide Male den Weg zum DFB-Team, doch seine Leistungen in den vergangenen Monaten machen ihn zum klaren Wackelkandidaten. Der 28-Jährige könnte davon profitieren, dass Nagelsmann ihn aus der Zusammenarbeit bei Hoffenheim und Bayern zu schätzen weiß - doch leistungstechnisch muss Süle einen groooooßen Sprung nach vorne machen.

Ein großer Verlierer ist zudem Armel Bella-Kotchap, der im Sommer als Kandidat bei Bayern und Dortmund gehandelt wurde. Den 21-Jährigen, der in Katar zum WM-Kader gehört hatte, zog es letztlich zur PSV Eindhoven, wo er sich im vergangenen Monat eine Schulterverletzung zuzog. Da er operiert werden musste, kann er erst 2024 wieder ins Geschehen eingreifen - nicht die besten Voraussetzungen im harten Konkurrenzkampf um das EM-Ticket.

Zu guter Letzt wackelt auch eine EM-Teilnahme von Matthias Ginter, der jahrelang ein fester Bestandteil der Nationalmannschaft war, seit Juni allerdings nicht mehr berufen wurde. Da auch der SC Freiburg bislang nicht mehr an die herausragenden Auftritte der Vorjahre anknüpfen kann, wird es für Ginter schwer, sich zu empfehlen.


Könnte es eine Überraschung geben?

Angesichts seiner bisherigen Leistungen wäre es eigentlich keine Überraschung - doch da Waldemar Anton bislang überhaupt nicht auf dem Radar der Nationalmannschaft zu stehen scheint, muss man ihn in diese Kategorie packen. Der Kapitän des VfB Stuttgart hätte sich eine Nominierung eigentlich redlich verdient; hält er diese Form über die gesamte Saison, gäbe es im kommenden Sommer viele Argumente für das EM-Ticket.


Wer hat schlechte Karten?

Im erweiterten Dunstkreis des DFB-Teams befand sich lange Thilo Kehrer. Doch wenn man ehrlich ist, waren seine Leistungen eigentlich nie ausreichend für die deutsche Auswahl - das scheint auch Nagelsmann so zu sehen.

Außenverteidiger wie Marius Wolf oder Josha Vagnoman, die in der Vergangenheit wohl mehr aus Verlegenheit als aus tiefster Überzeugung nominiert wurden, sollten im Normalfall ebenfalls nicht dabei sein. Auch Lukas Klostermann scheint schlechte Karten zu haben, obwohl der 27-Jährige unter Nagelsmann in Leipzig meist gesetzt war. Doch Klostermann ist auch im Klub kein Stammspieler mehr und wäre wohl eher ein Notnagel für hinten rechts.

Ridle Baku und Christian Günter wären prinzipiell denkbare Kandidaten, doch während Baku in Wolfsburg trotz großem Potenzial nur Dauerreservist ist, hat Günter mit immensem Verletzungspech zu kämpfen. Für beide dürfte es schwer werden, sich in den letzten Monaten vor der EM doch noch zu empfehlen.