8 Fußballstars, die immer noch in China spielen und in Vergessenheit geraten

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China, das Land der aufgehenden Sonne, war nie für großen Fußball bekannt. Weder in der Liga, noch mit der Nationalmannschaft konnte das asiatische Land auf sich aufmerksam machen. In jüngster Vergangenheit wurden massive Investitionen getätigt, um den Fußball attraktiver zu machen. Unsummen wurden für internationale Stars gezahlt - zu Lasten ihrer Karriere?

Im Jahr 2015 wurde nicht schlecht gestaunt, als die ersten Millionentransfers in der CSL abgewickelt wurden. Spieler, die bei europäischen Topteams zu den Leistungsträgern gehörten, wechselten den Kontinent und heuerten in China an.

Dass die sportliche Perspektive den Ausschlag für die Wechsel gab, ist höchstfraglich, denn das Niveau in der CSL ist niedrig. Vielmehr waren es die Unmengen an Geld, die die Stars in China verdienen sollten. Nicht nur die Ablösesummen, sondern vor allem die Gehälter erreichten neue, nahezu perverse Dimensionen. Die Frage nach Fairness wurde gestellt in einem Land, das für billige Arbeitskräfte und einen niedrigen Wohlstand bekannt ist. Es überwog die Verwunderung, warum die Spieler, die auch ohne einen Wechsel nach China Millionen verdienen, ihre Karriere aufs Spiel setzten. 

Viele Spieler, die in Europa gefeiert wurden, hätten andere, reizvollere Kapitel in ihrer Karriere einschlagen können. Natürlich zählen diese Akteure zu den absoluten Stars in Asien und aufgrund des niedrigen Niveaus können sie auf eindrucksvolle Leistungsdaten zurückblicken. Speziell beim Blick auf die Marktwertentwicklung wird jedoch klar, dass das internationale Ansehen der Spieler leidet. Aber nicht nur in Europa, sondern oft auch in der Nationalmannschaft verlieren die Spieler an Boden. 

Die nachfolgende Liste zeigt einige Beispiele, von denen man heute nicht mehr regelmäßig hört. Der Ruf des Geldes wurde für einige vielversprechende Kicker zum Verhängnis und bringt die Karriere ins Stocken - für die meisten wohl verschmerzbar beim Blick auf das Konto.


1. Oscar

Oscar war einer der ersten großen Spieler, die nach China wechselten. Bis heute stellt der 60 Millionen Euro schwere Transfer den Rekord in der Super League dar. Mit nur 25 Jahren wechselte der talentierte offensive Mittelfeldspieler vom ​FC Chelsea zu Shanghai SIPG - zu Lasten seiner Karriere, denn der damals hoch gehandelte Brasilianer und regelmäßige Nationalspieler wurde zuletzt 2016 für die Seleção nominiert.

Der heute 28-jährige Oscar spielt für die Auswahl Brasiliens keine Rolle mehr und auch für die europäischen Topmannschaften scheint Oscar nicht mehr in Frage zu kommen. Die chinesischen Gehälter sind extrem hoch und stellen sogar finanzstarke Mannschaften Europas vor große Hürden.

Der Vertrag des Brasilianers in China läuft noch bis Ende 2024.


2. Paulinho 

​Paulinho ist ein weiterer Brasilianer, der in Fernost offenbar sein Glück gefunden hat. Allerdings ist die Person Paulinho noch interessanter, denn der heute 31-Jährige hatte zwischendurch sogar die Chance, den Weg aus China hinaus zum ​FC Barcelona zu wagen, kehrte aber dennoch schnell nach China zurück. 

2015 ging es für den Brasilianer vonTottenham zu Guangzhou Evergrande. Sportlich lief es gut für Paulinho - auch im Nationalteam schien der Wechsel nach China keine Nachteile gebracht zu haben. Im Jahr 2017 verpflichtete der große FC Barcelona den zentralen Mittelfeldspieler für 40 Millionen Euro - auch bei den Katalanen machte Paulinho eine gute Figur und überzeugte mit starken Leistungen. Nach nur einem Jahr in La Liga wendete sich das Blatt erneut und Paulinho wurde vorerst zurück nach Guangzhou verliehen und nach Ablauf der Leihe fest zurück nach China transferiert - mit Transfergewinn für Barca.


3. Alex Teixeira

Die scheinbar endlose Liste der Brasilianer wird durch Alex Teixeira erweitert, der im Jahr 2016 ​Shakhtar Donezk verließ, um zu Jiangsu Suning zu wechseln. Shakhtar war bereits für viele Spieler ein Sprungbrett zu großen europäischen Vereinen und auch Teixeira hatte durchaus andere Optionen, bevor er sich für einen Wechsel nach China entschied.

Der heute 30-Jährige, der mit Donezk sogar Champions League spielte, bestritt kein Spiel für die brasilianische A-Nationalmannschaft. Auch die Leistungsdaten des Brasilianers in der CSL sind überschaubar. Der Vertrag des beidfüßigen Offensivmannes läuft Ende 2020 aus. Es wird sich also bald entscheiden, wo sich seine Karriere fortsetzt.


4. Anderson Talisca

Brasilianer Nummer vier - ​Talisca. Der Spieler, bei dem so manches Herz bei seinem Wechsel nach China blutete. Jung, talentiert und entwicklungsfähig mit einer unglaublichen Perspektive - dennoch wechselte auch er mit nur 24 Jahren nach China.

Nach erfolgreichen Jahren bei Besiktas Istanbul wurde Talisca von seinem Stammverein Benfica Lissabon zunächst nach China ausgeliehen und im Jahr 2019 letztendlich verkauft. Schon während seiner Zeit in der Türkei bewies der Brasilianer, dass er ein außergewöhnlich guter Fußballer ist. Die Tür zu europäischen Topclubs schien offen gewesen zu sein.

In der Saison 2018/2019 führte er Guangzhou zur chinesischen Meisterschaft, mit ansehnlicher Statistik, allerdings kann der begnadete offensive Mittelfeldspieler kein Länderspiel für die A-Nationalmannschaft Brasiliens vorweisen. Bis 2022 läuft sein Vertrag in China - viele Fußballfans wünschen sich sicherlich, dass Talisca noch einmal in Europa sein Können zeigt.

5. Hulk

Spieler Nummer fünf - Brasilianer Nummer fünf. Die Karriere von Hulk nahm in Asien so richtig Schwung auf - allerdings war das zwischen 2005 und 2008 in Japan, wo der Brasilianer vom ​FC Porto entdeckt und nach Europa gelotst wurde. Hulk macht seinem Namen alle Ehre. Der bullige Angreifer besticht durch seine extreme Physis, seine unglaubliche Schusskraft und den unbändigen Torriecher, mit dem der ehemalige Nationalspieler nicht nur in Portugal, sondern auch bei ​Zenit St. Petersburg auf sich aufmerksam machte​. Dabei erzielt Hulk nicht nur Tore, auch die Anzahl seiner Vorlagen kann sich sehen lassen.

Der Transfer aus dem Jahr 2016 hatte ein Gesamtvolumen von knapp 56 Millionen Euro - auch den Rechtsaußen zog es zu Guangzhou Evergrande, wo der 33-Jährige seine Mannschaft heute als Kapitän auf das Spielfeld führt.

Anders als bei seinen jüngeren Landsmännern neigt sich die Karriere von Hulk langsam dem Ende entgegen. Viel Zeit für eine mögliche Europa-Rückkehr bleibt dem Brasilianer nicht mehr, wobei fraglich ist, ob Hulk für den internationalen Markt überhaupt noch interessant ist.


6. Marouane Fellaini

​Ein weiterer prominenter China-Akteur ist Marouane Fellaini. 260 Spiele in der Premier League stehen im Portfolio des ehemaligen Nationalspieler Belgiens. Nicht nur durch seine auffällige Haarpracht war der zentrale Mittelfeldspieler bekannt, sondern auch für seine Zuverlässigkeit auf dem Fußballplatz.

Mit Manchester United gewann Fellaini sogar die Europa League. Anders als bei seinen jüngeren Vorgängern ist der Schritt nach China nachzuvollziehen, den Fellaini im Jahr 2019 tätigte. Mit 32 Jahren kann sich der Belgier bei Shandong Luneng Taishan zum Ausklang seiner Karriere sein Konto noch einmal gut befüllen. Der Kontakt nach England schien nicht abgebrochen zu sein - in der letzten Transferphase stand Fellaini kurz vor einem Wechsel zu West Ham.


7. Cédrik Bakambu 

Kurios - der Mittelstürmer Cédrik Bakambu wäre fast gar nicht mehr in China, sondern beim ​FC Barcelona. Bakambu war bereits voller Vorfreude auf dem Weg nach Spanien, ​als der Deal doch noch platzte. Der Nationalspieler der Demokratischen Republik Kongo wechselte im Jahr 2018 vom FC Villarreal zu Beijing Sinobo Guoan, wo er eine gute Torquote vorweisen kann und sogar den chinesischen Pokal gewinnen konnte.

Bis Ende 2021 läuft dort der Vertrag des Angreifers, der auch schon in der Ligue 1 und in der Türkei auf Torejagd ging.


8. Sandro Wagner

Last but not least - ​Sando Wagner, Fußballgott. Der selbsternannte beste Stürmer Deutschlands verließ seine Heimat im Jahr 2019 und ​schloss sich ​für fünf Millionen Euro Tianjin Teda an. Zuvor knipste Wagner für den ​FC Bayern und die ​TSG 1899 Hoffenheim so zuverlässig, dass er sogar in relativ hohem Alter erstmals für die deutsche Nationalmannschaft nominiert wurde und auch dort regelmäßig ein Tor markierte.

Der Wechsel nach China sei laut Wagner jedoch eine bewusste Entscheidung gewesen, die er rückblickend nicht bereue. Zwar hatte der hochgewachsene Stürmer am Anfang Probleme, sich an die Verhältnisse in Asien zu gewöhnen, mittlerweile präsentiert sich der Deutsche jedoch in Torlaune.

Sandro Wagner tauschte Champions League und unzählige Titel mit dem deutschen Rekordmeister gegen Ente süß-sauer und ein gut gefülltes Konto ein. Es wird nicht wenige Fans geben, die den sympathischen und selbstbewussten Stürmer in der Bundesliga vermissen.

Ende 2020 läuft Wagners Kontrakt in China aus - vielleicht mit Happy-End für die Fußball-Seele und der Rückkehr des verlorenen Sohns in den deutschen Fußball.