Diese 4 Hausaufgaben sollte Borussia Mönchengladbach bis zum Saisonende erledigen
Von Oliver Helbig

Nach einem mehr als verkorksten Saisonstart mit nur drei Punkten und noch keinem Sieg steht Borussia Mönchengladbach derzeit auf einem Abstiegsplatz und läuft den eigenen Ansprüchen meilenweit hinterher. Für viele kam die Entlassung von Ex-Coach Gerardo Seoane zu spät, ebenso wie die Überzeugung, dass es zu früh wäre, Nachfolger Polanski schon wieder von seinen Aufgaben zu entbinden. Deshalb erhält der Interimstrainer eine verlängerte Bewährungsfrist und darf sich seinen Platz auf dem Gladbacher Trainerstuhl erarbeiten. Auch ein Nachfolger für Manager Roland Virkus muss noch gefunden werden.
Mit Blick auf die nähere Zukunft gibt es also genug zu tun in Gladbach. Neben den größten Baustellen um die Besetzung der Posten von Manager und Trainer gibt es aber auch noch ein paar andere Dinge, die durchaus von großer Bedeutung werden könnten und dabei helfen dürften, den strauchelnden Traditionsklub wieder auf gesunde Füße zu stellen. Die Neubesetzung der Virkus-Nachfolge lassen wir hier einmal außen vor und beschäftigen uns vor allem mit den Themen auf dem Rasen.
Der vermeintlich wichtigste Schritt: Eugen Polanski zum Cheftrainer machen
Nach der Entlassung von Gerardo Seoane wurde U23-Trainer Eugen Polanski zum Interimstrainer ernannt. Doch das Trainertalent scheint weitaus mehr Potenzial zu besitzen, als letztlich nur eine Übergangslösung darzustellen. Die Reaktionen aus dem Team bei seinem Antritt waren spürbar positiv. Auch nach dem Debakel beim 4:6 im Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt zeigte die Mannschaft gegen den SC Freiburg, dass sie es besser kann und gab eine angemessene Antwort. Es war eine solide Vorstellung, bei der die Gladbacher in manchen Phasen sogar das bessere Team waren. Ein wichtiges Signal, um sich vor der Länderspielpause zu stabilisieren, und eine Möglichkeit für Polanski, das Team in der kurzen Unterbrechung noch mehr an seine Spielidee heranzuführen.
Dem Vernehmen nach soll der 39-Jährige den gesamten Oktober als Bewährungsfrist bekommen, um sich für den Cheftrainerposten bei den Fohlen zu empfehlen. In meinen Augen ist Polanski die ideale und unproblematischste Lösung - und bietet den Bossen dennoch die größte Sicherheit.
Durch sein Alter und seine noch recht frischen Erfahrungen als Profi ist er nah an der Kabine dran und scheint sowohl einen Draht als auch ein Gespür für seine Jungs zu haben. Zudem ist er das ideale Verbindungsglied, um künftig noch mehr Talente aus dem Gladbacher Nachwuchs in den Profikader zu integrieren und ihnen mehr Chancen zu geben. Das erhöht auf lange Sicht die Identifikation innerhalb des Teams und stellt für die Borussen möglicherweise auch einen finanziellen Faktor dar, da man nicht immer auf dem Transfermarkt schauen muss, was möglich ist.
Außerdem gilt es nach dem Seoane-Aus, einen Neustart zu stemmen. Mit Polanski, dessen Herz am Klub hängt, wäre ein Neuaufbau im Sinne der Borussia und mit Vereinswerten vermutlich sichergestellt. Eine externe Lösung ist wie eine Wundertüte, bei der man am Ende vielleicht einen unnötigen Griff ins Klo tätigt.
Yannik Engelhardt fest verpflichten
Mit Yannik Engelhardt hat Borussia Mönchengladbach kurz vor Transferschluss noch einen bemerkenswerten Transfer gelandet, über den zu wenig gesprochen wird. Mit dem ehemaligen Düsseldorfer sicherte man sich einen spielstarken Sechser, der einen rasanten Aufstieg hinter sich hat und nicht umsonst von Cesc Fàbregas zu Como 1907 gelotst wurde.
Engelhardt hat das Zeug dazu, sich bei der Borussia einen Namen im deutschen Oberhaus zu machen, und über kurz oder lang der starke Spielgestalter zu werden, den man in Gladbach dringend benötigt. Das würde auch Rocco Reitz in noch mehr Offensivaktionen einbringen und ihm noch mehr Freiraum zur Entfaltung geben.
Der 24-jährige Engelhardt ist aktuell nur bis zum Saisonende ausgeliehen, doch im kommenden Sommer könnten die Fohlen mit Como über einen permanenten Kauf sprechen, denn dort endet Engelhardts Vertrag erst im Sommer 2027.
Bei Fortuna Düsseldorf entwickelte sich Engelhardt in nur einer Saison vom Drittligatransfer zum vermeintlich besten Sechser der 2. Bundesliga und war entscheidender Faktor dafür, dass die Fortuna beinahe aufgestiegen wäre. Auch in der Bundesliga hat die Entwicklung des Mittelfeldspielers noch lange nicht ihr Ende erreicht. An ihm wird man in Gladbach noch viel Freude haben – idealerweise auch nach der nächsten Sommerpause.
Tiago Pereira Cardoso muss spielen
Mit dem 19-jährigen Tiago Pereira Cardoso hat Borussia Mönchengladbach eines der größten Torwarttalente der Bundesliga an Bord. Das große Problem bei dieser Personalie ist jedoch schnell erzählt: Das Torwarttalent muss zeitnah auf höchstmöglichem Niveau spielen, doch mit Moritz Nicolas hat er einen gestandenen Keeper vor der Nase. Zwar kann er sich im Training einiges von ihm abschauen, doch letztlich ist er talentiert genug, um selbst in der Bundesliga zu spielen. Somit stünde Gladbach im kommenden Sommer vor der schwierigen Entscheidung, sich entweder risikoreich auf das Talent festzulegen oder den jungen Torwart auszuleihen, damit er andernorts dringend benötigte Spielpraxis sammeln kann.
Wichtig ist jedenfalls, dass die Perspektive von Pereira Cardoso im Laufe der Saison geklärt wird und das Talent weiß woran er ist und wie seine Zukunft in Gladbach aussehen kann. Derzeit hütet er das Tor der Gladbacher Reserve in der Regionalliga, doch aus diesen Schuhen wird er vermutlich recht schnell entwachsen. Irgendwann wird es besser sein, ihn an großen Aufgaben wachsen zu lassen und ihm dabei auch den ein oder anderen Fehler einzuräumen.
In seinem Alter ist Einsatzzeit das A und O, um sich weiterzuentwickeln. In seinen bisherigen Profi-Einsätzen für die Fohlen überzeugte der junge Keeper bereits: Er kassierte in fünf Pflichtspielen nur drei Gegentore und blieb dreimal ohne Gegentor. Der große Spagat wird sein, die Entwicklung des Juwels zu fördern ohne ihn zu verheizen. Kein einfaches Unterfangen.
Noch im Winter: Gladbach sollte Brajan Gruda leihen
Die Offensive der Gladbacher ist derzeit eine der großen Problemzonen – nicht zuletzt aufgrund des Ausfalls von Torjäger Tim Kleindienst. Nach sechs Bundesligaspielen stehen nur magere fünf Tore auf dem Konto der Fohlen. Oftmals wirkt es ideenlos, was in Sachen Torerzielung passiert. Trotzdem haben die Fohlen mit 81 abgegebenen Torschüssen die fünftmeisten in der Bundesliga abgegeben.
Um die taktischen Mittel im Angriff für Polanski zu erweitern und dem Offensivspiel der Gladbacher eine etwas andere Würze zu verleihen, sollte man sich bereits mit Blick auf den Winter um eine kurzfristige Offensivverstärkung bemühen, die den Vorstößen der Fohlen neuen Schwung verleiht.
Ideal wäre hier Brajan Gruda, der bei Brighton & Hove Albion in der Premier League noch nicht über seine Reservistenrolle hinausgewachsen ist, auch wenn er zunehmend Spielzeit bekommt. Nur rund ein Drittel der möglichen Einsatzzeit durfte der 21-Jährige ran.
Mit Blick auf die noch vorhandene Hoffnung, den WM-Zug erreichen zu können, wäre es für Gruda aber wichtig, sich dem Bundestrainer regelmäßig anbieten zu können – und wo ginge das besser als in der heimischen Bundesliga?
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Gerade im Bereich der dribbelstarken, kreativen und flinken Außenspieler hat die Borussia mit Nathan Ngoumo und Robin Hack zwei langzeitverletzte Spieler und auch Franck Honorot fehlt derzeit schmerzlich. Warum also nicht eine Win-win-Situation für Gruda, Brighton und sich selbst kreieren und das Offensivtalent im Winter per Leihe in den BORUSSIA-Park lotsen? Einen Versuch wäre es wert: Gruda und die Fohlen - das würde matchen!
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