Was kostet der VAR-Einsatz pro Spiel? DFB diskutiert Änderungen im Pokal

Der VAR beschäftigt sowohl den normalen Fußballfan als auch die aktiv Beteiligten der Vereine. Dabei spaltet die eigentlich als Hilfestellung gedachte Technik die Gemüter. Nun könnte es im DFB-Pokal zu einer Änderung kommen, doch die hohen Kosten müssen irgendwie gestemmt werden.
Wird der VAR im DFB-Pokal bald schon früher zum Einsatz kommen als bisher?
Wird der VAR im DFB-Pokal bald schon früher zum Einsatz kommen als bisher? / Alex Grimm/GettyImages
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Die Beziehung zum Video-Assistenten-Referee (VAR) ist in der deutschen Fußballwelt eine regelrechte Hassliebe. Während regelmäßig scharf über die angedachte Hilfe hergezogen und der Einsatz in verschiedensten Szenen stark infrage gestellt wird, beginnt das große Vermissen des VAR meist dann, wenn der eigene Klub von einer krassen Fehlentscheidung betroffen ist.

Ein Beispiel hierfür ist die zweite Runde des DFB-Pokals in diesem Jahr, in der unter anderem Eintracht Frankfurt und der 1. FC Köln durch Fehlentscheidungen benachteiligt wurden – der VAR hätte hier nützlich sein können.

Allerdings kommt der VAR im DFB-Pokal erst ab dem Achtelfinale zum Einsatz. Der Grund dafür ist, dass der DFB die hohen Kosten für die Bereitstellung des VAR nicht zu Lasten kleinerer Amateurklubs aufhalsen möchte. Deshalb wurde eigentlich beschlossen, die Videounterstützung erst in späteren Runden einzubinden, in denen die Mehrheit der Teilnehmer aus Bundesligisten bzw. Zweitligisten besteht. So wie in dieser Saison.

VAR-Unterstützung ist richtig teuer

"[...] in der 2. Runde mehr unterklassige Vereine [...], die diese Infrastruktur nicht haben. Die müsste erst geschaffen werden mit großem technischen, finanziellen und logistischen Aufwand."

Alex Feuerherdt, DFB-Schiri-Sprecher

Sprecher der DFB-Schiedsrichter, Alex Feuerherdt, sagte in einem Sky-Interview dazu: "Es ist nun einmal beschlossen worden, was den Grund hat, dass normalerweise in der 2. Runde mehr unterklassige Vereine vertreten sind, die diese Infrastruktur nicht haben. Die müsste erst geschaffen werden mit großem technischen, finanziellen und logistischen Aufwand." Es ist durchaus vorstellbar, dass die Bereitstellung eines VAR den kleineren Amateurklubs schon in einem einzigen Spiel über den Kopf wachsen würde, denn ein solcher Einsatz ist tatsächlich ziemlich teuer.

Wie die Bild berichtet, soll der VAR pro Partie demnach satte 20.000 Euro kosten. Der Haken hierbei ist allerdings, dass diese 20.000 Euro auf die 612 Erst- und Zweitligaspiele einer Saison heruntergerechnet sind – im Pokal lägen die Kosten pro Spiel also wohl noch einmal deutlich höher und wären für kleinere Vereine nicht stemmbar.

Laut Bild belaufen sich die Grundkosten für Torlinientechnik und VAR pro Saison in der Bundesliga und 2. Bundesliga auf etwa elf Millionen Euro. Hinzu kommen Personalkosten von über einer Million Euro. Rechnet man die Summe dann auf die 612 Ligaspiele der Erst- und Zweitligisten um, so ergibt sich ein Wert von 20.000 Euro pro Spiel.

In den beiden höchsten deutschen Spielklassen werden die Kosten für den Video-Assistenten (VAR) allerdings über die TV-Einnahmen gedeckt und natürlich sind die Einnahmen dort auch ganz andere als in der 3. Liga und im Amateurbereich. Die große Frage im DFB-Pokal wäre also: Wer trägt die Kosten für die Klubs ab der 3. Liga nach unten? Die DFL wäre für diese Klubs nicht mehr zuständig.

VAR-Umsetzung für kleinere Vereine kaum stemmbar

Bei den Teams fernab der schillernden Profiwelt sind die Voraussetzungen schlichtweg nicht gegeben, um einen VAR bereitzustellen – weder technisch noch finanziell. Den erheblichen finanziellen Mehraufwand wolle der DFB gerade den Amateurklubs nicht zumuten und hatte deshalb beschlossen den VAR erst ab dem Achtelfinale einzubeziehen. Außerdem wollte man so für Gleichberechtigung sorgen und verhindern, dass manche Teams durch technisch besser ausgestattete Spielstätten gegenüber vermeintlichen "Dorfplätzen” bevorteilt werden. Da geht es in erster Linie um etwaige Wettbewerbsverzerrung. Nun scheinen grundsätzliche Änderungen dazu aber nicht ausgeschlossen.

Tür für Änderungen im DFB-Pokal geöffnet - es gibt aber einen Haken

Im DFB-Pokal könnte es in Sachen VAR zu Änderungen kommen - doch die müssen bezahlt werden
Im DFB-Pokal könnte es in Sachen VAR zu Änderungen kommen - doch die müssen bezahlt werden / Lars Baron/GettyImages

"Wenn nach Prüfung der Einzelfälle alle Voraussetzungen erfüllt sind, würden wir uns dem nicht verschließen und wären sicherlich bereit zur Umsetzung."

Jochen Drees, DFB Schiri GmbH

"Ich denke, man wird da jetzt ins Gespräch kommen. Das ist in der Vergangenheit auch so gewesen, wenn in Spielen ohne VAR Fehler passiert sind", stellte Schiri-Sprecher Feuerherdt in Aussicht. Allerdings machte Feuerherdt auch klar: "Entscheiden müsste das aber der DFB sowie die Vereine und nicht wir als DFB Schiri GmbH. Wir sind quasi nur die Dienstleister, aber wenn man auf uns zukäme [...], dann wären wir natürlich offen dafür. Aber letztlich ist das nicht unsere Entscheidung."

Gut möglich also, dass es in absehbarer Zeit zu einer Änderung für den DFB-Pokal kommt und der VAR bereits vor dem Achtelfinale zum Einsatz kommt. Auch Bayern-Boss Max Eberl sagte nach dem Spiel des Rekordmeisters in Köln: "Ich glaube schon, dass ein Videoassistent ab der zweiten Runde hilfreich wäre." Auch Jochen Drees, Leiter der Technologie und Innovation bei der DFB Schiri GmbH schlug in diese Kerbe. Drees sagte dazu: "Ab der 2. Runde könnte man sich zumindest damit auseinandersetzen, was die personelle Besetzung und die Infrastruktur angeht. Wenn nach Prüfung der Einzelfälle alle Voraussetzungen erfüllt sind, würden wir uns dem nicht verschließen und wären sicherlich bereit zur Umsetzung.“

Dabei muss aber vor allem die Finanzierung geklärt werden. Außerdem muss Unterstützung für die Amateurklubs bereitgestellt werden, damit sie die technischen Anforderungen erfüllen können, ohne dabei Schaden zu nehmen.


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