Fußball ist besser ohne VAR! Das hat Frankfurt - Dortmund trotz des Fehlers gezeigt
Von Hendrik Gag

Einigen Anhängern von Eintracht Frankfurt wird sicherlich bereits nach dem Lesen der Überschrift der Schaum vor dem Mund stehen. Und das ist verständlich. Wegen einer Fehlentscheidung zu verlieren, ist der Albtraum eines jeden Fans, insbesondere wenn es sich um ein K.-o.-Spiel handelt. Trotz dieser Ungerechtigkeit hat das Spiel zwischen der SGE und dem BVB am Dienstagabend aber eindrucksvoll gezeigt, was der Fußball seit der Einführung des VAR verloren hat.
Denn der Fußball lebt von den Emotionen. Genauer gesagt: den Emotionen der Fans. Ohne diese würde eine Partie in der zweiten Runde des DFB-Pokals nicht so hohe Wellen schlagen wie an diesem Dienstagabend. Und ohne den VAR können die Fans ihren Emotionen endlich wieder freien Lauf lassen.
Vermisst man den VAR wirklich?
Klar, das bringt das Risiko von spielentscheidenden Fehlentscheidungen mit sich. Auch das wurde allen Zuschauern durch das 1:1 durch Julian Brandt vor Augen geführt. Ein enormes Ärgernis aus Frankfurter Perspektive. Aber wäre die Alternative wirklich besser gewesen?
Hat man in diesem Moment wirklich den VAR vermisst? Wieder minutenlang auf die Entscheidung des Video Assistent in Köln warten. Die Ungewissheit spüren statt den Jubel oder die Wut und die Enttäuschung über den Gegentreffer - den Gefühlen, für die man ins Stadion geht oder nach der Arbeit nach Hause hetzt, um pünktlich um 18:30 Uhr vor dem Fernseher zu sitzen. Will man das wirklich zurückhaben, nur weil die eigene Mannschaft davon profitiert?
Tausende Fans geben jedes Wochenende die Antwort. "Videobeweis abschaffen" brüllen sie, auch wenn es um einen möglichen Elfmeter oder ein Tor für das eigene Team geht. Sie fühlen sich betrogen um den Moment. Den Moment, in dem plötzlich alles anders ist und die Emotionen aus einem herausbrechen. Diese Momente kann es nur ohne VAR geben.
Echte Emotionen
Seit mehr als acht Jahren gibt es den Kölner Keller nun. Trotzdem schaue ich im Stadion immer noch nach jedem Tor instinktiv auf den Linienrichter. Ich muss prüfen, ob er die Fahne hebt oder nicht. Doch warum eigentlich? Die tatsächliche Entscheidung wird wahrscheinlich erst nach einem 4:37 Minuten langen Studium der Bilder fallen. Bis dahin hat sich meine Freude schon wieder gelegt. Der Torschrei, nachdem der Schiedsrichter den Treffer bestätigt, fällt entsprechend leiser aus. Ich bin auch kaum noch enttäuscht, wenn herauskommt, dass der Stürmer meines Vereins im Abseits stand. Es hat sich ja lange genug angebahnt.
Das war am Dienstagabend im Frankfurter Waldstadion anders. Nach Jonathan Burkardts vermeintlichem Führungstor kurz vor Ende der Verlängerung schwenkte die TV-Kamera auf die Frankfurter Fans. Statt Freude stand diesen das Entsetzen ins Gesicht geschrieben - das Entsetzen über die gehobene Fahne des Linienrichters. Echte Emotionen, weil die Reaktion des Linienrichters ohne VAR noch eine Bedeutung hat. 1,5 Sekunden nach dem Treffer war allen im Stadion klar: Das Tor wird nicht zählen. So sollte es im Fußball sein.
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