Warum auch die Bundesliga dankbar über Kwasnioks geplatzten HSV-Wechsel sein kann
Von Oliver Helbig

Lukas Kwasniok und der 1. FC Köln – diese Verbindung scheint, etwas umgangssprachlich formuliert, zu passen wie Arsch auf Eimer. Unter dem 44-jährigen Cheftrainer stehen die Domstädter nach der Rückkehr in die Bundesliga recht ordentlich da. Im direkten Duell gegen den Hamburger SV am heutigen Sonntagnachmittag haben sie die große Chance, Anschluss an die Europapokalplätze zu finden. Doch um ein Haar wäre der Kölner Coach beim heutigen Kontrahenten gelandet. Dieser Wechsel scheiterte einst nur, weil sich Kwasnioks Ex-Klub SC Paderborn quer stellte.
Doch neben dem gescheiterten Engagement von Lukas Kwasniok im Jahr 2024 als Baumgart-Nachfolger beim HSV, über das sich der Trainer nach anfänglichem Ärger nun selbst mehr als erfreut zeigte, darf auch Fußball-Deutschland froh sein, dass die Geschichte um den Trainer und die beiden traditionsreichen Bundesliga-Rückkehrer letztlich so geschrieben wurde, wie wir sie aktuell vorfinden.
Kwasniok und der Effzeh - das passt einfach
Mit Kwasniok hat der 1. FC Köln einen Trainer verpflichtet, der mit seiner ehrlichen Art, seinen direkten Worten und seiner Fähigkeit, sich selbst nicht zu ernst zu nehmen, perfekt in die Domstadt und zu ihren Menschen passt. Kwasniok und Köln teilen sich nicht nur die Anfangsbuchstaben, sondern leben auch ihre Liebe zum Fußball und zum Kultklub auf sehr ähnliche Art und Weise. Der Effzeh ist eine Besonderheit unter Deutschlands Profiklubs – und genauso tritt auch Kwasniok auf. Man erinnere sich zum Beispiel an den Saisonbeginn, als Kölns Coach selbst im Trikot am Spielfeldrand stand.
Der Effzeh-Cheftrainer lebt den Fußball mit lockeren Sprüchen und dem Herz auf der Zunge und das scheint in einer Stadt die ähnlich gestrickt ist hervorragend anzukommen.
Außerdem steht der Wiederaufstieg des 1. FC Köln gewissermaßen auch für einen Neuanfang des Klubs. Mit dem im deutschen Oberhaus noch recht unerfahrenen Trainer Kwasniok hat der Verein einen Mann in der Verantwortung, der unbekümmert an und mit der Aufgabe wachsen kann und trotzdem durch den Druck der Aufgabe weiter geformt wird. Beinahe so, als würden sich Verein und Trainer gegenseitig dabei helfen, größer zu werden und ihrem Namen gleichermaßen neues Gewicht zu verleihen. Ob der gebürtige Pole diesen Fit auch in Hamburg gehabt hätte wage ich zu bezweifeln.
Ganz nebenbei zeigt Kwasniok auch Mut und Maß bei der Entwicklung Kölner Talente wie Said El Mala. Ein nicht ganz unwesentlicher Punkt, der in Köln vor Kwasnioks Ankunft häufig für Bauchschmerzen sorgte und bei dem man sich vom neuen Trainer künftig noch mehr erhofft.
Der geplatzte Kwasniok-Transfer war auch für den HSV von Vorteil
Auch der HSV hat mit dem Kwasniok-Korb am Ende keine Niederlage kassiert sondern Glück gehabt. Grund dafür ist für mich in erster Linie, dass sich mit Steffen Baumgart in Hamburg bereits ein ähnlicher Trainertyp wie Kwasniok aufgerieben hat. Impulsiv, direkt und mit klaren Worten – vielleicht hätten sich die HSV-Fans zu sehr an Baumgart erinnert gefühlt und sich mit Kwasniok überworfen. Das hätte womöglich zum gleichen sportlichen Trott und zum Verheizen eines talentierten Trainers geführt.
Glücklicherweise konnte sich mit Merlin Polzin ein echter Hamburger Jung und deutsches Trainertalent in Position bringen, der mit starken Auftritten seiner Mannschaft überzeugen konnte und der Cheftrainerrolle belohnt wurde.
Der HSV hatte Glück, mit Polzin einen Mann aus der eigenen Mitte für seine fußballerische Findungsphase zu bekommen, der dem Klub wieder etwas Identität zurückbrachte. Eine womöglich etwas kühlere und gefasstere Identität, die sich mit der von Kwasniok eventuell ähnlich gebissen hätte wie zuvor mit der von Steffen Baumgart. Die nordische Ruhe drückt eine ganz andere Ebene der Klarheit aus als Kwasnioks impulsive Art. Dennoch ist Polzins Botschaft dabei nicht von geringerer Bedeutung oder weniger Gewicht – sie scheint einfach besser zum HSV zu passen.
Kwasniok und Polzin sind da, wo sie hingehören – und die Bundesliga darf sich darüber freuen
Insgesamt lässt sich also wohl festhalten, dass die Rückkehr des 1. FC Köln und des Hamburger SV auch aus fußballromantischer Sicht eine große Sache ist, denn die beiden Traditionsklubs sind sportlich erfolgreich und dank der passenden Trainer-Fits gibt es erfreulicherweise weniger Reibereien, als man von beiden Vereinen in der jüngeren Vergangenheit gewöhnt war.
In beinahe schon beängstigender Ruhe Harmonie dürfen die Coaches daran arbeiten, dass sich die beiden Vereine wieder im deutschen Oberhaus festigen können. Das sollte bei jedem Fan der Bundesliga für kleine Freudensprünge sorgen, denn es steht außer Frage, dass zwei solch mitreißende Vereine in die Liga gehören. Damit das auch nach dieser Saison so bleibt, werden die Trainer Kwasniok und Polzin alles geben. Beide auf ihre eigene, authentische und zum jeweiligen Klub passende Art.
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