Werder Bremen: Ergibt der Kampf um den Aufstieg überhaupt Sinn?

Bei Werder hängt der Haussegen schief. Ergibt ein direkter Wiederaufstieg überhaupt Sinn?
Bei Werder hängt der Haussegen schief. Ergibt ein direkter Wiederaufstieg überhaupt Sinn? / Martin Rose/GettyImages
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Achtung Werder-Fans, jetzt wird's hart. Ergibt der direkte Wiederaufstieg in die Bundesliga überhaupt Sinn? Die Pros und Contras im Überblick.


Puh, ganz schön was los bei Werder Bremen dieser Tage. Nach der herben 0:3-Klatsche am Böllenfalltor hängt der Haussegen schief. Trainer Markus Anfang droht nach bereits zehn Spieltagen seine Mannschaft zu verlieren. Der Unmut gegenüber Spielsystem und Mannschaftsumgang vergrößert sich.

Für das anvisierte Ziel des direkten Wiederaufstiegs ist eine Menge Geduld gefragt. Noch ist der Anschluss an das obere Tabellen-Trio überschaubar, doch die Zeit tickt gegen Werder - und das Fass der Grün-Weißen brodelte zuletzt gehörig über. Niclas Füllkrug wurde nach internen Reibereien bis einschließlich Mittwoch vom Training befreit, um sein Verhalten zu reflektieren.

Werder Bremen: Niclas Füllkrug mit Durststrecke
Niclas Füllkrug (r.) trägt aktuell nichts zum Bremer Spiel bei / Selim Sudheimer/GettyImages

Eine Denkpause für den Stürmer, die nach der Diskussion, ob Werders Zahn schon gezogen sei, gleichermaßen dazu anregt, das Ziel der Hanseaten zu überprüfen. Ergibt es überhaupt Sinn, oben mitzuspielen und ggf. aufzusteigen? Die Pros und Cons im Überblick.

Pro Ligaverbleib:

Ein Umbruch braucht Zeit. Ein Satz, der ebenso wahr wie phrasenschweinwürdig ist. Wenn die junge, unerfahrene und noch nicht gänzlich eingespielte Bremer Elf in dieser Saison oben mitspielt, aber das Ziel des Wiederaufstiegs knapp verpasst, so stünden zahlreiche Akteure im Schaufenster und könnten im Sommer zu anderen Klubs wechseln. Das wiederum würde bedeuten, die Kaderplaner rund um Frank Baumann und Clemens Fritz begännen im Sommer bei Null.

Gute Beispiele sind Holstein Kiel und der 1. FC Heidenheim. Beide Klubs scheiterten in der Vergangenheit an der Relegation. Starke und verdiente Holstein-Spieler wie Jonas Meffert, Makana Baku, Janni Serra und Jae-sung Lee verließen im Sommer schließlich ihren Verein.

Schafft Werder den direkten Sprung in das Oberhaus, so ist die (sportliche und finanzielle) Kluft zu groß und man würde vermutlich - wie derzeit Greuther Fürth - sang- und klanglos durchgereicht. Die bessere Option ist ein langfristiger Aufbau. Zwei bis drei Jahre in Liga zwei festigen, dann mit einer eingespielten Truppe den Aufstieg anpeilen - so die nachhaltige Wunschlösung. Um eine konkurrenzfähige Mannschaft zu basteln, dürfte es ohnehin noch zwei oder drei Jahre dauern.

Contra Ligaverbleib:

Ein behutsamer Aufbau und der "Verzicht" auf das eigentliche Ziel des Wiederaufstiegs kann allerdings auch nach hinten losgehen. Schaut man zum einst großen HSV, so sieht man einen Klub, der mittlerweile in der Mittelmäßigkeit der 2. Bundesliga angekommen ist. Allein Hamburgs Marktwert-Schwund der letzten Jahre bestätigt diese Tendenz.

HSV gegen Werder Bremen - Nordderby in der 2. Bundesliga
Der HSV versank zuletzt ins Mittelmaß der 2. Bundesliga / Martin Rose/GettyImages

Vereine wie Köln und Stuttgart haben wiederum bewiesen, dass man auch nach einjährigem Zwischenstopp im Unterhaus durchaus konkurrenzfähig in der Bundesliga sein kann. Dazu bedarf es allerdings einer guten Wirtschaft innerhalb des Klubs und eines goldenen Händchens auf dem Transfermarkt, wie es Sven Mislintat etwa bei Stuttgarts Silas Katompa Mvumpa oder auch Tanguy Coulibaly bewiesen hat.

Worauf es in Bremen sportlich auch immer hinauslaufen mag; der große Fehler des HSV war es (und den gilt es am Osterdeich zu verhindern) keine Kontinuität in das Gefüge zu bekommen. Wenn du jedes Jahr einen neuen Trainer mit neuer Spielidee hast und sich auch die personellen Hauptpfeiler der Mannschaft Jahr für Jahr verändern, kann nichts reifen, kann nichts gedeihen.