Vom Talent zur festen Größe: Jule Brand als neue deutsche Offensiv-Hoffnung

  • Brand mittlerweile über Talentstatus hinaus
  • Golden Girl und Fritz-Walter-Medaille zeugen von großem Potenzial
  • Ab sofort fester Bestandteil der DFB-Startelf?
Jule Brand lieferte in ihrem ersten WM-Spiel gegen Marokko eine herausragende Leistung ab
Jule Brand lieferte in ihrem ersten WM-Spiel gegen Marokko eine herausragende Leistung ab / Visionhaus/GettyImages
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Jule Brand hat bei ihrem ersten WM-Einsatz am Montag gegen Marokko einen durchweg positiven Eindruck hinterlassen können. Bei der deutschen Nationalmannschaft scheint die 20-jährige Mittelfeldspielerin mittlerweile ihren Platz gefunden zu haben, während das mit dem VfL Wolfsburg in der Frauen-Bundesliga bisher noch nicht ganz der Fall gewesen war. Wir blicken auf den fußballerischen Werdegang der neuen deutschen Hoffnung von Beginn bis zu ihrem bisherigen Karriere-Highlight.

Mehr als ein Talent

"Ich bin jetzt kein Talent mehr", hatte Deutschlands Mittelfeldspielerin Jule Brand in einem Interview vor dem Beginn der Weltmeisterschaft festgestellt. Blickt man nur auf die vergangene Saison mit dem VfL Wolfsburg scheint dies eine doch eher gewagtere These, da die junge Spielerin nicht zur festen Startelf gehört hatte und sicherlich auf nicht so viele Einsatzminuten gekommen ist wie erwartet. Sieht man allerdings das Auftreten Brands bei ihrem WM-Startelfdebüt, wird schnell klar, dass sie das Potenzial zu einer der festen Größen im DFB-Team hat.

Im Oktober letzten Jahres wurde Brand von der italienischen SportzeitungTuttosport als Golden Girl ausgezeichnet - ein Award für die beste U21-Spielerin Europas. Bereits ein Jahr zuvor hatte sich die Mittelfeldspielerin zudem die Fritz-Walter-Medaille in Gold verdient. Spätestens mit der letztjährigen EM hatte Brand auf der internationalen Bühne auf sich aufmerksam gemacht und mit dem anschließenden Wechsel zu den Wölfinnen den nächsten großen Karriereschritt gewagt.

Jule Brand, Kathrine Kuhl
Duell der jungen WIlden - Jule Brand im Zweikampf gegen Arsenals Kathrine Kühl im Halbfinale der Champions League / Clive Rose/GettyImages

Die bisherige Laufbahn

Doch erst noch einmal ganz von vorne - Brand kam in Germersheim in Rheinland-Pfalz zur Welt und fing beim FV Dudenhofen mit dem Fußballspielen an. Im Winter 2018 schloss sie sich schließlich den U17-Juniorinnen der TSG 1899 Hoffenheim an. Zwei Jahre später machte sie dann schon ihr erstes Spiel für die erste Mannschaft, wo sie auf insgesamt 44 Einsätze kam, bevor sich die schnelle Mittelfeldspielerin dem VfL Wolfsburg anschloss im Sommer 2022 anschloss. Hier kam sie auf insgesamt 21 Einsätze in der Liga sowie 10 Spiele in der Champions League. Allerdings startete sie den Großteil der Partien nur auf der Bank.

Zudem durchlief Brand sämtliche Juniorinnen-Teams des DFB, begonnen mit der U16-Nationalmannschaft. Mit der deutschen U17 feierte sie im Mai 2019 den Europameister-Titel, wo sie zumeist auf der linken Angriffsseite zum Einsatz gekommen war. Mit den U19-Juniorinnen musste Brand aufgrund der Corona-Pandemie auf Spiele bei den großen Turniere verzichten, stattdessen wurde die damals 18-Jährige im April 2021 erstmals in den Kader der A-Nationalmannschaft berufen.

U17 Girl's Germany v U17 Girl's Netherlands - International Friendly
Schon seit Beginn mit dabei: Jule Brand im Einsatz für die deutsche U17-Auswahl / Jörg Schüler/GettyImages

Ihr Länderspiel-Debüt feierte Brand nur kurze Zeit später, als sie im Test gegen Australien in der 60. Minute für Tabea Sellner eingewechselt worden war. Dabei gelang ihr auch gleich der erste Treffer sowie die erste Vorlage im Trikot der Nationalmannschaft - ein Einstand ganz nach Maß. Spätestens seit der EM 2022, bei der Brand bei allen sechs Spielen zum Einsatz gekommen war, gehört die 20-Jährige fest zum deutschen Kader.

Stärken: Schnell, dribbelstark und fleißig

Was zuallererst auffällt, wenn man Brand beim Fußballspielen zusieht, sind ihre Schnelligkeit und Agilität, die sie besonders gut im Angriffsspiel auf den Flügeln ausnutzen kann. Gepaart mit ihrer Dribbelstärke macht das die 20-Jährige zum Alptraum jeder Verteidigerin, die sich ihr in den Weg stellen will.

Bestens demonstrierte sie das gleich bei ihrem ersten WM-Einsatz gegen Marokko. Immer wieder ging sie auf den Außen ins Dribbling und zog anschließend das Tempo in den Sechzehner an. In einem Solo, das darauf online sogar viral ging, ließ Brand zunächst eine Verteidigerin per Übersteiger aussteigen, an der nächsten legte sie den Ball vorbei und umkurvte diese anschließend - schon befand sie vor dem gegnerischen Tor.

In diesem Spiel konnte man zudem beobachten, wie mannschaftsdienlich Brand aufgetreten war. Nicht nur wusste sie, ihre Mitspielerinnen in der Offensive mit Bällen zu füttern und in Szene zu setzen, auch nach hinten arbeitete sie immer wieder mit und legte weite Wege zurück, um Rechtsverteidigerin Svenja Huth zu unterstützen.

Schwächen: Torgefahr und Timing

Auf der anderen Seite hat Brand in Zukunft an einem präziseren Abschluss zu pfeilen. Denn auch wenn die Fügelspielerin häufig durch ein erfolgreiches Dribbling frei zum Schuss kommen kann, ist die Trefferquote doch noch verbesserungsfähig. Um zu einer kompletten Offensivspielerin zu werden, darf dieser Aspekt nicht vernachlässigt werden.

Ebenso gilt das dafür, ein einigen Situationen die richtige Entscheidung zu treffen, wann in der Nähe des Strafraums der richtige Abspiel-Zeitpunkt auftritt. Einige Male hatte die 20-Jährige alle Mühe aufgewendet, um in das letzte Drittel zu gelangen, nur um dann einen etwas zu ungenauen Pass Richtung Mitspielerin zu schicken.


Viele der aufgezählten Schwächen können normalerweise vor allem durch das Sammeln von mehr Erfahrung relativiert werden. Demnach wird es in nächster Zeit für Brand essentiell sein, viel Spielzeit auf möglichst hohem Niveau zu erhalten und gleichzeitig verletzungsfrei zu bleiben. Denn das Golden Girl möchte mit Sicherheit in ihrer Karriere noch viel erreichen sowie viele Trophäen sammeln.