Terzic-Wut: Hätte der BVB gegen Leverkusen einen Elfmeter bekommen müssen?

  • BVB erkämpft sich 1:1-Remis beim Spitzenreiter
  • Edin Terzic wütet, weil Karim Adeyemi Elfmeter verwehrt wurde
  • Julian Brandt widerspricht seinem Trainer

Karim Adeyemi wollte einen Elfmeter
Karim Adeyemi wollte einen Elfmeter / Christof Koepsel/GettyImages
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Nach dem 1:1 zwischen Bayer Leverkusen und dem Borussia Dortmund wütete Edin Terzic über einen vermeintlich nicht gegebenen Strafstoß für Karim Adeyemi. Der BVB-Coach redete sich nach dem Schlusspfiff in Rage - Michael Ballack und Julian Brandt widersprachen.

Es läuft die 73. Minute in der BayArena. Der eingewechselte Karim Adeyemi dribbelt auf der rechten Seite in den Leverkusener Strafraum. Der BVB-Stürmer chipt den Ball zwischen zwei Gegenspieler hindurch, wird von Edmond Tapsoba leicht berührt und kommt zu Fall. Schiedsrichter Daniel Siebert zeigt sofort an: weiterspielen! Auch der VAR greift im Anschluss nicht ein.

Es wäre die große Chance auf das 2:0 für den BVB gewesen. Stattdessen konnte Spitzenreiter Bayer Leverkusen durch Victor Boniface (79. Minute) noch ausgleichen. Am Ende trennten sich beide Teams mit 1:1 - in einem Spiel, in dem Schwarzgelb die frühe Führung durch Julian Ryerson (5.) fast ausschließlich verteidigen wollte und ein Abwehrbollwerk aufbaute.

Terzic wütet: "Ein klarer Elfmeter"

Für Terzic war das vermeintliche Foulspiel an Adeyemi nach Schlusspfiff die Szene des Spiels. Der BVB-Coach ging wutentbrannt auf den Schiedsrichter zu, diskutierte heftig mit Siebert.

"Ich will heute nicht über den Schiedsrichter reden", erklärte Terzic nach dem Spiel am DAZN-Mikro. Tat es dann aber doch. "Ich habe ihm klipp und klar meine Meinung gesagt zur Elfmetersituation um Karim Adeyemi", so Terzic weiter.

"Das ist nicht das erste Mal, gerade bei Karim. Da muss man ein gesundes Maß finden, wenn man sieht, was in den anderen Stadien gepfiffen wird. Man sieht ganz klar den Körperkontakt unten am Schienbein", meinte der BVB-Coach und war überzeugt: "Da gibt es für mich keine zwei Meinungen: Es ist ein klarer Kontakt, ein klarer Elfmeter."

Zum Vergleich führte Terzic die Szene aus, als Gregor Kobel vor drei Wochen in Stuttgart einen Strafstoß verursachte. "Da wird uns erklärt: 'Klarer Kontakt, den müssen wir geben.' Hier wird uns erklärt: 'Muss ich mir nicht angucken, weil ich mir sicher bin, dass es zu wenig war.'"

Terzic vergleicht Adeyemi-Szene mit Elfmetern gegen den BVB

Terzic holte auch den Handelfmeter gegen Frankfurt hervor, als Marius Wolf der Ball an die Hand sprang. Und auch die Szene in Bochum in der Vorsaison, als Adeyemi ein klarer Elfmeter verweigert wurde, packte der BVB-Coach aus: "Wir diskutieren hier Woche für Woche um den VAR, über klare Fehlentscheidungen und heute ist es zu wenig, aber welche Elfmeter haben wir denn gegen uns bekommen? In Frankfurt, als Marius [Wolf] angeschossen wird. Das ist das, was mich komplett aus der Fassung bringt, weil das nicht gerecht ist. Die Elfmeter, die gegen uns gepfiffen werden, egal ob national oder international, stehen in keinem Verhältnis zu dem, was passiert ist letztes Jahr in Bochum."

"Und es geht immer wieder um Adeyemi. Er ist so flink und dribbelt mit 30 km/h in die Situation rein. Da reicht dieser klare Kontakt, das ist meine klare Meinung. Deswegen möchte ich heute den Schiedsrichter nicht in Schutz nehmen", lautete Terzic' Urteil. "Es geht explizit um Karim. Karim hat sehr häufig diese Situation. Und er hat sich einmal in diese Situation gebracht, dass er sich zu früh fallen gelassen hat und dann Gelb bekommen, weil er etwas schinden wollte, was nicht in Ordnung ist. Das haben wir besprochen. Seitdem bekommt er solche Situationen immer gegen sich entschieden. Das ist etwas, wofür ich meinen Spieler auch in Schutz nehmen möchte, weil der Junge hat es in dieser Situation richtig gut gemacht", fügte er hinzu.

Ballack und Brandt widersprichen Terzic

Während sich auch BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl über den vermeintlichen Elfmeter beschwerte, sah DAZN-Experte Michael Ballack die Szene anders. "Natürlich gab es Kontakt. Für uns aber vielleicht ein bisschen zu wenig, weil der Kontakt nicht stark genug war und er hebt dann noch ein bisschen ab. Er spreizt die Beine, macht noch was draus, weil es vielleicht vorher zu wenig war", so Ballack.

Julian Brandt bewertete nach dem Spiel die Situation etwas anders - und widersprach damit auch seinem Trainer. "Auf dem Feld habe ich mich natürlich auch beschwert. Wenn wir uns jetzt darauf einigen, dass es ein Elfmeter war, ärgere ich mich natürlich darüber. Ich fände es aber fatal, sich nur auf diese Szene zu stürzen", wird der BVB-Star von der WAZ zitiert.

"Es gab vielleicht 16 Ecken für die Leverkusener, dazu viele Chancen und Abschlüsse. Ja, es gab die Elfmeter-Szene, aber im Großen und Ganzen hat es Leverkusen deutlich mehr verdient, das Spiel zu gewinnen, als wir", so das ehrliche Brandt-Urteil.

Terzic dagegen sah ein "gerechtes Unentschieden". Und beschwerte sich dann auch noch über eine vermeintlich nicht gegebene Gelb-Rote Karte für Exequiel Palacios, der bereits verwarnt einen Konter verhinderte.

"Die Jungs haben es herausragend gut gemacht und wir nehmen den Punkt mit. Trotzdem ärgert es uns, weil heute viel mehr drin war", so das Fazit des BVB-Trainers.

Hätte Adeyemi einen Strafstoß bekommen müssen?

Von offizieller Seite des DFB gab es zur Adeyemi-Szene bislang noch keine Stellungnahme. Auch von Schiedsrichter Daniel Siebert gibt es dazu keine Aussagen.

Update: Siebert hat sich mittlerweile zu den Vorwürfen von Edin Terzic geäußert

Unbedingt nötig sind diese allerdings auch nicht. Denn, dass Edin Terzic nach dem Spiel derart wutentbrannt war, würde der Szene nicht gerecht werden. Adeyemi dribbelt nämlich nicht mit "30 km/h" in den Strafraum zwischen Tapsoba und Palacios durch. Mit deutlich weniger Geschwindigkeit wird er zwar leicht berührt (auch weil fast kein Platz zwischen den beiden Leverkusenern war), der minimale Kontakt sollte aber tatsächlich nicht für einen Elfmeter reichen. Eben so, wie es Siebert auch berwertet hat.

Im Umkehrschluss hätte man dann auch einen Strafstoß für Palacios geben müssen, als er im BVB-Sechszehner von Emre Can am Schienbein getroffen wurde. Auch hier entschied Siebert auf weiterspielen - und lag auch damit richtig.


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