Sabitzers Rolle beim FC Bayern: Mehr als ein Mittelfeld-Ersatz?

Marcel Sabitzer ist nun ein Münchener
Marcel Sabitzer ist nun ein Münchener / RONNY HARTMANN/Getty Images
facebooktwitterreddit

Der FC Bayern zieht mit Marcel Sabitzer einen größeren Fisch an Land. Der Neuzugang aus Leipzig ist vorrangig als dritter Mittelfeldspieler eingeplant. Allerdings wird sich der Österreicher nicht mit einer Ersatzrolle zufriedengeben. Der größte Trumpf des 27-Jährigen ist zweifellos seine Flexibilität. Diese könnte es ihm ermöglichen, auch auf anderen Positionen zu einem gefragten Spieler zu werden.


Marcel Sabitzer hat sein Kapitänsamt und seine Führungsrolle in Leipzig aufgegeben, um sich mit den Bayern auf Trophäenjagd begeben zu können. Dort erwartet ihn jedoch auf seiner Parade-Position im Mittelfeld reichlich Konkurrenz.

In der letzten Saison haben Kimmich und Goretzka ihre Stammplätze derart zementiert, dass an den beiden fast kein Vorbeikommen ist. Stand jetzt soll Sabitzer als erster Backup für das Mittelfeld-Duo einen durchaus wichtigen Kaderplatz, aber eben keinen Stammplatz einnehmen.

Klar ist, dass Mittelfeld-Leader Kimmich derzeit unersetzlich ist. Als emotionaler und strategischer Führungsspieler ist der 26-Jährige zu wichtig, um überhaupt angezweifelt zu werden.

Stammplatzchance für Sabitzer? Österreicher hat Vorteile im Spielaufbau

Sabitzers Hauptkonkurrent wäre demnach Goretzka. Der frühere Schalker hat sich dank seiner enormen physischen Fähigkeiten und seiner Torgefahr in der Startelf festgesetzt.

Allerdings hat Goretzka durchaus auch seine Schwächen und ist derzeit nicht in Topform. Vor allem im Passspiel ist der Achter nicht so zuverlässig, wie man das in München gerne hätte. Im Spielaufbau wird Kimmich dadurch schon hin und wieder mal alleine gelassen.

Leon Goretzka
Goretzka ist physisch stark und torgefährlich. Doch im Passspiel hat Sabitzer Vorteile / Matthias Hangst/Getty Images

In der letzten Saison spielte das keine ganz so große Rolle, da mit Alaba und Boateng zwei überragende Aufbauspieler unterstützend mitgearbeitet haben. Natürlich besitzt auch die neue Bayern-Abwehr Potenzial im Spielaufbau, bringt jedoch noch nicht das Selbstverständnis und die Erfahrung der alten Platzhirsche mit. Insbesondere Hernández hat seine Stärken doch eher in der Zweikampfführung.

Daher könnte es durchaus sein, dass Kimmich als alleiniger Spielgestalter in der Zentrale nicht ausreicht. Gute Teams verstehen es schließlich, speziell seine Räume einzuengen und dadurch Goretzka mehr in eine Gestalter-Rolle zu bringen, welche dem 26-Jährigen nicht liegt. Generell ist der Box-to-box-Spieler keiner, der sich durch viele Ballkontakte und öffnende Pässe auszeichnet.

Schweres Los für Sabitzer: Athletik und Zweikampfstärke sprechen für Goretzka

Allerdings sind die Chancen für Sabitzer auf einen Stammplatz insgesamt eher gering. Das große Plus von Goretzka ist die Athletik und genau diese ist neben Kimmich noch wichtiger als die spielerischen Qualitäten. Der Ex-Schalker ist enorm lauf- und zweikampfstark und kann körperlich sowie im Kopfballspiel bei fast jedem Spieler dagegenhalten.

Da Kimmich nicht der Schnellste und Größte ist, braucht es einen solchen Typen. Durch die ohnehin schon offensive Spielweise ist ein mobiler Spieler, der im Mittelfeld ordentlich aufräumt, absolut gefragt. Sabitzer ist zwar durchaus laufstark, aber physisch bei Weitem nicht so veranlagt wie Goretzka. Zudem wäre das Bayern-Mittelfeld mit hohen Bällen leichter angreifbar.

Mit Sabitzer für Goretzka würden die Bayern wohl zu offensiv aufgestellt sein.

Sabitzer offensiv nur als Backup gefragt

Doch der Österreicher ist bekanntermaßen flexibel und kann mehrere Positionen abdecken. Sabitzer wäre beispielsweise eine Alternative auf der Zehn - dort ist im Normalfall aber natürlich Thomas Müller gesetzt.

Für die offensive Außenbahn ist der 27-Jährige ein wenig zu langsam, um Coman, Gnabry und Co. ernsthaft den Kampf ansagen zu können. Als Offensiv-Alternative und als Joker ist er aber dennoch eine nützliche Ergänzung. Die Münchner Offensive war in der Vergangenheit insbesondere wegen Verletzungen zahlenmäßig und qualitativ nicht immer gut genug aufgestellt.

Sabitzer als rechter Schienenspieler? Eine interessante Möglichkeit

Eine echte Stammplatz-Chance hätte der vielseitige Profi wohl nur noch bei einer Systemumstellung. Sollte Nagelsmann mit Dreier-/Fünferkette spielen lassen, wäre die Rolle als rechter Schienenspieler weiterhin unbesetzt. Während Pavard zu defensiv agiert und Sarr zu schwach für die Startelf ist, sind die Offensivspieler Gnabry, Sané und Coman womöglich zu offensiv für eine solche Rolle.

Demnach könnte sich hier eine Tür für den Österreicher auftun. Ein Spieler, der sowohl im defensiven Mittelfeld, als auch als rechter Flügelstürmer spielen kann, sollte auch als rechter Schienenspieler nicht gänzlich untauglich sein. Sabitzer hat sicherlich nicht den Topspeed wie Alphonso Davies, verfügt aber neben einem zumindest ordentlichen Grundtempo über eine gute Technik.

Der 27-Jährige findet zudem auch auf engem Raum kreative Lösungen und könnte das Spiel auf der rechten Seite antreiben. Mit seinen 1,77 Meter besitzt er auch die richtigen Maße für eine Außenposition, da er dort seltener gegen wesentlich größere Spieler antreten und Kopfballduelle gewinnen muss. Gravierende Schwächen hat der Rechtsfuß ohnehin keine und auch sein taktisches Verständnis sollte für eine neue Rolle groß genug sein.

In Leipziger Zeiten ließ Nagelsmann den Akteur allerdings nie als rechten Schienenspieler auflaufen. Dies könnte daran gelegen haben, dass der Allrounder im Mittelfeld zu wichtig war. Bei den Bayern ist das Zentrum aber so gut besetzt, dass es durchaus sinnvoll wäre, andere Positionen in Betracht zu ziehen. Nagelsmann könnte da durchaus die eine oder andere spannende Idee haben.