Nach Transfer-Zweifel: Kaminski ist Schalkes Mister Zuverlässig

Marcin Kaminski erledigt seinen Job ohne großes Getöse
Marcin Kaminski erledigt seinen Job ohne großes Getöse / Frederic Scheidemann/Getty Images
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Als Schalke die Verpflichtung von Marcin Kaminski bekanntgab, herrschten bei nicht gerade wenig Fans einige Zweifel vor. Immerhin hatte er über die zwei Vorjahre so gut wie gar nicht gespielt. Mitten im angelaufenen Saisonstart lässt sich jedoch sagen: der Abwehrspieler mausert sich zu Mister Zuverlässig.


Gerade einmal neun Liga-Einsätze und ein Kreuzbandriss in der Saison 2019/20. Dann insgesamt sechs Spiele in der letzten Spielzeit. Die Vorzeichen auf einen neuen Innenverteidiger hätten besser sein können, als Schalke 04 die Verpflichtung von Marcin Kaminski kommunizierte. Ablösefrei schloss er sich dem Absteiger vom VfB Stuttgart aus an.

Die fehlenden Einsätze über die letzten zwei Jahre sorgte für viel Skepsis bei den S04-Anhängern. Immerhin konnte sicher davon ausgegangen werden, dass der 29-Jährige ohne Spielpraxis ankommen würde. Dazu konnte man sich kein aktuelles Bild von seinen Leistungen und seinem Spielerprofil machen. Von außen schien der Transfer ein Griff ins Dunkle zu sein, ohne Vorahnung, was man schlussendlich wirklich in der Hand halten würde.

Inzwischen ist es schon fast drei Monate her, dass Kaminski als Neuzugang vorgestellt wurde. Den sehr souveränen Eindruck, den er in den Testspielen bereits hat machen können, wiederholt er bislang auch in der 2. Bundesliga und auch im DFB-Pokal.

Marcin Kaminski, Simon Terodde
Zusammen mit Simon Terodde war Marcin Kaminski einer der ersten Neuzugänge / Christof Koepsel/Getty Images

Kaminski liefert zuverlässig ab - und muss sich künftig dennoch erneut beweisen

Grundsolide, im positiven Sinne unauffällig, abgeklärt. Der Pole spielt einen sehr ruhigen und dennoch guten Stil. Unter Dimitrios Grammozis stand er in bislang allen Pflichtspielen in der Startelf, nicht ein Mal wurde er ausgewechselt. Er kann also zweifelsohne auf das Vertrauen des Trainerteams zählen.

In der Dreierkette übernimmt er die linke Seite und auch in der Viererkette gegen Aue blieb es dabei. Für den Spielaufbau ist er ebenso wichtig wie für das aktive Verteidigen. In allen bisher gespielten Partien kann er eine positive Zweikampfquote vorweisen. Im Pokal gegen Villingen und zuletzt gegen Aue hatte er sogar Quoten von 67 beziehungsweise 82 (!) Prozent vorzuweisen. Dazu kommen immer noch ein paar abgefangene Bälle und wichtige Tackles.

Vom Statistik-Tool Sofascore wird er von allen S04-Spielern auf den siebten Platz gestellt. Eine sehr gute Platzierung mit einem Durchschnittswert von 7.0, wenn man bedenkt, dass Marius Bülter (3.) und Simon Terodde (2.) durch ihre Tore noch etwas weiter vorne stehen und Michael Langer (4.) nur zwei der vier Einsätze zur Berechnung hat.

Marcin Kaminski
Kaminski präsentiert sich bisher kaum fehleranfällig / Frederic Scheidemann/Getty Images

In der aktuellen Konstellation und mit den derzeitigen Auftritten ist Kaminski für Schalke vorerst gesetzt, und das völlig zurecht. Bemerkenswert ist, dass er trotz dieser sehr soliden Leistungen im Spiel selbst kaum auffällt. Er steht weder durch die eine große Grätsche im Vordergrund, noch durch das Mega-Dribbling über die gegnerischen Linien.

Dennoch erledigt er seinen Job bislang sehr vernünftig. Es scheint, als mausere er sich zurzeit zum neuen "Mister Zuverlässig" bei Königsblau. Eigentlich nie im Rampenlicht oder auf irgendeine Weise besonders auffällig, und doch immer zur Stelle, wenn er benötigt wird.

Diesen Eindruck wird er aber über die nächsten Wochen beibehalten müssen. Neben ihm scheint Malick Thiaw gesetzt, auch weil der Youngster mehr Verantwortung übernehmen soll. Dazu gibt es Konkurrenz: Timo Becker ist eine Alternative, Dries Wouters wurde verpflichtet, Florian Flick ist zwar eher im defensiven Mittelfeld zu Hause, aber auch in der Abwehrkette eine Option.

Mit der bevorstehenden Leihe von Ko Itakura dürfte es für Kaminski eine Herausforderung werden, sich in der Startelf zu halten. Vor allem, wenn in Zukunft häufiger von der Dreier- auf die Viererkette umgestellt wird. Der Japaner kommt mit einem guten Ruf. Somit wird der ehemalige Stuttgarter beweisen müssen, weshalb er bis dato so wertvoll für die Schalker Defensive war.