RB Leipzig in die Frauen-Bundesliga aufgestiegen: Neuer Erfolg, neues Image?

Jetzt auch in der Frauen-Bundesliga: RB Leipzig
Jetzt auch in der Frauen-Bundesliga: RB Leipzig / Catherine Ivill/GettyImages
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Die Geschichte von RB Leipzig ist eine kurze, die der Frauenabteilung ist noch kürzer: 2016 wurde das Team gegründet, sieben Jahre später steht nun der Aufstieg in die Beletage des deutschen Frauenfußballs fest. Aber auch das soll nur ein Zwischenschritt sein, mittelfristig sieht sich der Club in der Champions League. Der Aufstieg passt zur Entwicklung der Liga: Investitionen lohnen sich nicht nur aus sportlicher Sicht.

Dass es an der Spitze spannender wird, wünschen sich Fans der Frauen-Bundesliga schon lange: Seit Jahren tragen der VfL Wolfsburg und Bayern München einen Zweikampf um die Meisterschale aus, dahinter folgen Eintracht Frankfurt und TSG Hoffenheim.

Dann gilt erstmal: "Mind the gap", denn Teams wie Freiburg, Leverkusen oder Köln haben zwar individuelles Talent. Aber wie es Kölns sportliche Leiterin Nicole Bender-Rummler nach der jüngsten 1:7-Schlappe gegen Wolfsburg formulierte: "Das ist fast schon ein Ligaunterschied."

Aus rein sportlicher Sicht wird die Ankunft von RB Leipzig in der Frauen-Bundesliga die viel geforderte Spannung erhöhen. Der Neuling will die Liga aufmischen und hat bereits mit den Verpflichtungen von Wolfsburgs Sandra Starke und Bayerns Nachwuchshoffnung Julia Landenberger (Leihe) diese Ambitionen untermauert. Weitere gestandene Bundesliga-Spielerinnen sollen folgen. Alles außer dem Ligaverbleib wäre eine Überraschung.

Schneller Aufstieg, für den Verein aber nicht schnell genug

Aber auch die Etablierung in der Liga soll nur einer von vielen Zwischenschritten werden in der rasanten, noch jungen Geschichte: In sieben Jahren ging es von der vierten Liga bis nach ganz oben, und selbst das ging den Verantwortlichen noch viel zu langsam. Eigentlich hätte man sich in Leipzig schon 2021 Duelle mit Wolfsburg oder Bayern liefern wollen.

In der Regionalliga und zweiten Bundesliga mussten die Leipzigerinnen länger auf den Durchmarsch warten als erhofft. In die zweite Liga stiegen sie nach drei Jahren nur auf, weil die Playoffs coronabedingt ausfielen.

Dort tat man sich gegen Andernach, Gütersloh und Co. schwerer als erwartet. Eine Trainer-Entlassung und prominente Verpflichtungen später war der Aufstieg dann klar. Als Meister steht Leipzig schon vor Ende der aktuellen Saison fest, im Pokal sorgten sie mit Siegen gegen Frankfurt und Essen für Furore.

Die Werkzeuge auf dem Weg nach oben: Infrastruktur und Prominenz

UEFA WEURO 2017"Women: Germany v Italy"
Jetzt Co-Trainerin bei Leipzig: Anja Mittag / VI-Images/GettyImages

Die Prominenz steht bei Leipzig nicht nur auf, sondern auch neben dem Rasen: Die ehemalige Nationalspielerin Viola Odebrecht leitet die Abteilung, Stürmer-Legende Anja Mittag ist Co-Trainerin. Odebrecht sieht in Leipzig Top-Bedingungen für den Frauenfußball: "Ich habe in vielen anderen Vereinen gespielt und gearbeitet. Solche positiven Reaktionen auf den Frauenfußball hatte ich jetzt nicht überall", sagte sie 2020 der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Dank der vorhandenen Infrastruktur bedeutet der Schritt in die Bundesliga wohl auch eine erhebliche Verbesserung der Frauenfußball-Förderung in Ostdeutschland. Nach dem Abstieg von Turbine Potsdam, der so gut wie feststeht, wäre Leipzig das einzige Team aus den "neuen Bundesländern". Für den Jugendfußball im Mädchenbereich ist das eine gute Nachricht.

"Plastikklubs" mischen in der Frauen-Bundesliga oben mit: Kein Zufall

Dass es dem Verein hauptsächlich darum geht, darf allerdings, wie auch auf der Männerseite, bezweifelt werden. Vielmehr sieht man in Leipzig wie auch an vielen anderen Standorten wohl das Potenzial, schnell und vergleichsweise günstig Sichtbarkeit zu erzielen. Und der Frauenfußball mit seinem Image als "familienfreundliche Alternative" passt in das Leipziger Marketing: Man stellt sich auch auf Männerseite gerne als Gegengewicht zu Vereinen mit "Chaos-Ultras" dar.

Alexandrea Popp, Nicole Billa
Wolfsburg und Hoffenheim sind nicht zufällig Topklubs in der Frauen-Bundesliga / Joern Pollex/GettyImages

Dass in der Frauen-Bundesliga überproportionnel viele dieser als "Plastikklubs" verschmähten Vereine oben dabei sind, ist daher kein Wunder. Leipzig ist nur der letzte Fall dieser Entwicklung: Auch Wolfsburg, Hoffenheim oder Leverkusen spielen oben mit. Sie erhoffen sich neben dem sportlichen Erfolg auch ein besseres Image.

Wer in den Frauenfußball investiert, den kann man doch nicht ablehnen! Auch Anja Mittag sagte in einem Interview mit der Deutschen Welle, dass Leipzig den Konkurrenzkampf fördere: "Ich denke, das könnte einer der Gründe sein, warum die Frauenmannschaft weniger unbeliebt ist."

Leipzig investiert daher bereits in das Marketing der Frauen-Abteilung: Diese Saison gab es etwa eine Sky-Doku namens "Mission: Aufstieg!", die Instagram-Seite, im April aufgezogen, hat ein professionelles Design.

Geld kein Problem - Fans schon eher

Soccer - UEFA Womens Champions League Final 2011 - Olympique Lyonnais v FFC Turbine Potsdam
Als Spielerin stand Viola Odebrecht unter anderem für Potsdam auf dem Rasen - Turbine wird jetzt wohl von Leipzig in der Bundesliga abgelöst / Matthew Ashton/GettyImages

Die finanziellen Möglichkeiten Leipzigs übersteigen die anderer Bundesligisten wohl um einiges. Die Bedingungen sind ohne Frage professionell in Leipzig, der Staff größer als bei der Konkurrenz. Dass etwa eine Sportpsychologin dazu gehört, ist in der Frauen-Bundesliga nicht die Norm. "Wir können hier aus dem Vollen schöpfen", sagte Odebrecht. Geld ist kein Problem in Leipzig, auch wenn man, wie sie beteuerte, zunächst "keine Alexandra Popp" holen würde.

In drei Jahren soll Leipzig aber dennoch in der Champions League spielen. In der Zwischenzeit wird dafür mit Sicherheit der ein oder andere große Name geholt werden. Bei den ambitionierten Zielen ist Leipzig schon in der Vergangenheit etwas zu forsch herangegangen. Aber dass eines Tages die UWCL-Hymne in Sachsen erklingt, ist wohl nur eine Frage der Zeit.

Wie viele Fans bei den Spielen gegen PSG, Arsenal und Co. dann im Stadion sein werden, ist eine andere Frage. Zu den Heimspielen kamen diese Saison meist um die 250 Zuschauer, was etwa zum Schnitt der Liga passt. Die Spiele werden nicht in Leipzig selbst, sondern der naheliegenden Kleinstadt Markranstädt ausgetragen. Für Fans alles andere als praktisch.

In Leverkusen sind die Zuschauerzahlen ebenfalls eher unterdurchschnittlich, auch in der großen BayArena wurde noch kein Spiel ausgetragen. Anja Mittag glaubt noch nicht, dass bald regelmäßig Spiele in der großen Arena stattfinden: "Das braucht sicher noch Zeit", sagte sie.

So ist es wahrscheinlich, dass sich in Leipzig der Erfolg bald einstellt, auch ohne den Rückenwind vieler Fans. Der Frauen-Bundesliga wird das als sportliches Produkt gut tun. Während die Qualität auf dem Rasen steigt, schreitet auch die "Plastifizierung" der Liga weiter voran. Der Aufstieg von Leipzig ist da nur das jüngste, folgerichtige Beispiel.