Olga Carmona mit dem Siegtor: Die Einzelkritik zum WM-Sieg von Spanien gegen England

Spanische Jubeltraube nach dem WM-Sieg
Spanische Jubeltraube nach dem WM-Sieg / WILLIAM WEST/GettyImages
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Spanien hat ein packendes WM-Finale mit 1:0 gegen England gewonnen. Das Tor des Tages erzielte Kapitänin Olga Carmona, die ein sehr gutes Spiel machte. Spanien überzeugte in allen Teilen des Feldes, während bei England nur Mary Earps wirklich herausragend war. Die Einzelkritik zum WM-Finale.

Die Einzelkritik zu England

Mary Earps (Tor): 9/10

Mary Earps
Earps hielt einen Elfmeter und zeigte eine tolle Leistung / Brendon Thorne/GettyImages

Earps bewies ihr Können mit einer Heldentat gegen Redondo in der 17. Minute - toller Reflex aus kürzester Distanz. Auch gegen Caldentey direkt nach der Pause mit einer sehr guten Abwehr - England konnte sich bei ihr bedanken, dass nicht mehr Tore fielen. Mit dem gehaltenen Elfmeter setzte sie das Sahnehäubchen auf ihre Leistung. Ob sie aber komplett auf der Linie war, hätte die Schiedsrichterin vielleicht überprüfen sollen. In der Schlussphase auch nochmal mit ein paar wichtigen Paraden - ganz starke Leistung von Englands Nummer 1. An ihr lag die Niederlage definitiv nicht.

Jess Carter (rechte Innenverteidigung): 7/10

Gegen Paralluelo und Caldentey mit ein paar Problemen, Bright musste ihr immer wieder zur Hilfe kommen. Carter steigerte sich im Verlauf des Spiels aber, vereitelte danach einige gute Möglichkeiten bei Kontern. In der 90. mit einem enorm wichtigen Tackle gegen Hermoso, putzte in der langen Nachspielzeit sehr viel aus.

Millie Bright (Innenverteidigung): 7/10

Bright hatte gegen ein schnelles Spanien alle Hände voll zu tun, und auch ihre Kopfballstärke war bei den Hereingaben wichtig. Die Kapitänin machte ihren Job gut, war robust gegen die flinke Paralluelo und löste sich oft aus der Kette, um einen Pass abzufangen. Am Ende des Spiels, wie schon so oft, in die Sturmspitze beordert, um dort noch einen Ball reinzuköpfen. Der Plan ging dieses Mal aber nicht auf, Bright wurde gut bewacht.

Alex Greenwood (linke Innenverteidigung): 6/10

Greenwood zeigte sich bei dieser WM aufmerksam gegen den Ball, fing viele Steilpässe ab. Das konnte sie beim Finale nur streckenweise zeigen, hatte ein paar Schwache Momente. Die City-Spielerin hat auch im Spielaufbau große Stärken und kann schöne lange Bälle spielen, dazu kam sie gegen Spanien aber eher weniger. Musste lange behandelt werden, nachdem sie Paralluelos Knie ins Gesicht bekommen hatte.

Lucy Bronze (rechtes Mittelfeld): 4/10

Lucy Bronze
Lucy Bronze konnte nicht überzeugen / Eurasia Sport Images/GettyImages

Bronze ist bekannt dafür, mit dem Ball nach innen zu ziehen - damit gewinnt sie oft viel Platz für ihr Team und leitet Angriffe ein. Das ist eine wertvolle Fähigkeit, aber wenn Bronze dann den Ball verliert, klafft eine große Lücke hinten. Genau das passierte vor dem 0:1 - Bronze rannte in vier Spanierinnen herein, und Spanien nutzte das Loch gnadenlos aus - das sah aus, als wäre es genau so geplant gewesen. Auch danach unsicher, mehrere Fehlpässe von ihr mussten ihre Teamkolleginnen ausputzen. Nach vorne bis auf ein paar Flanken weitestgehend wirkungslos - schlechtes Spiel der Barca-Akteurin.

Keira Walsh (Mittelfeld): 5/10

Wieder einmal wurde Walsh eng gedeckt, um ihre Qualitäten im Spielaufbau zu verhindern. Das funktionierte ganz gut, Hermoso nahm Walsh effektiv aus dem Spiel. Wieder einmal zeigte sich, dass England ohne die Spielmacherin Probleme im Spielaufbau hat - noch mehr, weil über die Flügel jetzt weniger ging als gegen Australien. Dazu mit ungewohnt vielen Ballverlusten und dem verschuldeten Elfmeter war es ein unglücklicher Auftritt von Walsh.

Georgia Stanway (Mittelfeld): 7/10

Stanway kann klar und geradlinig spielen, brachte mit einigen guten Flanken und Pässen Gefahr in das Spiel nach vorne. Über weite Strecken war sie aber wenig im Spiel, vielleicht hätte Stanway sich weiter nach hinten fallen lassen müssen, um Walsh zu unterstützen. So blieben beide recht isoliert. Stanway war sicherer am Ball als viele ihrer Mitspielerinnen, aber ging generell im Mittelfeld auch eher unter.

Rachel Daly (linkes Mittelfeld): 5/10

Rachel Daly gegen Ona Battle und Alba Redondo, das war ein wichtiges Duell im Finale. Daly ist eigentlich eher Stürmerin als Linksverteidigerin, und hat defensiv teils Defizite - gegen die offensivstarke Battle hatte sie auch viel zu tun. Ein paar Duelle gingen an Daly, aber generell tat sie sich schwer und brauchte oft Hilfe von Hemp, Walsh und Co. Nach 45 Minuten ausgewechselt.

Ella Toone (offensives Mittelfeld): 5/10

Toone erzielte gegen Australien das 1:0, trotzdem wurde spekuliert, ob sie im Finale auf der Bank sitzen würde: Lauren James war nach ihrer Zwei-Spiele-Sperre wieder einsetzbar. Wiegman vertraute trotzdem Toone, die konnte in der ersten Halbzeit aber überhaupt keine Akzente setzen. In der 42. Minute mit einer guten Möglichkeit, aber Toone stand im Abseits.

Alessia Russo (Sturm): 6/10

Russo war in den ersten Minuten auffällig, hatte zu Beginn einige gute Chancen. Immer wieder wurde sie auf rechts geschickt, oft auch gedoppelt - aber durch kluge Laufwege schaffte es Russo doch, anspielbar zu sein. Bei ihr selbst fehlte dann aber die Genauigkeit in den Pässen. Zu wenig Torgefahr unter dem Strich - daher zur Halbzeit ausgewechselt.

Lauren Hemp (Sturm): 7/10

Lauren Hemp, Laia Codina
Es war ein Spiel mit Höhen und Tiefen, aber Lauren Hemp (links) war auffällig / Robert Cianflone/GettyImages

Hemp hatte gegen Australien ein grandioses Spiel gemacht und stellte auch Spanien mit ihrem Tempo vor Probleme. Die Youngsterin hatte die erste Chance für England, schoss aber zu unplatziert. Einige Minuten später machte sie es besser, ihr harter Schuss in der 15. Minute knallte aber gegen die Latte.

Nach dem Rückstand wurde dann Englands Offensive und auch Hemp deutlich blasser, sie kam kaum mehr zu Aktionen. Nach der Pause aber wieder mit Chancen, eine große davon in der 54. Minute. Chancenmangel hatte Hemp definitiv nicht, was für ihre Laufwege spricht. Aber sie tauchte immer wieder phasenweise ab, in der zweiten Hälfte war sie zu wenig im Spiel. Hemp versuchte es erneut und erneut, brachte noch eine gute Hereingabe - aber es reichte am Ende nicht mehr.

Chloe Kelly (46. für Daly): 5/10

Kelly war weniger auffällig als die gleichzeitig eingewechselte James, nur die Hälfte ihrer Pässe kamen an. In der Schlussphase schlug Kelly einige Flanken, aber das brachte nicht den erhofften Erfolg.

Lauren James (46. für Russo): 7/10

James hatte einige starke Aktionen, brachte viel Schwung in das englische Spiel. Eine ihrer besten Szenen war in der 76. Minute, als sie sich links durchsetzte, Coll konnte noch gerade den Ball über die Latte lenken. Mehrmals konnte die Chelsea-Spielerin nur per Foul gestoppt werden.

Beth England (87. für Toone): keine Bewertung

Konnte keine Akzente mehr setzen.

Die Einzelkritik zu Spanien

Cata Coll (Tor): 7/10

Coll rückte nach der Gruppenphase für Misa Rodriguez in das spanische Tor, ihre Fähigkeiten mit dem Ball gaben dafür den Ausschlag. Auch gegen England war sie im Spielaufbau sicher, hatte zunächst weniger zu tun als erwartet. Gegen James mit einer starken Parade, wirkte sicher.

Ona Battle (Rechtsverteidigung): 8/10

Ona Battle
Starke Leistung von Ona Battle / Soccrates Images/GettyImages

Battle ist bisher eine von Spaniens besten Spielerinnen bei der WM. Ob links oder rechts, Barcelonas Neuzugang ist offensiv sehr stark und kombinierte mehrmals gut mit Redondo. Battle ist sehr laufstark, rannte ihre Seite hoch und runter. Sie hatte auch selbst einige Chancen, klärte in der Nachspielzeit noch viele Bälle.

Irene Paredes (Innenverteidigung): 7/10

Paredes ist nicht die schnellste Innenverteidigerin, das zeigte sich im Finale auch in einigen Szenen. Gegenüber Hemp war sie tempomäßig im Nachteil, was England ausnutzen wollte. Diese Schwäche machte Paredes ganz gut mit starkem Positionsspiel wett, aber trotzdem waren die Steilpässe ein ständiger Grund zur Sorge in der spanischen Abwehr. Dafür gewann Paredes fast alle Zweikämpfe, im Spielaufbau solide.

Laia Codina (Innenverteidigung): 6/10

Extrem passsicher im Spielaufbau. Gegen den Ball mit ein paar kleinen Wacklern, wirkte nicht zu hundert Prozent sicher. In der 74. Minute nach Verletzungs-Problemen ausgewechselt.

Olga Carmona (Rechtsverteidigung): 8/10

Die Kapitänin hatte schon gegen Schweden das Spiel entschieden, und auch im Finale war die Linksverteidigerin mit dem Treffer zum 1:0 zur Stelle. Ihr Schuss war plaziert und hart - keine Chance für Earps. Aber auch im Spielaufbau war Olga enorm wichtig, gerade in der ersten Hälfte harmonierte sie sehr gut mit Bonmatí und Abelleira im Mittelfeld.

Teresa Abelleira (Mittelfeld): 7/10

Abelleira zeigte mal wieder eine solide Leistung. Sie hatte nicht die spektakulären Dribblings von Bonmatí, war aber extrem ballsicher und hatte eine Passgenauigkeit von grandiosen 90%. Die 23-Jährige von Real Madrid ist eine der Entdeckungen der WM, spielte fast fehlerfrei und zeigte das ganze Turnier über eine gute Übersicht.

Aitana Bonmatí (Mittelfeld): 8/10

Aitana Bonmati
Bonmatí zeigte erneut, wie wichtig sie für Spanien ist. / Eurasia Sport Images/GettyImages

Aitana Bonmatí zeigte erneut, dass mit ihr der spanische Angriff steht und fällt. Die 25-Jährige leitete mit einem Lauf über den halben Platz die erste Möglichkeit für Spanien ein, war im Mittelfeld präsent. Bonmatí holte sich die Bälle direkt zurück, dirigierte ihr Team. Sie steht für das, was dieses spanische Team ausmacht, machte das Spiel stets schnell und hatte keinen Ballkontakt zu viel. Guter Versuch in der 62. Minute, aber ihr Schuss ging knapp über die Latte. Enorm starke Leistung von Bonmatí, die das Turnier ihres Lebens mit dem WM-Titel krönen konnte.

Jenni Hermoso (Mittelfeld): 6/10

Hermoso spielte wieder im Mittelfeld, wo sie bisher ihre besten Leistungen für Spanien gezeigt hatte. Gegen England leitete sie auch einige Angriffe ein, war bei Kontern gefährlich. Auch im Pressing war Hermoso engagiert, trug viel dazu bei, dass England kaum über das Mittelfeld kam. Ihr Elfmeter war allerdings schwach geschossen.

Alba Redondo (rechter Flügel): 7/10

Redondo hatte in der 17. Minute die große Chance auf das 1:0 auf dem Fuß, scheiterte aus kürzester Distanz aber an der exzellent reagierenden Mary Earps. Im Spiel war sie gut eingebunden, machte Daly zusammen mit Battle gut zu schaffen. Ihre Auswechslung in der 60. Minute kam etwas überraschend.

Salma Paralluelo (Sturm): 8/10

Salma Paralluelo
Salma Paralluelo war kaum zu stoppen / Catherine Ivill/GettyImages

Als Joker entschied Salma Paralluelo im Viertelfinale und Halbfinale das Spiel zu Spaniens Gunsten. Für ihre starken Leistungen wurde sie mit einam Startelf-Einsatz belohnt. Das aber auf einer anderen Position, nämlich in der Mitte statt auf dem Flügel. Auch dort konnte sie ihr Tempo ausspielen, auch wenn die Genauigkeit in einigen Szenen fehlte. Aber Torgefahr strahlte Paralluelo durchaus aus, traf kurz vor der Pause den Pfosten. Sie war ein ständiger Unruheherd, machte ihre Berufung in die erste Elf belohnt. In der hektischen Schlussphase wurde sie mit ihrem Tempo immer wieder gesucht, schien ständig für einen Treffer gut.

Mariona Caldentey (linker Flügel): 7/10

Caldentey zeigte ein gutes Spiel, hielt ihre Barcelona-Teamkollegin Bronze stets beschäftigt. Sie gab den Assist zum 1:0, war sehr passsicher. Caldentey gelang es oft, Carter und Bronze nach außen zu ziehen, um so Platz in der Mitte zu schaffen. In der zweiten Halbzeit etwas weniger auffällig.

Oihane Hernandez (60. für Redondo): ohne Bewertung

Hernandez sollte defensive Sicherheit für Spanien bieten, und war dementsprechend offensiv weniger zu sehen als Redondo.

Ivana Andres (74. für Codina): ohne Bewertung

Ersetzte Codina in der Innenverteidigung, machte ihren Job dort ohne Patzer.

Alexia Putellas (90. für Caldentey): one Bewertung

Die zweimalige Weltfußballerin kam erst in der 90. Minute ins Spiel - setzte in dieser kurzen Zeit keine großen Akzente.