Frauen-Bundesliga: Spannender Abstiegskampf - diese Teams spielen um den Klassenerhalt

Die Spielerinnen des 1. FC Köln
Die Spielerinnen des 1. FC Köln / Mika Volkmann/GettyImages
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In der letzten Saison der Frauen-Bundesliga war der Abstiegskampf extrem spannend: Turbine Potsdam war schon früh abgeschlagen, aber darüber blieb das Rennen bis zum Ende offen. Auch diese Saison zeichnet sich ein interessanter Abstiegskampf ab - ein Aufsteiger hat große Ambitionen, und auch andere Teams haben sich gut verstärkt. Wir stellen die Teams vor, die um den Klassenerhalt kämpfen.

1. 1. FC Nürnberg

Als Aufsteiger hat man es traditionell schwer - und so wird auch der Klassenerhalt für den FC Nürnberg nicht einfach. Die Franken sind als Zweiter der 2. Bundesliga aufgestiegen, mit einem Punkt Vorsprung vor Gütersloh. Hinter Leipzig, die schon früh als Aufsteiger feststanden, war das Rennen sehr eng. Nürnberg konnte sich sogar acht Niederlagen leisten und stieg dank einer starken zweiten Saisonhälfte dennoch auf.

Der FCN stellt den mit Abstand jüngsten Kader der Frauen-Bundesliga (Durchschnitt: 21,8 Jahre) und geht mit vielen Spielerinnen unter 20 in die neue Saison. Vor Beginn der Spielzeit plagen auch Verletzungsprobleme den Club, Stammtorhüterin Lea Paulick fällt etwa bis Jahresende aus.

Wie viel Trainer Thomas Oostendorp da rotieren kann, ist offen. Der 30-Jährge trat erst diesen Sommer seine Stelle an, Aufstiegs-Trainer Osman Cankaya wird sich nun auf seine Aufgaben als sportlicher Leiter konzentrieren. Auch dieser Wechsel ist natürlich eine Herausforderung.

In der Sommerpause hat sich Nürnberg mit sechs Spielerinnen verstärkt, die meisten davon kommen aus dem Ausland oder der 2. Bundesliga. Die Vorbereitung lief mit einem Sieg gegen Ajax Amsterdam und einem Unentschieden gegen Frankfurt gut - aber die Lücke zwischen erster und zweiter Liga ist sehr groß.

Der Klassenerhalt wird für Nürnberg eine Mammutaufgabe - aber Meppen und Duisburg haben letzte Saison gezeigt, dass auch die Underdogs mit taktischer Disziplin und einem klaren Plan mithalten können. Abschreiben sollte man Nürnberg nicht.

2. MSV Duisburg

Yvonne Zielinski
Duisburgs beste Torschützin, Yvonne Zielinski / Christof Koepsel/GettyImages

Der Klassenerhalt von Duisburg in der letzten Saison war eine kleine Sensation, denn die Zebras waren als Zweiter der Frauen-Bundesliga aufgestiegen und qualitativ weniger stark besetzt als die Konkurrenz. Das machte der MSV aber mit der konsequenten Umsetzung der typischen Underdog-Strategie wieder wett: Hinten sicher stehen und dann mit langen Bällen zum Erfolg.

Das war nicht immer schön anzusehen, aber der Plan ging auf. Duisburg hatte am Ende 18 Punkte auf dem Konto und landete mit einem Zähler Vorsprung auf dem 10. Platz. Gegen die Teams aus der ersten Tabellenhälfte hatte Duisburg selten eine Chance, sodass die Tordifferenz deutlich schlechter war als die der Konkurrenz - dafür gewann der MSV viele "Sechs-Punkte-Spiele".

In der zweiten Saison wird es für die Zebras aber nicht einfacher. Wenn der Klassenerhalt gelingen soll, muss Duisburg mehr Chancen kreieren, denn in der letzten Spielzeit waren sie überdurchschnittlich effizient, die meisten Tore schoss Yvonne Zielinski. Jetzt sind einige neue Spielerinnen für den Angriff dazugekommen, wie auch in den letzten Jahren setzt Duisburg wieder auf einige Amerikanerinnen.

Wichtigste Spielerin wird wohl wieder Torhüterin Ena Mahmutovic. Sie hatte auch in der letzten Spielzeit alle Hände voll zu tun und brachte viele Gegner zur Verzweiflung. Die 19-Jährige wurde als Belohnung für ihre starken Leistungen sogar zum DFB-Team eingeladen - auch in dieser Saison wird Duisburg auf sie zählen, aber ob das reicht, bleibt abzuwarten.

3. 1. FC Köln

1. FC Koeln v Eintracht Frankfurt - FLYERALARM Frauen-Bundesliga
Highlight der letzten Saison: Im großen Stadion gegen Eintracht Frankfurt / Mika Volkmann/GettyImages

Der 1. FC Köln hat eine höchst turbulente Saison hinter sich. Zwischendurch blieben die Rheinländerinnen elf Spiele lang ohne Sieg und fanden sich in der Abstiegszone wieder. Am Ende rettete sich der Effzeh, die Sieglos-Serie war dennoch ein Realitätscheck für den ambitionierten Klub, der sich selbst eigentlich eher im oberen Mittelfeld sieht.

Bis dahin wird der Weg aber auch in der nächsten Saison weit. Die katastrophale letzte Spielzeit hatte Konsequenzen: Trainer Sascha Glass musste gehen, aber auch einige Spielerinnen verließen die Domstadt. Besonders weh tut der Abgang von Eigengewächs Ally Gudorf (SC Freiburg), doch auch weitere Stammspielerinnen wie Manon Klett, Myrthe Moorrees oder Mandy Islacker verließen den Klub.

So muss Köln wie schon letzte Saison einen Umbruch bewältigen und neu anfangen. Bis das Team zusammengefunden hat, könnte es etwas dauern. Für die Tore sollen Martyna Wiankowska (von Potsdam) und Dora Zeller (BK Häcken) sorgen, zudem sollte Top-Stürmerin Selina Cerci nach ihrem Comeback jetzt wieder komplett fit sein.

Aber auch die Abwehr muss stabiler stehen als letzte Saison, und der Großteil der erfahrenen Viererkette ist nun nicht mehr da. Falls die Spielerinnen ihr Potenzial abrufen, sollte der Klassenerhalt eigentlich möglich sein - leicht wird es allerdings nicht.

4. RB Leipzig

RB Leipzig ist kein normaler Aufsteiger. Das liegt an der Struktur und den finanziellen Möglichkeiten des Vereins, der wie auf Männerseite große Ambitionen hat. 2016 wurde die Frauen-Abteilung erst gegründet, nun spielt Leipzig in der Bundesliga - laut Plan hätte es schon 2021 soweit sein sollen, aber dann stellten Gütersloh und Co. den Sächsinnen doch ein Beinchen.

Jetzt hat es Leipzig nach einer souveränen Meisterschaft in der zweiten Liga in die ersehnte Beletage geschafft. Wenn es nach den Verantwortlichen geht, soll die Champions League in wenigen Jahren folgen. Der Klassenerhalt soll nur ein Zwischenschritt sein.

Mit dem Engagement im Fußball der Frauen versucht der Klub wohl auch, sein Image aufzupolieren. Dafür werden keine Kosten und Mühen gescheut. "Wir können hier aus dem Vollen schöpfen", sagte die ehemalige Nationalspielerin und Leitung der Abteilung Frauenfußball, Viola Odebrecht. Geld ist kein Problem in Leipzig, auch wenn man, wie sie beteuerte, zunächst "keine Alexandra Popp" holen würde.

Für Popp reicht es noch nicht, aber für starke Bundesliga-Spielerinnen schon. Leipzig verpflichtete etwa Sandra Starke von Wolfsburg oder Lydia Andrade, die letzte Saison im Trikot vom SV Meppen für viel Wirbel sorgte. Dazu hat Leipzig mit der 21-jährigen Vanessa Fudalla ein großes Sturm-Talent und mit Saban Uzun einen akribischen Trainer.

Der Klassenerhalt wird trotzdem kein Kinderspiel, viele Spielerinnen haben noch keine Bundesliga-Erfahrung und Leipzig wird sicherlich Lehrgeld zahlen müssen. Aber sie bewiesen bereits letzte Saison im Pokal mit Siegen gegen Essen und Frankfurt, dass sie mithalten können - der Verbleib in der Liga wäre keine Überraschung.

5. Werder Bremen

Christin Meyer, Nina Luehrssen
Bremer Torjubel / Cathrin Mueller/GettyImages

Internationales Flair an der Weser: Werder Bremen hat sich diesen Sommer mit einigen interessanten Spielerinnen verstärkt, darunter auch zwei WM-Teilnehmerinnen. Im Tor hat Trainer Thomas Horsch mit der Schweizerin Livia Peng und der Kolumbianerin Catalina Perez nun gleich zwei gute Keeperinnen zur Auswahl.

Die vorherige Nummer 1, Anneke Borbe, war nach Wolfsburg gewechselt. Ansonsten ist der Kader aber ganz gut zusammengeblieben und die Stammspielerinnen bleiben Werder treu. Dazu kommen mit Juliane Wirtz, Lisa Josten und Sophie Weidauer einige solide Bundesliga-Spielerinnen.

Werder hat auf dem Transfermarkt gute Arbeit geleistet, sodass der Klassenerhalt gut möglich ist. Mittelfristig wollen sich die Bremerinnen dann im gesicherten Mittelfeld etablieren. In der letzten Saison steckte Werder lange mit im Kampf um den Klassenerhalt, konnte mit dem achten Platz aber zufrieden sein.

Bremen baut auf eine sehr stabile Verteidigung und gute Standards. Dafür ist das Toreschießen traditionell ein Problem - der SVW kreierte nicht genug gute Chancen, machte dafür aber aus wenigen Toren viele Punkte. Letzte Saison haben sie sich offensiv aber bereits gesteigert - gut möglich, dass der Trend weiter nach oben geht.