"Haaland ist halt Norweger": Die Pressestimmen zum deutschen Sieg in Rumänien
Von Stefan Janssen
Die deutsche Nationalmannschaft hat auch ihr zweites WM-Qualifikationsspiel gewonnen und bezwang Rumänien am Sonntagabend mit 1:0. In der Berichterstattung über das am Ende viel zu knappen Ergebnis gab es natürlich vor allem ein Thema: Die mangelhafte Chancenverwertung. Hier sind die Pressestimmen zum Sieg in Bukarest.
"Haaland ist halt Norweger" titelt die Süddeutsche Zeitung am Montag. Der Hintergrund ist klar: Deutschland fehlt ein klarer Mittelstürmer von Weltformat, der das Spiel bei den Rumänen möglicherweise deutlich früher hätte entscheiden können: "Das Stürmerloch gibt es ja schon eine ganze Weile und gegen Rumänien sah man wieder sehr schön, welchen Aufwand eine Mannschaft betreiben muss, der eine klassische 'Neun' fehlt."
"Es war ein großes Glück für die DFB-Elf, dass die Rumänen ihre Chance nicht nutzten. So blieb der Eindruck, dass der Sieg am Ende auf wackeligen Füßen stand, aber die Vorstellung Mut macht", schreibt die FAZ, und weiter: "Alles in allem blieb es zu sehr bei der Kunst der Andeutung - und somit einem unfertigen Auftritt der deutschen Mannschaft, die lernen muss, aus solchen Möglichkeiten mehr zu machen."
Die Bild fordert: "Jungs, jetzt müsst ihr nur noch das Tor finden!" Das Problem von Bundestrainer Joachim Löw sei, dass ihm "der eiskalte Vollstrecker" fehle. "Bundesliga-Riese Robert Lewandowski hätte in solch einem Spiel bestimmt drei Tore gemacht." Ähnliches sieht das offenbar die SZ: " In der Bundesliga sieht man in dieser Saison eine wahre Wiedergeburt der starken Neuner, allerdings mit dem Schönheitsfehler, dass Robert Lewandowski, Erling Haaland, Wout Weghorst und André Silva aus Polen, Norwegen, den Niederlanden und Portugal kommen und sich das bis zum EM-Sommer auch nicht ändern wird."
Ansonsten gab es aber vor allem viel Lob für den ansonsten starken Auftritt und für Serge Gnabrys hervorragende Torquote von 15 Treffern in 19 Länderspielen. Außerdem bemerkte die SZ noch, dass sich Löws Weise zu Coachen ein wenig verändert habe: "Dem Bundestrainer merkt man gerade einen finalen Pragmatismus an. Er coacht nicht mehr für eine sehr weit entfernte Zukunft, er coacht im Hier und Jetzt, lässt zweimal die gleiche Startelf auflaufen, wechselt nur sehr spät und gibt dem Team damit Sicherheit."
"Danke, Florin": Die internationalen Pressestimmen
Das rumänische Portal sport.ro ist sich sicher, dass das Ergebnis "ohne die außergewöhnlichen Paraden von Florin Nita, für die er selbst vom deutschen Torhüter Manuel Neuer gelobt wurde", ganz anders ausgesehen hätte. "Wir haben ein Spiel verloren, aber wir haben einen Torhüter gewonnen", wird zudem der rumänische Ex-Profi Florin Tene zitiert. Fanatik.ro schreibt: "Wir haben ein Spiel am Limit verloren, das leicht mit einer Hinrichtung hätte enden können."
Die Gazeta Sporturilor titelt auf Deutsch: "Danke, Florin" und schreibt ebenfalls von einem "phänomenalen" Abend des Keepers, der schlimmeres verhindert habe. Hängen geblieben sind in der rumänischen Presse vor allem die großartigen Paraden ihres Torhüters und eine gute erste Viertelstunde. Die Chancen am Ende, die beinahe den Ausgleich bedeutet hätten, werden nicht allzu hoch gehangen.
In Spanien sah Sport eine deutliche Überlegenheit der deutschen Mannschaft, allerdings habe die DFB-Elf das Spiel nicht beendet "und war kurz davor, teuer zu zahlen". Am Ende hätten sich die Erfahrung und Qualität durchgesetzt. Mundo Deportivo findet, dass Deutschland einen deutlicheren Sieg verdient gehabt hätte, "sie mussten sich aber letztlich mit einem minimalen und kontroversen Triumph zufrieden geben". Kontrovers deshalb, weil Kai Havertz vor dem 1:0 im Abseits gewesen sei und das Fehlen des VAR der Mannschaft geholfen habe.