Borussia Dortmund mit Achterbahn-Hinrunde: Wohin führt die BVB-Reise?

Wohin geht die Reise für den BVB?
Wohin geht die Reise für den BVB? / Marvin Ibo Guengoer - GES Sportfoto/GettyImages
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Borussia Dortmund gehört definitiv zu den Mannschaften, die in der Hinrunde nicht überrascht haben. Schwer nachvollziehbare Leistungsschwankungen gehören schließlich seit Jahren absolut dazu. Auf der einen Seite hat das Team ein tolles Spiel gegen Manchester City und ein furioses Comeback gegen die Bayern vorzuweisen, auf der anderen Seite stehen wiederum Niederlagen gegen Bremen, Köln und Wolfsburg. Nach 14 Spieltagen rangieren die Borussen lediglich auf Rang sechs. Aktuell ist völlig offen, wohin die Reise geht. Einige Tendenzen lassen sich jedoch prognostizieren.


Der FC Bayern wird sich trotz des eigenen Unentschiedens gegen Dortmund ein wenig ins Fäustchen lachen, wenn er sich die BVB-Leistungen der aktuellen Saison zu Gemüte führt. Die Schwarzgelben haben es schließlich in keinster Weise geschafft, aus der ungewohnt langen Schwächeperiode der Münchner Profit zu ziehen. Stattdessen brachte man sich mit zum Teil enorm planlosen und lethargischen Auftritten selbst ins Hintertreffen.

In der Champions League und im DFB-Pokal zeichnete sich ein ähnliches Bild ab. Das CL-Achtelfinale erreichte man nach zum Teil sehr guten Leistungen insbesondere gegen Manchester City, aber dann auch wieder eher fragwürdigen Auftritten, wie in den Rückspielen gegen Sevilla und Kopenhagen. Im Pokal agierte man gegen Hannover 96 enorm schwach, konnte das Spiel aber für sich entscheiden.

Demnach befindet sich der BVB trotz aller Probleme noch einigermaßen auf Kurs. Der Rückstand in der Liga beträgt "nur" sechs Zähler auf den FC Bayern und zwei Punkte auf Rang zwei. Im DFB-Pokal steht der Titelverteidiger im Achtelfinale und gastiert beim VfL Bochum. In der Königsklasse lautet der Achtelfinal-Gegener derweil FC Chelsea. Prinzipiell ist also in dieser Spielzeit noch alles möglich.

Meisterschaft geht nur über den FC Bayern - Mehr möglich in den Pokal-Wettbewerben?

Realistisch betrachtet dürfte aber vorneweg klar sein: Die deutsche Meisterschaft wird in dieser Saison erneut nicht an den BVB gehen. Dies liegt weniger an den sechs Punkten Rückstand, sondern mehr an der Tatsache, dass der FC Bayern einfach die klar bessere Mannschaft ist. Die Dortmunder hatten die Gelegenheit, den Münchnern bei deren Schwächephase ein wenig davon zu laufen und sind dabei gnadenlos gescheitert. Der Sechs-Punkte-Rückstand ist fast noch gnädig, wenn man sich die Unterschiede ansieht. Die Münchner haben beispielsweise eine Tordifferenz von +34, der BVB steht lediglich bei +6. Dies ist ein klares Indiz dafür, dass sich der Abstand eher vergrößern, als verkleinern wird. Den Dortmundern fehlt es einfach an Konstanz und in einigen Spielen auch an einer klaren Spielidee, um in einem Wettbewerb vorne zu sein, bei dem man über eine ganze Saison hinweg liefern muss.

Deutlich besser kommen dem Klub die Pokal-Wettbewerbe entgegen. In diesen gilt es, auf den Punkt starke Leistungen zu zeigen und das scheint den Dortmundern in dieser Saison besser zu gelingen. Zudem haben die Spiele gegen Manchester City in der Königsklasse und gegen Bayern in der Bundesliga gezeigt, dass die Dortmund gegen starke Gegner besser performen können. Dies liegt mitunter sicherlich an der Einstellung, hat aber auch taktische Gründe.

Hummels, Adeyemi und Co. eher Trümpfe für die Champions League

Der BVB hat das passende Spielermaterial, um als Underdog für Furore sorgen zu können. Mit Schlotterbeck, Süle und insbesondere Hummels hat man nicht die beweglichste Innenverteidigung, aber Akteure, die zweikampfstark sind, ein gutes Stellungsspiel besitzen und alles abräumen, wenn das Team generell gut und kompakt steht. Vor allem Mats Hummels ist gegen Top-Gegner als tief stehender Verteidiger noch immer Weltklasse, wohingegen er in einer hoch stehenden Kette kaum noch zurecht kommt.

Auch den Offensivspielern liegt es besser, schnelle Konter zu fahren, als gegen eine tief stehende Abwehr anlaufen zu müssen. Dies gilt unter anderem für Adeyemi, Malen und Moukoko, die mit ihrem Tempo schnelle Gegenstöße fahren können. Auf engem Raum sind jedoch insbesondere Adeyemi und Malen keine Waffen. Den Außenstürmern fehlt es zu häufig an Passstärke, Spielverständnis und Kreativität.

Mit der Marschroute defensiv gut stehen und schnelle Konter fahren, könnte der BVB nicht nur Chelsea ausschalten, sondern vielleicht sogar noch die ein oder andere Überraschung landen. Wichtig wird nur sein, dass man die Zweikämpfe im Mittelfeld findet und zielgerichtet umschaltet. Bellingham ist zweifellos ein Spielertyp, der das beherrscht. Kobel im Tor kann in großen Spielen auch zu einer Trumpfkarte werden. Vielleicht gelingt dem BVB ein kleiner Run, was dann aber wiederum dafür sorgen kann, dass die Bundesliga vernachlässigt wird.

Reicht es für Rang zwei in der Bundesliga? Leipzig, Frankfurt und Co. haben etwas dagegen

Der Kampf um Platz zwei oder zumindest um Rang vier besitzt aber durchaus eine große Wichtigkeit. Mit Union Berlin und dem SC Freiburg stehen zwei Undedogs vor dem BVB, die man jedoch nicht mehr unterschätzen darf. Dennoch sollte sich der BVB in Summe durchsetzen. Gegen die Eintracht wird das hingegen nicht mehr so leicht. Die Hessen haben auch im direkten Duell den leicht besseren Eindruck gemacht und mit viel Pech verloren. Zudem ist auch Leipzig im Flow und verfügt keineswegs über einen schwächeren Kader. Für den BVB spricht, dass mit Reus und Reyna in der Rückrunde wieder technisch starke und kreative Offensivspieler zur Verfügung stehen, die in der Hinrunde oft verletzt waren bzw. vorsichtig aufgebaut werden mussten. Insbesondere bei diesen beiden Akteuren gibt es aber keine Garantie.

Möchte man eine Prognose wagen, so ist der BVB am Ende der Saison in der Bundesliga auf Rang drei oder vier zu erwarten, schafft es mindestens ins Pokal-Halbfinale und stellt in der Champions League zumindest dem FC Chelsea ein Bein. Mit einem Titelgewinn wird es letztlich aber schwer. Es gibt eben Mannschaften, die den Schwarzgelben einen Schritt voraus sind.


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