90min-Gespräch mit Rebecka Blomqvist: Die EM 2025 in Skandinavien "wäre einfach großartig"

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Am Dienstag wird die UEFA bekannt geben, wo die Frauenfußballl-EM 2025 statfinden wird. Beworben haben sich Frankreich, Polen, die Schweiz sowie ein Verbund der nordischen Staaten Schweden, Norwegen, Dänemark und Finnland.

Im exklusiven 90min-Interview hat Schweden-Stürmerin Rebecka Blomqvist (VfL Wolfsburg) über die gemeinsame Bewerbung, die Bedeutung des Turniers für die Länder und die Fußballkultur in Skandinavien gesprochen.

Was waren deine ersten Gedanken, als du gehört hast, dass sich die skandinavischen Länder um die Ausrichtung der EM 2025 bewerben?

RB: "Ich habe mir nur gedacht, wie toll es wäre, so ein großes Turnier daheim zu spielen. Auch mit den anderen Länder haben wir enge Verbindungen, es wäre einfach großartig."

Was würde eine Heim-EM dir und der schwedischen Nationalmannschaft bedeuten?

RB: "Wir haben während der EM in England und bereits während der WM 2019 große Unterstützung von unseren Fans bekommen, besonders vor Ort in den Stadien. Jede*r in Schweden war mit vollem Herzen dabei. Das nun daheim zu erleben, wäre der Wahnsinn. Ich selbst war bei der Heim-EM 2013 in Schweden noch zu jung, aber ich habe viel darüber gehört. Die vor vier Jahren habe ich auch verpasst, aber ich habe viele Spiele mit Freunden in Parks und bei Public Viewings in Schweden gesehen, das waren große Events damals. Die Stimmung war großartig und viele Menschen, die vor der WM nicht mit Fußball zu tun hatten, haben die WM verfolgt. Ich bin mir sicher, dass es bei der Heim-EM 2025 genauso und noch besser wird."

Was macht die nordischen Länder (Schweden, Dänemark, Norwegen, Finnland) zu den perfekten Gastgebern für die EM 2025?

RB: "Mehrheitlich die Fans. Man kann es sehen, wenn das schwedische Nationalteam zuhause spielt: es kommen zahlreiche Menschen, um uns zu unterstützen. Auch in den anderen skandinavischen Ländern ist es so. Regelmäßig werden neue Zuschauerrekorde aufgestellt, die Spiele finden in großen Stadien statt."

Im April spielt Schweden gegen Norwegen und Dänemark, um die engen Beziehungen zwischen den Ländern zu verdeutlichen. Was erwartest du von diesen Begegnungen?

RB: "Es sind zunächst gute Spiele für die Vorbereitung auf die WM im Sommer. Die besondere Historie zwischen den Ländern macht alles noch besonderer. Das Spiel gegen Däemark findet in Malmö statt. Die Stadt liegt an der schwedischen Südküste und wird mit einer Brücke, der "Öresundsbron", direkt mit der dänischen Hauptstadt Kopenhagen verbunden. Man ist innerhalb einer Stunde jeweils in dem anderen Land. Das macht die Beziehungen noch enger, und es kommen bestimmt viele dänische Fans über die Brücke zu dem Spiel nach Malmö."

Rebecka Blomqvist
Rebecka Blomqvist bejubelt ein Tor für Schweden bei der EM 2022 / Alex Pantling/GettyImages

Wie sieht es in Sachen Rivalität zwischen den nordischen Staaen aus?

RB: "Wir haben eine enge Verbindung untereinander. Dänemark und Norwegen kommen mir als Schwedin durchaus vertraut vor, die Sprachen und Kulturen ähneln sich sehr. Wir verstehen einander und man fühlt eine Verbindung zu den anderen Ländern. Aber auf dem Fußballplatz treten wir natürlich gegeneinander an. Es werden spannende Testspiele und jedes Team kann unter Beweis stellen, wozu es in der Lage ist. Ich bin davon überzeugt, dass wir die Fans aller Länder durch die Partien motivieren können, in zwei Jahren zu den Nordics 2025 zu gehen."

Was würde es für den Frauenfußball in Skandinavien bedeuten, wenn die EM 2025 dort stattfindet?

RB: "Diese Länder werden alles dafür tun, um eine tolle EM zu veranstalten und ich weiß, dass sie wissen, was es dazu braucht. Es gilt auch, an die Erfolge des Turniers in England anzuknüpfen und das werden die nordischen Staaten mit Sicherheit machen."

Wie würdest du die Fußballkultur in den nordischen Staaten beschreiben?

RB: "Als junge Spielerin in Schweden hatte man immer Vorbilder, zu denen man aufsehen konnte. Mit der zeit ist die Bedeutung des Frauenfußballs spürbar gewachsen. Das ist etwas, was wir heute mit den nachfolgenden Generationen teilen wollen. Wir möchten junge Mädchen inspirieren, aber auch andere Menschen. Wenn ich jetzt mit Bekannten aus der Heimat oder auch Fremden auf der Straße in Schweden spreche, spüre ich, dass sich die Wahrnehmung unseres Sports verändert hat. Die Leute haben ehrliches Interesse und geben sich dem Frauenfußball hin. Ich finde das wirklich toll. Das bedeutet auch, dass die Fans wirklich zu den Spielen der Nordics 2025 kommen werden."

Wie wäre es, wenn Schweden in einem K.o.-Spiel auf ein anderen nordisches Team treffen würde?

RB (lacht): "Das wäre natürlich super cool, vor allem wenn es ein Finale wäre. Es würde dem ganzen das gewisse Extra verleihen."

Hedvig Lindahl, Amanda Ilestedt, Johanna Rytting Kaneryd, Linda Sembrant, Magdalena Eriksson, Filippa Angeldal, Stina Blackstenius, Amanda Nilden, Kosovare Asllani, Fridolina Rolfö, Nathalie Björn
Schweden: Titelanwärterinnen und EM-Gastgeberinnen 2025? / Visionhaus/GettyImages

Was würden die Nordics 2025 für die Entwicklung des Frauenfußballs in den skandinavischen Ländern bewirken?

RB: "Es ist immer ein Prozess und ich denke, dass bereits in den zwei Jahren vor dem Turnier einiges getan und verbessert werden muss. Wir müssen 2025 und darüber hinaus die aktuellen Entwicklungen aufrecht erhalten. Aber ich bin davon überzeugt, dass der Hype in zwei Jahren explodieren wird."

Sweden wird immer wieder als Titelfavorit gehandelt. Auch im Jahr 2025?

RB: "Wir sind auf jeden Fall gut genug. Es gibt viele herausragende Teams zur Zeit, aber Schweden kann auf jeden Fall mit ihnen mithalten und um die Medaillen, sowie die Pokale mitspielen. Natürlich wird es hunderprozetige Leistungen in jedem Spiel brauchen. Wir müssen auch das beste aus jeder individuellen Spielerin über die vollen 90 Minuten herausholen. Das verlangt einem vieles ab, aber wir sind bereit, vollen Einsatz zu geben."