Max Eberl und die Transfer-Märchen von der Säbener Straße - Ein Kommentar

Bisher gibt der FC Bayern München auf dem Transfermarkt ein eher unglückliches Bild ab. Max Eberl steht als das Gesicht hinter dem Treiben des Rekordmeisters und muss aufpassen, dass er sein Ansehen nicht aufs Spiel setzt.
In Sachen Top-Transfers hat Max Eberl bisher eher das Nachsehen
In Sachen Top-Transfers hat Max Eberl bisher eher das Nachsehen / Stefan Matzke - sampics/GettyImages
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Das Transferfenster ist geöffnet – hindurchschauen konnten die Vereine aber schon mit einer ganzen Weile Vorlaufzeit. Während verschiedene Klubs der Reihe nach ihre Baustellen schließen, hinkt der deutsche Klassenprimus dem bunten Treiben auf dem Transfermarkt aber gewaltig hinterher. Zumindest gemessen an den eigenen Ansprüchen des Rekordmeisters. So versucht der FC Bayern München zum Beispiel bereits seit geraumer Zeit, einen namhaften neuen Linksaußen an Land zu ziehen, der über Fähigkeiten verfügt, von denen Trainer Vincent Kompany im Idealfall sofort profitieren würde und dessen klanghafter Name die ganze Klasse des deutschen Top-Klubs matchen soll - jedoch vergeblich.

Mit dem verletzungsanfälligen Kingsley Coman, dem formschwankenden Serge Gnabry und dem nun abgewanderten Leroy Sané hinterlässt der Verein mehr Fragezeichen als Antworten. Die niederschmetternde Verletzung von Jamal Musiala wirkt da beinahe schon wie ein Dolchstoß für große Ziele. Doch das Bild, das Bayern-Sportvorstand Max Eberl als Gesicht der Münchner Bemühungen auf dem Transfermarkt abgibt, wirkt auf breiter Linie unglücklich und phasenweise beinahe schon traurig. Für den 51-Jährigen hagelt es mehr Körbe als bei einem NBA-Spiel der Chicago Bulls zu besten Zeiten von Michael Jordan in den 90ern.

Aus Bayerns wilden Bemühungen wird einfach kein Schuh

Zuletzt bekundeten die Münchner ihr Interesse an zahlreichen großen Namen der Fußballwelt, darunter Florian Wirtz, Rafael Leão, Luis Díaz, Bradley Barcola, Nico Williams oder Nick Woltemade. Diese Liste ließe sich womöglich noch um einige weitere Namen weiterspinnen. Mit etwas Fantasie könnte man womöglich sogar noch eine Liste aufstellen, deren Namen die Öffentlichkeit gar nicht erst erreicht haben. Aktuell scheint es fast so, als würde sich Eberl selbst Absagen von Max und Moritz, Tick, Trick und Track oder Asterix und Obelix einfangen.

Das Handeln des Münchner Sportvorstands erinnert beinahe schon an das Lösen eines Rubik's Cubes, doch trotz aller Bemühungen will die Kaderplanung der Münchner einfach nicht gelingen. Die (Hinter)Gründe dafür stellen selbst die größten Bayern-Fans vor so manches Rätsel. Wer wird es denn nun letztlich sein, den Max Eberl mit einer rot-weißen Samtschleife an die Säbener Straße stellt? Derzeit ist einfach kein Land in Sicht und trotz aller Versuche wird aus den Transferbemühungen einfach kein Schuh.

Der Münchner Transfersommer: Kein einfacher Job für Max Eberl
Der Münchner Transfersommer: Kein einfacher Job für Max Eberl / Stefan Matzke - sampics/GettyImages

Zugegeben, es ist vollkommen verständlich, dass das hart umkämpfte Transfertreiben vor allem auch aufgrund der scheinbar endlos zahlungsfähigen Konkurrenz aus finanzieller Sicht kein Zuckerschlecken ist und auch ein Herr Eberl als Bayern-Vertreter durchaus hartnäckig an jedem Euro festhalten muss. Dass die Münchner sich durch die Zahlung wilder Unsummen ins finanzielle Verderben stürzen, wird auch unter diesem Druck nicht passieren – was auch absolut sinnvoll ist.

Allerdings hat man nicht das Gefühl, dass die Transferbemühungen gut durchdacht sind, sondern dass sie eher einem verzweifelten Herumtasten gleichen, in der Hoffnung, dass irgendwo etwas hängen bleibt. Neben den Millionen von Couch-Trainern in Deutschland entwickeln sich nun auch die Couch-Sportdirektoren - zu denen ich mich sicher hinzuzählen muss -, die alles besser könnten als Max Eberl. Und das zeigt, wie unsicher der Sportvorstand der Bayern in der Öffentlichkeit im Sattel sitzt. Was Eberl und damit die Bayern so unglücklich erscheinen lässt, ist ebenfalls schnell erzählt.

Eberl muss auf seine Reputation aufpassen

Bei der Masse an Namen, die mit den Bayern in Verbindung gebracht werden und reihenweise abzuspringen scheinen, wirkt es beinahe so, als hätte man an der Säbener Straße lediglich eine Liste von Spielern ausgedruckt, die die gesuchte Position bekleiden oder irgendwann schon mal bekleidet haben. Wenn der oberste Name auf der Liste nicht klappt, widmet man sich dann eben dem nächsten. Das dürfte auch bei den anvisierten Spielern nicht gut ankommen, mit denen die Münchner in Verbindung gebracht werden. Wer von den großen Stars möchte schon als Münchner-Notlösung oder Transferoption E,F, G oder H in die Geschichte eingehen nachdem die ersten absoluten Wunschspieler abgesagt haben und man plötzlich zum neuen absoluten Wunschspieler ausgerufen wird?

Aktuell wirkt die angeblich so klare Transferhandschrift Eberls noch eher unleserlich, denn außer der reinen Positionsschablone erkennt man keine anderen wirklich detaillierten Suchkriterien. Es wirkt, als würde alles, was nicht bei drei auf dem Baum ist, in den Transferfokus der Münchner fallen, nur um nach ein paar Tagen in der Öffentlichkeit zu erfahren, dass man den Vorstellungen des FC Bayern gar nicht gerecht wurde und sich der Verein zurückgezogen hätte.

Einen ebenfalls bitteren Beigeschmack hinterlässt zudem das angeblich ach so breite Kreuz, das die Bayern bei all diesen Verhandlungen demonstriert haben sollen. Am Ende haben sich die Bayern nach eigener Angabe dann nämlich immer vom Transferziel abgewandt, weil Spieler XY zu viel Gehalt wollte, den Wertevorstellungen nicht entsprach oder womöglich einer die Schuhe falsch geschnürt hat - zumindest von außen nimmt man es so wahr und das ist eine gefährliche Entwicklung für die Bayern.

Zugegeben, das ist durchaus viel Spekulation für einen Außenstehenden wie mich, doch interessanterweise war es eben genau dieser Punkt, den der ganz tief in der Materie steckende Transferexperte Florian Plettenberg am vergangenen Wochenende scharf kritisierte. "Was mir gegen den Strich geht, ist, dass die Bayern bei vielen Personalien sich irgendwann in die Öffentlichkeit begeben und sagen 'Das war doch überhaupt gar nicht so. Der Leao war überhaupt nie ein Thema und der Nico Williams, da haben wir uns ja sofort aus dem Poker verabschiedet.' Also das ist für mich absoluter Schmarrn", watschte der Sky-Reporter den Rekordmeister vor laufender Kamera ab.

Im Zweifelsfall wird es Eberl sein, der mit dem Schiff untergeht

Eberl sollte darauf achten, dass die vielen Geschichten über die wöchentlich wechselnden Wunschspieler nicht irgendwann lächerlich werden und er als mächtiger Mann beim FC Bayern unglaubwürdig wird. Am Ende ist es sein Gesicht, das mit dem Misserfolg der Bayern auf dem Transfermarkt in Verbindung gebracht wird. Damit steckt Eberl dann im gleichen Dreck wie Trainer Vincent Kompany, wenn es im schlimmsten Fall sportlich nicht laufen will. Die Schuld für den unausgewogenen Kader wird dann aber sicherlich nicht der Trainer bekommen - dann richten sich die Finger erst recht auf Max Eberl.


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