Sané-Abschied mehr Segen als Fluch: Warum sich der FC Bayern freuen kann

Die Entscheidung bei Leroy Sané steht fest. Der 29-Jährige verlässt den FC Bayern - und das ist unter dem Strich auch gut so.
Leroy Sané nimmt Abschied vom FC Bayern
Leroy Sané nimmt Abschied vom FC Bayern / Stefan Matzke - sampics/GettyImages
facebooktwitterreddit

Leroy Sané verlässt den FC Bayern. Der 29-Jährige hat sich gegen einen Verbleib entschieden und wird nun aller Voraussicht nach das äußerst lukrative Angebot von Galatasaray Istanbul annehmen. Bis zu 15 Millionen Euro netto im Jahr soll Sané beim türkischen Meister kassieren können.

Natürlich ist es für den FC Bayern bitter, einen grundsätzlich begnadeten Spieler wie Sané ablösefrei zu verlieren. Nach dem langem Hin und Her gilt aber die Devise: Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Wir werfen einen Blick auf fünf Gründe, warum der Abschluss der Sané-Saga ein Vorteil für die Bayern ist und man dem Linksaußen in München nicht nachtrauern muss.

Sané ist in einem Alter, in dem offensive Flügel abbauen

Mit seinen 29 Jahren ist Leroy Sané für einen Flügelstürmer schon eher in einem fortgeschrittenen Alter. Erschwerend hinzu kommt die Tatsache, dass er immer wieder von Verletzungen heimgesucht wird und sein Spiel sehr auf Tempo basiert. Sollte Sané wie die meisten anderen Spieler mit der Zeit an Geschwindigkeit verlieren, hat er seine größte Waffe nur noch bedingt zur Verfügung.

Sané ist weder in Sachen Kombinationsspiel noch im Flankenspiel überdurchschnittlich und fällt immer wieder mit technischen Unsauberkeiten auf. Folgerichtig hätte er in der Münchner Offensive irgendwann zu einer Art Bremsklotz werden können. Sadio Mané ist hier ein warnendes Beispiel.

Sané ist kein Big-Game-Player

Leroy Sané ist sicherlich ein Spieler, der das Niveau hat, ein Spiel auch mal entscheiden zu können. Seine Top-Leistungen bringt der 29-Jährige aber nur äußerst selten in großen Spielen auf den Platz. In der Champions League hat es Sané in der abgelaufenen Saison lediglich auf einen Scorer geschafft - beim 9:2 gegen Dinamo Zagreb. Im Bayern-Trikot hat er insgesamt lediglich einen Treffer in der Königsklasse ab dem Viertelfinale auf dem Konto. Hinzu kommt, dass er auch in der deutschen Nationalmannschaft in wichtigen Spielen eigentlich fast nie ein Faktor war. Sané ist kein klassischer Winner-Typ, mit dem man die ganz großen Titel praktisch an sich zieht. 

Frischer Wind auf dem Flügel - Weg frei für Nico Williams

Schon seit Jahren spricht man inzwischen davon, dass die Bayern frischen Wind auf den offensiven Außenbahnen benötigen. Bedenkt man, dass Serge Gnabry bleiben wird und bei Kingsley Coman ein Wechsel ebenfalls noch nicht unmittelbar in der Nähe zu sein scheint, bliebe nur Sané, um für frisches Blut Platz zu schaffen. Zwar würde es dem FCB wohl noch besser zu Gesicht stehen, wenn Gnabry oder Coman den Verein verlassen, jedoch ist das Leben eben kein Wunschkonzert. Bevor die Bayern tatsächlich wieder auf allen drei Außenstürmern sitzen bleiben, wäre ein Sané-Abschied noch die attraktivere Variante.

Der Markt gibt reichlich Alternativen vor, die der FC Bayern bereits seit Wochen auslotet. Wunschlösung der Bosse ist wohl Nico Williams, der auf Anhieb eine Verstärkung darstellen und für frischen Wind sorgen würde. Zwar sei Bradley Barcola laut Sky Eberls Favorit, der PSG-Jungstar ist aber kaum zu bekommen. Williams dagegen könne sich laut neusten Sky-Infos einen Wechsel nach München "sehr gut vorstellen". Dafür fordere er aber rund 20 Millionen Euro Jahresgehalt.

So oder so: Ein Sané-Abschied ist ein notwendiges Übel, damit die Bayern jetzt auch wirklich aktiv werden können. Je mehr Zeit verstreicht, desto eher greifen andere Top-Klubs in den Williams-Poker ein. So hat man aber die Chance, direkt Nägel mit Köpfen zu machen.

Bevorstehender Galatasaray-Wechsel sagt einiges über Sané aus

Sané musste sich häufig anhören, dass er nicht die richtige Mentalität und Körpersprache an den Tag legt und der unbändige Ehrgeiz fehlt, um regelmäßig Top-Leistungen abzurufen. Man hatte jedoch auch oft den Eindruck, dass man Sané damit ein wenig Unrecht tut. Gerade an guten Tagen zeigt sich der Offensiv-Star engagiert und arbeitet auch sehr gut nach hinten mit. Nicht umsonst bekam er nach der abgelaufenen Saison ein großes Lob von Joshua Kimmich.

Sollte der Wechsel zu Galatasaray aber wirklich über die Bühne gehen, ist dies für alle Sané-Kritiker wie Weihnachten und Ostern an einem Tag. Mit einer solchen Entscheidung sendet Sané jedenfalls das Signal, dass ihm viel Geld und schönes Wetter wichtiger sei, als nochmal sportlich so richtig anzugreifen. Sané hat noch nie die Champions League gewonnen und müsste eigentlich darauf brennen, den Henkelpott in die Höhe zu recken. Mit Galatasaray würde er auf diesen jedoch kaum Chancen haben und auch in einer deutlich schwächeren Liga spielen.

Bedenkt man, dass Sané all die Jahre wahnsinnig gutes Geld verdient hat, lässt es an seiner Mentalität zweifeln, wenn er sich für das lukrativere, sportlich aber wesentlich schlechtere Angebot entscheidet.

Zahavi und Sané können den Bayern nicht mehr auf der Nase rumtanzen

Die Gefahr, dass Sané und dessen extra einberufener Star-Berater Pini Zahavi den Bayern auf der Nase rumtanzen, wurde immer größer. Der FCB hat sich schon dazu weichkochen lassen, das Angebot zu verbessern, wobei dies wohl in einem Rahmen geschah, bei man dem FC Bayern zumindest nicht glasklar vorwerfen kann, ihr Gesicht verloren zu haben.

Hätten Sané und Zahavi aber eine weitere Erhöhung des Bayern-Angebots herausgeschlagen, hätten die Bosse definitiv ihr Gesicht verloren. Es ist wertvoll, dass Eberl und Co. zumindest ab einem gewissen Punkt für eine ausreichende Zeitspanne hart geblieben sind. Ansonsten stehen fortan regelmäßig Spieler mit Star-Beratern im Büro und versuchen, jeden Cent auszuschlachten.

Reisende sollte man aber bekanntlich eh nicht aufhalten.


Weitere Bayern-News lesen:

feed