Kommentar: Und plötzlich fängt alles von vorne an?

Werder muss sich nach Anfang-Schock neu berappeln
Werder muss sich nach Anfang-Schock neu berappeln / Stuart Franklin/GettyImages
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Markus Anfang und Florian Junge sind von Bord. Ein Schlag ins Gesicht für Werder Bremen. Fängt nun wieder alles von vorne an?


Da denkst du gerade, Werder hätte – wie heißt es so schön? – alles im Griff auf dem sinkenden Schiff und schon schwappt das Wasser über. Markus Anfang und Co-Trainer Florian Junge sind wegen der Fälschungsvorwürfe ihrer Impfzertifikate nicht mehr an Bord. Für die Bremer Profis war diese urplötzliche Nachricht ein absoluter Schock.

"Wir haben einen Aufschwung gespürt und die ganze Woche super gearbeitet. Wenn dann zehn Stunden vor dem Spiel so etwas passiert, macht das natürlich etwas mit einem."

Leonardo Bittencourt im NDR-Sportclub

Eigentlich hatte man sich auf die Partie gegen Schalke gefreut. Nach dem Last-Minute-Sieg in Nürnberg war die "Brust breit, aber Nase nicht hoch", um es einmal in den Worten des einstigen Werder-Trainers Viktor Skripnik zu beschreiben.

Gerade lief es, da schoss eine solche News um die Ecke. Die Impf-Affäre war und ist in aller Munde. Sogar Fabrizio Romano, der wohl bekannteste Fußball-Reporter auf diesem Planten, berichtete seiner millionenfachen Leserschaft über Anfangs Rücktritt.

Die Zeichen pro Werder-Sieg standen gut. Auch bei 90min verständigten sich die Autoren – der eine Werder-, der andere Schalke-Fan – auf einen Vorteil der Grün-Weißen. Doch die plötzliche Neuigkeit am Samstagmorgen ließ alles Geschriebene ins Wasser fallen. Nichtsdestotrotz: Werder erkämpfte sich trotz "Scheißtag" und dank Witz-Elfer einen Punkt gegen Königsblau.

Werder und Anfang kamen gerade erst in Fahrt

Zerstört nun ein einziges Ereignis (fast) alle bisherigen Fortschritte am Osterdeich? Fakt ist: Nach dem (Transfer-)Hick-Hack im Sommer steht der nächste Trubel vor der Tür. Dabei hatten sich Team und Trainer gerade erst richtig verstanden. Anfang adaptierte sich immer mehr, setzte die Spieler nicht mehr positionsfremd ein, sondern passte das System ans vorhandene Spielermaterial an. Zudem hörte er endlich auf sein Umfeld und ließ Marvin Ducksch und Niclas Füllkrug gemeinsam auflaufen.

Markus Anfang ist nicht mehr Trainer von Werder Bremen
Ex-Coach Markus Anfang (47) hatte sich gerade erst in Bremen eingegroovt / Alexander Hassenstein/GettyImages

"Es stört mich, dass wir einen sehr guten Trainer verloren haben", betrachtete Bittencourt die Situation im NDR-Sportclub rein sportlich. "Der Zeitpunkt war ungünstig für die Mannschaft. Wir hatten nach Nürnberg eine kleine Euphorie-Welle und haben die Philosophie des Trainers immer besser in die Mannschaft bekommen. Dass wir dann den Trainer verlieren, der für den Neuanfang bzw. Wiederaufbau geholt wurde, ist für den Verein und auch für uns sehr bitter."

Gestandene Spieler rücken einmal mehr in den Fokus

Eine Situation, die sich Werder in der schnelllebigen 2. Bundesliga tatsächlich kaum leisten kann. Bleibt aus Bremer Sicht nur zu hoffen, dass die Bremer Profis derart zusammengeschweißt sind, dass sie – auch ohne die Philosophie des neuen Trainers schon gänzlich zu verstehen – ihren Stiefel abgezockt runterspielen können.

Ein neuer Trainer mit neuen Ideen, Systemen und (Spiel-)Philosophien bedeutet zwar immer auch einen Neu-Anfang, doch letztlich sind es die Spieler auf dem Feld, die maßgeblich für die Ziele des Vereins verantwortlich sind. Natürlich trägt auch ein Trainer zu den Zielen bei; am Ende des Tages sind es aber immer noch die elf Jungs auf dem Platz, die für die Umsetzung sorgen.

Wichtig ist nun, dass gestandene Spieler wie Toprak und Bittencourt sich nicht wieder verletzen und ihre Mannschaft an die Hand nehmen. Gerade in den aktuell schwierigen Zeiten sind sie mehr oder minder die Trainer des Klubs und vor allem für das Wohlbefinden der zahlreichen, häufig unerfahrenen Youngsters verantwortlich.