Welche Folgen eine Saison ohne Champions League für den BVB hätte

Emre Can ist nach der Gladbach-Pleite nachdenklich
Emre Can ist nach der Gladbach-Pleite nachdenklich / WOLFGANG RATTAY/Getty Images
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Die Krise des BVB wird besorgniserregender. Nach der 2:4-Pleite bei Borussia Mönchengladbach haben die Dortmunder aus den vergangenen drei Spielen nur einen Zähler geholt und sind in der Bundesligatabelle auf Rang sieben abgestürzt. Fair to say, dass der Rauswurf von Lucien Favre absolut nicht den gewünschten Effekt gebracht hat.

Zwar beträgt der Rückstand auf Platz drei derzeit "nur" drei Punkte, weshalb sich die tabellarische Situation mit einer guten Serie von drei, vier Spielen schnell wieder zum Positiven verändern kann - doch angesichts der jüngsten Leistungen darf und muss man sich berechtigterweise die Frage stellen, wo solch eine Leistungssteigerung plötzlich herkommen sollte. Und so läuft Schwarz-Gelb Gefahr, erstmals seit 2014/15 (dem letzten Jahr von Jürgen Klopp) wieder die Champions League zu verpassen.

Welche Folgen hätte das?

1. Einnahmen sinken dramatisch

Aki Watzke müsste Mindereinnahmen verkraften
Aki Watzke müsste Mindereinnahmen verkraften / Lars Baron/Getty Images

Beim Verpassen der Königsklasse würde in erster Linie natürlich die Vereinskasse leiden. Laut Sport1 rechnet der BVB im Coronajahr ohnehin mit einem Minus von 100 Millionen Euro - beim Verpassen der CL würden dem BVB zusätzlich rund 40 Millionen Euro an Start- und Sponsorengeldern durch die Lappen gehen; in der Europa League sind die Prämien der UEFA schließlich nur ein Fünftel dessen, was in der Champions League ausgelobt wird:

Während man in der CL 15,25 Millionen Euro Startgeld kassiert und obendrein 2,7 Millionen Euro pro jeden weiteren Sieg, sind es in der Europa League nur 2,92 Millionen Startgeld und 570.000 Euro pro Sieg.

Dabei ist der BVB eigentlich auf die dicken Gelder der Königsklasse angewiesen, wie auch Hans-Joachim Watzke Anfang Januar dem kicker verriet. Zwar sei das Verpassen der Champions League laut dem Vereinsboss nicht existenzgefährdend, "aber es zwingt dich dazu, einen Schritt zurück zu machen, vielleicht auch mal zwei. Denn wenn die Einnahmen aus der Champions League nicht mehr da sind, kannst du dir einen Kader in der Größenordnung und Qualität, wie wir ihn haben, nicht mehr leisten. Dann musst du den Rotstift ansetzen."

2. Sancho und ein weiterer Star weg

Jadon Sancho am Boden
Jadon Sancho am Boden / Pool/Getty Images

Aus Watzkes Worten wird klar: Ohne Champions League muss sich der BVB mindestens von einem, vermutlich sogar von mehreren Stars verabschieden. Jadon Sancho dürfte so oder so kaum zu halten sein - die 120 Millionen Euro, die Michael Zorc im vergangenen Sommer noch sehen wollte, wären angesichts der Situation aber utopisch.

Sport1 berichtet, dass darüber hinaus ein Spieler aus der Kategorie "Raphael Guerreiro, Julian Brandt oder Dan-Axel Zagadou" zwecks Mehreinnahmen geopfert werden müsse.

Oder erwischt es am Ende sogar Erling Haaland? Zugegeben ziemlich unwahrscheinlich, aber wenn die Topklubs mit den vielen Dollarscheinen und der großen europäischen Bühne locken, auch nicht ganz ausgeschlossen. Auf die Europa League dürfte der ehrgeizige Norweger jedenfalls kaum Bock haben.

3. Teure Reservisten müssten gehen

Nico Schulz ist beim BVB kein Faktor
Nico Schulz ist beim BVB kein Faktor / Pool/Getty Images

Doch nicht nur bei den Stars, auch in der zweiten Reihe müsste der BVB aussortieren. Teure Bankdrücker wie Mahmoud Dahoud oder Nico Schulz wären kaum noch tragbar - auch bei Spielern wie Thomas Meunier oder Axel Witsel müsste man überlegen, ob es nicht mehr Sinn ergeben würde, sie durch jüngere Spieler dauerhaft zu ersetzen. Verdienst und Leistung passten bei ihnen in dieser Saison nämlich überhaupt nicht.

4. Namhafte Neuzugänge wie Neuhaus kaum erreichbar

In die Europa League wird Florian Neuhaus nicht wechseln
In die Europa League wird Florian Neuhaus nicht wechseln / Lars Baron/Getty Images

Eine Stärke des BVB war es in den letzten Jahren, jeden noch so namhaften Abgang kompensieren zu können - entweder mit einem ausländischen Toptalent oder einem Leistungsträger eines Konkurrenten.

Ohne Champions League dürfte es den Dortmundern aber deutlich schwerer fallen, bei der Konkurrenz zu wildern. Warum sollte ein Florian Neuhaus, der jüngst mit Schwarz-Gelb in Verbindung gebracht wurde, zu einem Europa-League-Teilnehmer wechseln? Dann bleibt er doch lieber noch ein, zwei Jahre in Gladbach, um dann den ganz großen Schritt zum FC Bayern (oder ins Ausland zu gehen). Ganz davon abgesehen, dass sich der BVB seine Ausstiegsklausel (40 Millionen Euro) in der Europa League vermutlich erst gar nicht leisten könnte.

5. Was wird aus Rose?

Verlässt Rose die Gladbacher in Richtung Dortmund?
Verlässt Rose die Gladbacher in Richtung Dortmund? / Lars Baron/Getty Images

Sämtliche deutsche Medien berichten übereinstimmend, dass Marco Rose der Wunschkandidat des BVB ist, um im Sommer das Traineramt zu übernehmen. Edin Terzic hat keine realistische Chance auf den Cheftrainerposten, erst recht nicht beim Verpassen der Königsklasse.

Doch wie attraktiv wären die Dortmunder für Rose ohne Champions League noch? Sollte Rose mit den Gladbachern zeitgleich den Einzug in den größten aller Vereinswettbewerbe schaffen, spräche wirklich nicht viel für einen Wechsel in den Ruhrpott. Zumal der 44-Jährige trotz der finanziell angespannten Situation auch noch fünf Millionen Euro kosten würde - so sieht es seine Ausstiegsklausel vor...