Top-Spieler, die im Nationalteam keine große Rolle spielten

Trotz Nummer 9 kamen für Marcelinho nur wenige Selecao-Einsätze zusammen
Trotz Nummer 9 kamen für Marcelinho nur wenige Selecao-Einsätze zusammen / -/Getty Images
facebooktwitterreddit

Klose, Ronaldo, Ronaldinho oder Buffon: Sie alle haben eine WM-Sieger-Medaille im Wohnzimmer hängen, auch im Verein haben sie mächtig abgeräumt. Aber vor allem im Trikot ihrer National-Farben waren sie vergötterte Helden. Manchen Spielern war und ist derweil ein solches Dasein nicht vergönnt. Im Verein waren sie erfolgreich und echte Stars, während sie im Nationalteam nur eine Nebenrolle spielten oder gar nicht berufen wurden. Die Liste dieser Fälle ist sehr lang, weshalb wir euch hier nur die bedeutsamsten Beispiele vorlegen.

1. Martin Max: Deutschland / 1 Länderspiel

Selbst mit 35 Jahren schoss Max für Hansa Rostock noch 20 Treffer in einer Bundesligasaison
Selbst mit 35 Jahren schoss Max für Hansa Rostock noch 20 Treffer in einer Bundesligasaison / Kurt Vinion/Getty Images

Er hätte zu beginn des Jahrtausends das deutsche Sturmproblem lösen können. Nachdem Rudi Völler, Jürgen Klinsmann und Stefan Kuntz Ende der 1990er ihre Karriere beendeten, hatte die deutsche Nationalmannschaft zum Start einer neuen Ära keinen Top-Stürmer zur Verfügung. 2000 scheiterten die Bundesadler-Träger krachend in der Gruppenphase der EM. Eigentlich geschieht es ihnen Recht, denn Bundestrainer Völler ließ den Bundesliga-Torschützenkönig Martin Max mit 19 Treffern einfach zuhause sitzen. Stattdessen wurde Paulo Rink mit zum Turnier genommen. Der gesunde Menschenverstand sagt: "So etwas kommt nicht noch einmal vor." Zwei Jahre später passierte jedoch dasselbe Spielchen. Max wurde erneut Bundesliga-Top-Torjäger - und trotzdem wurde er wieder nicht zu einem großen Turnier mitgenommen. Die WM 2002 war zwar mit dem Finaleinzug deutlich erfolgreicher für die DFB-Elf, trotzdem wurde auch da Martin Max klassisch übergangen. Ein einziges Länderspiel durfte er machen, selbst sein Sohn Phlipp Max hat mehr. 126 Bundesliga-Tore reichten nur für das Debüt, mehr aber nicht.

2. Ludovic Giuly: Frankreich / 17 Länderspiele und 3 Treffer

In Barcelona war Giuly mit Ronaldinho, Etoo und Messi von Weltstars umgeben
In Barcelona war Giuly mit Ronaldinho, Etoo und Messi von Weltstars umgeben / Bagu Blanco/Getty Images

Ein paar Spiele mehr als Martin Max durfte Ludovic Giuly auf sein Konto buchen. Angesichts seiner Klasse trotzdem viel zu wenig. Giuly war ein Zauberer am Ball, der eigentlich alles gewann in seiner Karriere. Champions League-Titel mit dem FC Barcelona, Champions League-Finalteilnahme mit der AS Monaco, Meister- und Pokaltriumphe in Frankreich, Italien und Spanien. Überall war er eine tragende Kraft und Stammspieler. Im Nationalteam wurde er trotzdem ständig nicht berufen. Seine besten Jahre hatte der Mittelfeldspieler zwischen 2000 und 2006. In dieser Zeit hatte er aber andere Weltstars wie Robert Pires, Youri Djorkaeff, Florent Malouda und natürlich Zinedine Zidane direkt vor der Nase. Bei keinem großen Turnier stand er im Kader. Vor allem 2004 nach seiner überragenden Saison mit Monaco in der Champions League war es überraschend und enttäuschend, dass er nicht zur EM fuhr.

3. Aymeric Laporte: Frankreich / 0 Länderspiele

Laporte gehört eigentlich zur Elite in seiner Zunft
Laporte gehört eigentlich zur Elite in seiner Zunft / Laurence Griffiths/Getty Images

Der Überschuss an Weltklassespieler im Kader Frankreichs lässt sich am Fall Aymeric Laporte am besten erkennen. Der französische Baske gehört zu den wertvollsten Innenverteidigern der Welt, mit einem Marktwert von 60 Millionen Euro. Trotzdem steht nicht ein einziger Einsatz für seine Nation auf dem Spielerbogen. Deschamps vertraute anderen Kickern und jetzt kommt mit Dayot Upamecano, Ibrahima Konate oder Wesley Fofana bereits die nächste Generation hinterher. All zu lange wird sein Debüt wohl nicht mehr auf sich warten lassen, allerdings ist es schon ein Rätsel, als Stammspieler Manchester Citys kein Nationalspieler zu sein.

4. Stefan Kießling: Deutschland / 6 Länderspiele

Kießling war ein klassischer Strafraumstürmer
Kießling war ein klassischer Strafraumstürmer / JUERGEN SCHWARZ/Getty Images

Ein weiterer Fall von übergangenen Stürmern beim DFB ist Stefan Kießling. Der Torschützenkönig von 2013 kam lediglich auf sechs Partien im Trikot mit dem Bundesadler. Bei der WM 2010 in Südafrika war er allerdings dabei und wurde im Spiel um Platz drei und im Achtelfinale gegen England sogar eingesetzt. Trotzdem wählte Löw seine Nummer lediglich sechs mal - und das trotz weit über 100 Bundesliga-Toren für Nürnberg und Leverkusen. Die beiden Stürmer Mario Gomez und Miroslav Klose hatten einfach immer die Nase vorne. Zeitweise wurden auch ein Cacau oder ein Kevin Kuranyi der Leverkusen-Legende vorgezogen. 2018 beendete er seine Karriere.

5. Marcelinho: Brasilien / 6 Länderspiele und 1 Treffer

Leicht vom Ball zu trennen war Marcelinho nie; Fluch und Segen
Leicht vom Ball zu trennen war Marcelinho nie; Fluch und Segen / Stuart Franklin/Getty Images

Klar, Brasiliens Nationalkader war auf Marcelinhos Zenit überfüllt mit individuellen Superstars. Trotzdem hätte Marcelinho mehr Berufungen verdient gehabt. Vor allem im Jahr 2002 war der Mittelfeldspieler stark. Als Zehner gelangen dem Dribbelkünstler 13 Bundesliga-Tore. Trotzdem nahm Trainer Scolari lieber Ricardinho und Luizao mit zur WM. Marcelinho hatte einfach keine große Lobby und wurde häufig missachtet. Auch zur WM nach Deutschland 2006 durfte er trotz 24 Scorerpunkten nicht mitfahren. Nicht einmal zum Confed-Cup 2005 wurde er eingeladen und in jener Saison war er sogar an 31 Toren direkt beteiligt (in 33 Bundesliga-Partien). Die Konkurrenz war selbstverständlich riesig, aber wirklich besser waren damalige Nebenbuhler wie Julio Baptista oder Riccardo Oliveira nicht.