Schleudersitz-Check: Für diese Bundesliga-Trainer wird es eng

  • Der ein oder andere Trainer wackelt bereits
  • Bo Svensson steckt mit Mainz 05 in der Krise
  • Seoane-Effekt bei Gladbach bleibt noch aus
Bo Svensson befindet sich mit den Mainzern in der Krise
Bo Svensson befindet sich mit den Mainzern in der Krise / Christian Kaspar-Bartke/GettyImages
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Zwar ist die Bundesliga-Saison noch jung, jedoch teilt sich die Spreu in der Tabelle schon etwas vom Weizen. Während einige Teams sehr gut in die neue Runde gestartet sind, war für andere das genaue Gegenteil der Fall. Demnach sitzt der ein oder andere Coach bereits auf einem wackligen Stuhl. Wir sehen uns an, für wen es bereits eng ist oder in der nahen Zukunft eng werden könnte.

Bo Svensson (Mainz 05)

In den vergangenen Jahren setzte der FSV Mainz 05 auf Kontinuität, verkörpert durch Bo Svensson. Der 44-jährige Däne ist seit Januar 2021 Cheftrainer der 05er und hat 99 Pflichtspiele auf dem Konto. Sein Punkteschnitt von 1,42 Zählern pro Spiel kann sich durchaus sehen lassen. Svensson holte den Verein 2021 aus einer Krise und beendete die Saison mit dem Team auf Rang zwölf. Daraufhin folgten die Ränge acht und neun, was absolut ein Erfolg ist. Zuletzt lief es für die Mainzer aber gar nicht rund. Vier der ersten fünf Bundesligaspiele gingen verloren, obwohl man mit den Gegnern Union, Bremen, Mainz und Augsburg kein bemerkenswert schweres Auftakt-Programm hatte. Insbesondere das 0:4 gegen Bremen und die Überzahl-Niederlage gegen Augsburg wiegen schwer. Da hilft auch der einzige Punktgewinn gegen Frankfurt wenig.

Der Svensson-Frust war nach der jüngsten Niederlage gegen Augsburg deutlich zu hören. "Der Gegner kommt über eine halbhohe Flanke und über einen Einwurf allein vor unser Tor. Das ist in der Bundesliga einfach nicht gut genug, um sich Hoffnungen auf einen Sieg zu machen. Die Gegner müssen extrem wenig machen, um gegen uns zu Torchancen zu kommen, das ist einfach ein Muster in dieser Saison", ärgerte er sich. Ein wenig Kredit bringt Svensson mit, jedoch dürfte dieser bald aufgebraucht sein.

Wackel-Faktor: 50 Prozent

Gerardo Seoane (Gladbach)

Eigentlich sollte unter Gerardo Seoane alles anders und besser werden. Gladbach spielte eine starke Vorbereitung und auch die Spieler zeigten sich begeistert von der klaren Linie des neuen Trainers. Demnach ist es schon ziemlich überraschend, dass die Fohlen nach fünf Spielen bei zwei Punkten stehen. Eigentlich hatte man das Gefühl, dass sich eine positive Dynamik entwickeln könnte.

Sicherlich täuscht der Punktestand jedoch auch ein wenig. Die drei Niederlagen kassierte Gladbach gegen Leverkusen, Bayern und Leipzig und damit gegen die derzeit besten Teams der Liga. Während man beim 0:3 gegen Bayer 04 unterging, zeigte man gegen Bayern (1:2) und Leipzig (0:1) ganz gute Leistungen und war nahe an einem Punkt dran. Darüber hinaus leistete man sich zwei recht wilde Spiele gegen Augsburg (4:4) und Darmstadt (3:3). Insbesondere der Auftritt in Durchgang eins gegen die Lilien war aber bedenklich und es waren größtenteils ein etwas glücklicher Handelfmeter sowie eine damit verbundene Rote Karte, die das Team nach 0:3-Zwischenstand nochmal zurück ins Spiel brachten.

Seoane muss in den kommenden Wochen liefern. Mit den Gegnern Bochum, Mainz, Köln und Heidenheim hat man ein recht dankbares Programm vor der Brust. Heißt aber auch: Sollte Seoane mit den Fohlen nicht oder kaum punkten, wird es verdammt ungemütlich.

Wackel-Faktor: 30 Prozent

Enrico Maaßen (FC Augsburg)

Vor dem fünften Spieltag war Enrico Maaßen wohl der Coach, der am unsichersten auf dem Schleudersitz saß. Mit einem 2:1-Erfolg in Unterzahl gegen Mainz hat er aber natürlich seine Haut fürs Erste gerettet. Die Bilanz mit fünf Punkten aus fünf Spielen ist in Ordnung, auch wenn die Verantwortlichen nicht mit jedem Match glücklich gewesen sein dürften. Maaßen kann sich seiner Sache recht sicher sein, jedoch stehen demnach Matches gegen Heidenheim und Darmstadt an. Sollte man sich dabei blamieren, kann es für den Coach wieder eng werden.

Wackel-Faktor: 15 Prozent

Edin Terzic (Borussia Dortmund)

Der 1:0-Sieg der Borussen gegen den VfL Wolfsburg war endlich auch mal einigermaßen überzeugend. Zuvor hat der BVB zwar ordentlich gepunktet, zum Teil aber spielerisch desolat agiert und eher mit Glück die Punkte geholt. Der Angsthasen-Auftritt in Paris kam auch nicht wirklich überzeugend rüber. Mit elf Punkten aus den ersten fünf Bundesligaspielen muss sich Terzic keine so großen Sorgen machen, jedoch hat man bislang auch noch nicht gegen die Top-Teams agiert. Kann sich das Team nicht steigern, könnte es schon in den nächsten Wochen gegen Hoffenheim, Milan und Union ungemütlich werden.

Man hat nicht das Gefühl, dass Terzic mit seiner Philosophie und Kaderpolitik derjenige ist, der wirklich alles aus dem Verein herausholen kann. Demnach ist sein Job zwar nicht akut in Gefahr, jedoch ist eine Entwicklung möglich, bei der es zu einem Terzic-Aus kommen könnte. Viele sehen den Fußball, den Terzic spielen lässt, sehr kritisch. Ob Watzke auch bald zu dem Lager gehört muss die Zukunft zeigen.

Wackel-Faktor: 8 Prozent

Steffen Baumgart (1.FC Köln)

Die Kölner haben bislang nur einen Punkt auf dem Konto und rangieren auf Rang 16. Wirklich überraschend ist das nicht, zumal mit Hector und Skhiri die beiden besten und wichtigsten Spieler weg sind und nicht adäquat ersetzt werden konnten. Die Hoffnung der Kölner Verantwortlichen lag im Sommer darauf, dass Baumgart aus einer qualitativ nicht sonderlich starken Truppe wieder extrem viel herausholt. Anders als in den letzten beiden Jahren gelingt das dem Übungsleiter aber bislang nicht. Die Kölner verkaufen sich Woche für Woche mit Anstand und haben drei der vier Spiele nur mit einem Tor Differenz verloren.

Nun müssen aber dringend Punkte her. Zunächst geht es gegen das formstarke Stuttgart, ehe die Derbys gegen Gladbach und Leverkusen stattfinden. Aktuell dürfte Baumgart ziemlich fest im Sattel sitzen, weil in Köln alle auf den Coach vertrauen und dieser sich großer Beliebtheit erfreut. Zudem kann sich der Verein einen Trainerwechsel kaum leisten. Sollte das Team aber weiterhin so schwach punkten, muss auch Baumgart um seinen Job zittern. Grundsätzlich wäre aber auch nicht ausgeschlossen, dass Köln mit dem Coach auch in Liga zwei geht.

Wackel-Faktor: 5 Prozent

Torsten Lieberknecht (Darmstadt 98)

Lieberknecht hat die Lilien überraschend zurück in die Bundesliga geführt und hat dadurch natürlich ordentlich Kredit. Der Kader gibt nicht so wahnsinnig viel her, weshalb es auch nicht überraschend ist, dass man erst einen Punkt hat. Im Gegensatz zu den Kölnern wurde der Klub aber ein paar Mal auch so richtig gebügelt. Noch vor dem Bundesliga-Start flog man mit einer 0:3-Schlappe gegen Homburg aus dem Pokal raus. In der Liga konnte man nur beim 3:3 gegen Gladbach überzeugen, bei dem eigentlich ein Sieg verdient gewesen wäre. Insbesondere beim 1:4 gegen Union und beim 1:5 gegen Leverkusen wurde dem Aufsteiger ziemlich die Grenzen aufgezeigt. Akut wackelt Lieberknecht noch nicht, aber wie bei Baumgart gilt auch hier die Devise, dass irgendwann Punkte her müssen.

Wackel-Faktor: 5 Prozent


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