Schicht im Schacht: Schalke ist der schlechteste Absteiger

Schalke ist ein verdienter und historisch schlechter Absteiger
Schalke ist ein verdienter und historisch schlechter Absteiger / ROLF VENNENBERND/Getty Images
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Mit der verdienten 0:1-Niederlage am letzten Spieltag gegen Köln steht für Schalke fest, dass man der schlechteste Absteiger seit der Dreipunkte-Regel ist. Auch der halbwegs versöhnliche Saisonabschluss blieb nur ein Wunsch. Gestärkt geht der Klub sicherlich nicht in die nächste Saison.


Für Schalke 04 war die Aufgabe am letzten Spieltag klar: Einen den Umständen entsprechend soliden Auftritt hinlegen, möglichst gewinnen und so mit einem kleinen Mutmacher zum Ende etwas gestärkter in die nächste Saison in der 2. Bundesliga starten. Daraus wurde aber überhaupt nichts.

Die Partie gegen den 1. FC Köln wurde relativ früh zum Mutmacher für die Gastgeber, die sich immer wieder gute Torchancen herausspielen konnten. Der 1:0-Sieg, von Sebastiaan Bornauw in der 86. Minute erköpft, sicherte dem Effzeh den Relegationsplatz. Ein verdienter Sieg. Schlussendlich standen 21 zu sechs Schüsse, beziehungsweise zehn zu null Torschüsse. Lediglich Ralf Fährmann bewies eine gute Tagesform.

Salif Sane
Köln jubelte, Schalke rang ein weiteres Mal nach Erklärungsversuchen / Pool/Getty Images

Eine Niederlage zum Abschluss dieser aus S04-Sicht furchtbaren Saison. Ein Abstieg, der so verdient ist, wie er nur sein kann - und aufgrund der Vereinsführung der letzten Jahre alles andere als ein Betriebsunfall.


Der schlechteste Absteiger aller Zeiten

Mit gerade einmal 16 lächerlichen Pünktchen verabschiedet sich Königsblau aus der Bundesliga. Ein Punkteschnitt von weniger als 0,5 pro Spiel - historisch schlecht! Seit Einführung der Dreipunkte-Regel gab es noch keinen Absteiger, der so wenige Zähler sammelte. Mit einem Sieg gegen Köln hätte man den bisherigen Tiefstwert von 18 Punkten noch hinter sich lassen können.

Es ist das Sinnbild dieser Spielzeit. Gerade einmal drei Siege gab es, aber satte 24 Niederlagen. Blamable 25 Tore wurden, rückblickend offenbar nur durch göttliche Fügung, erzielt. Dafür wiederum 86 (!) kassiert. Auch hier erschreckend schlecht: Mehr als 2,5 Gegentore pro 90 Minuten. Über die gesamte Saison ist die Defensive regelmäßig einfach auseinandergefallen.

Sead Kolasinac, Shkodran Mustafi
Schalke gab über die ganze Saison und in allen Bereichen ein peinliches Bild ab / INA FASSBENDER/Getty Images

Matthew Hoppe ist mit seinen sechs Treffern der beste Schalker Torschütze dieser Saison. Bei allem Respekt: Dass ein 20-Jähriger, der sich in der U23 nie wirklich hat durchsetzen können, diese Rangliste anführt - und das mit gerade einmal sechs Toren -, ist schlichtweg peinlich.


Grammozis kann keine Wucht mit in die nächste Saison nehmen

Dimitrios Grammozis soll nach diesem Desaster Trainer bleiben und unter der Regie von Sportvorstand Peter Knäbel und Sportdirektor Rouven Schröder den Neuaufbau führen. Eines ist jedoch klar: Er ist stark vorbelastet, hängt der Abstieg doch schlussendlich (auch) mit seinem Namen zusammen. Egal, wie viel Schuld man ihm dabei anrechnen möchte oder kann.

Es ist ein Wagnis, das einkalkuliert wurde. Es war klar, dass es nicht mehr zur Rettung reichen wird. Man wollte jedoch zumindest mehr Wucht und vielleicht sogar etwas mehr Zuversicht zu sammeln, um mit einem guten Gefühl in diese Herausforderung zu starten.

Dimitrios Grammozis
Dimitrios Grammozis geht geschwächt statt gestärkt in die Sommervorbereitung / ROLF VENNENBERND/Getty Images

All das ist, so lässt es sich nun festhalten, nicht gelungen. Auch wenn Grammozis in seinen elf Partien zwei Siege erreichte und damit mehr als alle weiteren vier S04-Trainer dieser Saison zusammen (...), geht es mit einem miesen Gefühl eine Etage tiefer. Mit einem Punkteschnitt von 0,64 hat er einen miserablen Trend fortgeführt - natürlich mit einer schon kaputten Mannschaft.

Doch schon jetzt ist der Zweifel seitens der Fans groß. Kann er das Ruder so schnell und stark herumreißen, damit man zum Liga-Start in nicht allzu entfernter Zukunft ein gänzlich anderes Schalke sieht? Aufgrund der letzten Spiele und einigen kontroversen Personalentscheidungen wird diese notwendige Hoffnung verständlicherweise angezweifelt.


Zahlreiche Spieler-Trennungen folgen nun

Der Abstieg bedeutet automatisch auch die Notwendigkeit, den Kader in weiten Teilen neu aufstellen zu müssen. Leihspieler und Akteure, deren Verträge nicht verlängert werden, sind die ersten fixen Abgänge.

Alessandro Schöpf, der über einen auslaufenden Vertrag verfügt, wandte sich kürzlich mit einigen Abschiedsworten an die Fans.

Der Österreicher, immerhin fünfeinhalb Jahre bei S04 aktiv, meldete sich schon am Samstag bei Instagram zu Wort. Dort bedankte er sich für die "schöne, emotionale, meist erfolgreiche und intensive" Zeit. Dazu wünschte er dem Klub und den Fans "die direkte Rückkehr in die Bundesliga".

Es wird ein großer Umbruch folgen, der trotz der Fan-Wut kurios anzusehen sein wird. Immerhin verliert man hier nicht einen und dort noch einen anderen Spieler. Ein Großteil dieses Teams wird gehen. Und das birgt ebenfalls Gefahren.