5 Gründe, weshalb Transfers für Schalke derzeit ein heikles Thema sind
Von Yannik Möller

Die aktuelle Saison ist zwar noch nicht beendet, weder mit dem letzten Spieltag noch formell mit dem 30. Juni. Doch längst laufen die Kader- und Saisonplanungen für die nächsten zwölf Monate. Schalke muss durch die Folgen des Abstiegs eine fast gänzlich neue Mannschaft zusammenstellen. Das erweist sich gerade in diesen Tagen und Wochen und durch verschiedene Gründe als eine sehr komplizierte Herausforderung.
Viele Spieler wollen gehen, bei anderen läuft der Vertrag aus und wiederum weitere sollen aufgrund von Gehaltskosten wechseln. Schalke 04 braucht für die nächste Saison in der 2. Bundesliga eine fast komplett neue Mannschaft. Nur wenige Spieler werden bleiben, und unter diesen werden sich noch viele Nachwuchsspieler befinden.
So gibt es derzeit eigentlich keine Position, auf der nicht noch weiter gehandelt werden müsste. Teilweise müssen ganze Rollen überhaupt mal besetzt werden, wie die der Flügelspieler - sollte denn auf solche Spieler gesetzt werden. Verpflichtungen sind für Peter Knäbel und Rouven Schröder momentan aber schwer umzusetzen - wie das Beispiel Sebastian Schonlau gezeigt hat. Dafür gibt es auch mehrere Gründe, die allesamt zusammenspielen.
Kein Geld, keine Leitlinien, kaum positive Beispiele: Schalke kommt zurzeit nur schwer an neue Spieler
1. So gut wie kein Transferbudget zur Verfügung
Dass Schalke in finanzieller Hinsicht nicht gerade der gesündeste Verein ist, ist längst keine Überraschung mehr. So stehen den Verantwortlichen auch in diesem Sommer nur kleine Beträge zur Verfügung.
Danny Latza und Simon Terodde holte man zwar ablösefrei, doch spielen sie deshalb längst nicht für den Mindestlohn. So berichtet auch die Bild, dass nach dem angedachten Transfer von Victor Palsson von Darmstadt 98 auf die Bremse getreten werden muss.
Der defensive Mittelfeldspieler soll die Knappen rund 500.000 Euro kosten. Danach sei auch bei kleineren Beträgen nicht mehr viel möglich, so der Bericht. Im Fokus stehen also ablösefreie Spieler - die dementsprechend auch einige andere Interessenten haben werden. Das sehr geringe Budget macht an vorderster Front mal wieder Schwierigkeiten.
2. Keine Planungssicherheit bei hohen Gehältern
Spieler wie Matija Nastasic, Mark Uth oder Sebastian Rudy verdienen bei S04 eine ganze Menge Kohle. Was schon in der Bundesliga nicht der Leistung entspricht, wäre für die zweite Liga unverantwortlich. Sie sollen also gehen. Dadurch würde etwas Gehalt und somit finanzieller Spielraum frei werden.
Bei diesen Spielern, zu denen auch Salif Sané gehören dürfte - sollte er nicht ohnehin gehen wollen - ist die Zukunft aber schwer abzusehen. Findet man einen Abnehmer? Wenn ja, wann im Verlauf des Sommers und zu welchen Konditionen?
Fragen, die zurzeit kaum zu beantworten sind. Diese Ungewissheit zwingt den Klub dazu, noch vorsichtiger und zurückhaltender mit dem wenigen Geld umzugehen, als sowieso schon notwendig.
3. Unvorhersehbare Mannschaft sorgt für Zögern
Wenn ein Spieler eine Anfrage eines Vereins bekommt, wird über viele Aspekte gesprochen. Dabei guckt sich der Angefragte auch die Mannschaft an, mit der er zusammenspielen würde. Hält er sie für gut? Kann er mit ihr anvisierte Ziele erreichen? Reizt der ein oder andere Mitspieler?
Auch hier wieder Fragen, die noch nicht zu beantworten sind. Wenn Schalke nun Spieler X kontaktiert, kann sich dieser kein Bild von seinem potenziellen neuen Team machen. Natürlich können Sportvorstand und Sportdirektor über Pläne berichten, aber das ist längst nicht das Gleiche.
Ob Königsblau den Aufstieg schaffen könnte, was auch das Ziel einiger möglicher neuer Spieler sein wird, ist so kaum vorhersehbar. Das sorgt für ein Zögern, was wiederum gefährlich für den Klub ist. Schließlich können sich auch andere Vereine melden, die in den Planungen längst weiter sind.
4. Schalke wirkt gerade bei sportlichen Leitlinien nicht professionell
Für sportlichen Erfolg, kurzfristig wie langfristig, ist es unabdingbar, eine Philosophie zu verfolgen. Was einerseits völlig logisch ist, beweisen andere Vereine immer wieder. Damit muss nicht einmal der gesamte Verein als solcher gemeint sein. Eine sportlich klare Linie, was auf dem Platz in welcher Weise gezeigt werden soll - so etwas hat Schalke nicht.
Jeder Sportvorstand hat in den letzten Jahren unterschiedliche Trainer geholt. Der eine setzte eher auf die Defensive und ein schnelles Umschaltspiel, ein anderer wollte Ballbesitz etablieren, teilweise erkennt man auch gar keinen großen Plan.
Somit hat Schalke nichts, was in dieser Richtung angepriesen werden könnte. Einen zumindest mittelfristigen Plan á la "so spielen wir, das sind dabei unsere Prinzipien" gibt es nicht. Es kommt immer auf den Trainer an. Das ist kein Zeichen einer gesunden, sportlichen Planung.
Zumal bei S04 immer noch der Faktor dazukommt, dass man noch nicht ganz genau weiß, welcher Trainer überhaupt zur neuen Saison an der Seitenlinie steht. Auch wenn es auf Dimitrios Grammozis hinauszulaufen scheint, so steht eine definitive Garantie noch immer aus.
5. Spieler kamen und gingen beschädigt
Welcher Spieler, entweder zuvor unbekannt oder auch nicht, kam in den letzten fünf, zehn Jahren zu Schalke und ging deutlich verbessert und mit einem guten Standing? Abgesehen von Eigengewächsen wie Leroy Sané dürfte es dafür wohl nur sehr wenige Beispiele geben.
Durch verschiedene Faktoren, die eine generelle Unprofessionalität bei S04 unterstreichen, werden Spieler regelmäßig schlechter, während sie bei anderen Vereinen funktionierten. Früher auch als das HSV-Prinzip bekannt, schon länger auch auf Schalke anwendbar.
Verletzungen, Krisen, häufige Trainerwechsel, Eklats - das alles sorgt dafür, dass sich Spieler nicht gut entwickeln bei Blau-Weiß. Vor allem bei jüngeren Spielern gibt es dabei mehrere Beispiele (Ahmed Kutucu, Rabbi Matondo, usw.).
Auch das wissen angefragte Spieler in ihre Abschätzungen einfließen zu lassen. Ein Faktor, der das ausgleichen könnte, wäre das Geld. Doch davon gibt es freundlich gesagt auch nicht unbedingt viel.