Reform der UWCL und neuer Wettbewerb: Noch mehr Belastung für Spitzenspielerinnen?

Der Champions-League-Ball wird ab 2025 noch öfter gekickt als jetzt
Der Champions-League-Ball wird ab 2025 noch öfter gekickt als jetzt / Clive Rose/GettyImages
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Die UEFA hat kürzlich bekanntgegeben, dass die Champions League der Frauen reformiert wird. Außerdem gibt es ab 2025 einen zweiten Wettbewerb, ähnlich wie die Europa League der Männer. Reformbedarf gab es - aber durch die Änderungen wird die sowieso schon rasant gestiegene Belastung der Topspielerinnen weiterhin zunehmen.

Kritik von Hrubesch und Bühl

Die UEFA betonte in der Pressemitteilung zur Reform, dass die Belastung bei der Weiterentwicklung der Women's Champions League und der Gründung der neuen Liga mitbedacht wurde: "Beide Wettbewerbe wurden mit dem Ziel entwickelt, die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern und die Beteiligung zu maximieren, wobei auch die kalendarischen Einschränkungen und die Belastung der Spieler berücksichtigt wurden", schrieb der europäische Fußballverband.

Das nahm aber nicht jeder der UEFA ab. Horst Hrubesch, Interimstrainer der DFB-Elf, sagte: "Auf der einen Seite finde ich es natürlich sehr gut, auf der anderen Seite muss man natürlich aufpassen, dass man jetzt nicht anfängt, sie zu überlasten."

Auch Bayern-Stürmerin Klara Bühl erklärte: "Als Spielerin hört sich das natürlich auch immer nach mehr Spielen an. Einerseits freut man sich, andererseits muss man natürlich auch schauen, wie man das alles hinbekommt."

Klara Buhl
Auf Klara Bühl und Bayern könnten noch mehr Spiele zukommen / Alexander Hassenstein/GettyImages

Zahl der Spiele ist bereits rasant gestiegen

In der Tat gehörte die UEFA in den letzten Jahren nicht unbedingt zu den Akteuren, die sich am meisten um die Belastung der Spielerinnen gesorgt haben. Gemeinsam mit der FIFA hatte der Verband einen nicht unerheblichen Anteil daran, dass die Anzahl der Spiele für die Topspielerinnen rasant gestiegen ist.

Vor ein paar Jahren war die vielleicht sogar zu gering - darauf wiesen zumindestens Studien der FIFA hin. Regelmäßiger Wettbewerb ist wichtig, das liegt auf der Hand. In den letzten Jahren wurde der Rhythmus der Spiele als Konsequenz rasant angezogen, vielleicht zu rasant. Statt einer schrittweisen Gewöhnung explodierte die Zahl der Spiele durch die Reform der Champions League und auch durch das Nachholen von Turnieren wegen Covid.

Eine Topspielerin wie Keira Walsh (Barcelona und England) kam so in der letzten Saison auf 50 Spiele. Vor der letzten WM, 2019, waren es noch 37 Spiele und 1.064 Minuten, obwohl sie auch da Stammspielerin war. Vor der WM sagte sie: "Jedes Mal, wenn ich den Platz betrete, habe ich Angst, mich zu verletzen."

Damit ist Walsh nicht die Einzige. Auch Arsenal-Stürmerin Vivianne Miedema kritisiert immer wieder den vollen Kalender. Sie sagte diesen Sommer: "Jetzt haben wir etwa 60 Spiele pro Saison. Bei der Weltmeisterschaft wird es einige Kreuzbandrisse geben. Ich denke, es ist kein Zufall, dass sich Leah (Williamson) und Beth (Mead) nach der Europameisterschaft im letzten Sommer verletzt haben."

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Kein Fan von mehr Belastung: Vivianne Miedema / ANP/GettyImages

UWCL: Bis zu 17 Spiele in einer Saison pro Klub möglich

In der Champions League kommen durch die Reform zwei potenzielle Spiele für die Klubs dazu: Nach der Liga-Phase qualifizieren sich nur die Plätze 1-4 direkt für das Viertelfinale, die Teams auf den Rängen 5-12 spielen nochmal ein Playoff mit Hin- und Rückspiel. Gerade die Champions-League-Spiele unter der Woche bringen eine hohe Belastung mit sich. Zwei weitere Spiele machen nicht unglaublich viel aus, und doch ist es ein weiterer Schritt in der Entwicklung zu mehr Belastung.

Insgesamt könnte ein Team, inklusive Qualifikation, inzwischen auf stolze 17 Spiele in der UWCL kommen: Vier Spiele über zwei Runden in der Quali, dann sechs Spiele in der Ligaphase, gefolgt von Playoffs, Viertelfinale, Halbfinale und Finale. Eine nicht unerhebliche Mehrbelastung, zusätzlich zu Liga und Pokal.

Der Trend geht eher in die Richtung, noch mehr Spiele einzuführen: In England gibt es bereits zwei Pokalwettbewerbe, und auch in Deutschland wird über die Erweiterung der Liga gesprochen. Wolfsburg bestritt bereits letztes Jahr 38 Spiele, und im Kader stehen fast nur Nationalspielerinnen, für die noch rund ein Dutzend weiterer Partien dazukommen.

Belastungssteuerung wird für Klubs und Nationalteams immer wichtiger

Für die Klubs wird es daher nun noch mehr auf Belastungssteuerung und einen breiten Kader ankommen. Neu ist, dass das jetzt nicht nur die Top 2 der Liga betrifft, sondern regelmäßiger auch den Drittplatzierten, der fast immer international spielen wird. Auch für Frankfurt, Hoffenheim und Co. gilt es also, noch mehr als bereits jetzt den Blick auf die Belastung der Spielerinnen zu haben.

Für die Nationalspielerinnen waren die Pausen in den letzten Jahren rar. Olympia 2021, EM 2022, WM 2023, Olympia 2024, EM 2025: Im Jahrestakt gibt es große Turniere, und dementsprechend mehr Belastung und Druck. Erst 2026 gibt es wieder einen Sommer ohne großen Wettbewerb.

Auf lange Sicht kann das nicht gesund sein. Die vielen Kreuzbandrisse der letzten Jahre wurden auch mit der stark gestiegenen Belastung in Verbindung gebracht. Die UEFA reizt mit der Reform die Möglichkeiten der Belastung nochmal weiter aus. Unendlich kann das so nicht weitergehen - möglich ist, dass bald Konsequenzen gezogen werden und etwa die Olympischen Spiele als Nachwuchs-Wettbewerb, ähnlich wie bei den Männern, angelegt werden.


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