Real Madrid: Der "Königstransfer" heißt - Gareth Bale!

Unter Ancelotti blüht Bale wieder auf
Unter Ancelotti blüht Bale wieder auf / Soccrates Images/Getty Images
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Ein Raunen geht durch das Spalier der Trainingskiebitze in Valdebebas, dem Trainingszentrum von Real Madrid. "Ist das derselbe Bale wie aus der letzten Saison?", fragen sich einige Beobachter stirnrunzelnd. Ja - und nein, könnte man sagen. Denn natürlich hat sich an der Identität des Walisers an sich nichts geändert - aber sein Mindset scheint unter dem neuen (alten) Trainer Carlo Ancelotti ein komplett anderes zu sein.


Ancelottis Präsenz scheint Bale zu beflügeln

Wenn man es mit einer gewissen Gehässigkeit gegenüber Carlo Ancelottis Vorgänger formulieren wollte, könnte man sagen: Gareth Bale scheint sprichwörtlich erleichtert über den Weggang von Zinédine Zidane zu sein.

Oder (weniger gehässig): einfach nur begeistert, dass er wieder unter Carlo Ancelotti arbeiten kann. Denn unter Carletto hatte Bale seine bisher besten Jahre bei Real Madrid.

Beide kamen zur Saison 2013/14 zu den Königlichen. Und beide sollten selbige als Könige Europas beenden. Bale hatte daran mit wettbewerbsübergreifenden 22 Treffern und 19 Torvorlagen in 41 Spielen schon rein quantitativ einen entscheidenden Anteil.

Doch vor allem war er in dieser Spielzeit der Mann für die ganz, ganz wichtigen Tore. Sein Treffer in extremis im Pokal-Finale gegen Barça (mit jenem legendären 60 Meter-Sprint gegen Bartra) sowie das wegweisende 2:1 in der Verlängerung des Champions-League-Finales, nur wenige Wochen später, gegen Atlético Madrid hievten den Waliser instantan in den Olymp der Real-Legenden.

Die folgende Saison (2014/15) verlief dann zwar nicht ganz so spektakulär (die einzigen Titel, nationaler und internationaler Super-Cup, gewann das Team (ohne Bale-Tore) schon vor der Spielzeit), war mit insgesamt 29 direkten Torbeteiligungen (17 Tore, 12 Assist) aber immer noch unter der Rubrik "gut" zu verbuchen.

Zidane und Bale - das passte irgendwie nicht

Und dann kam auch schon, im Januar 2016, Zinédine Zidane als neuer starker Mann an der Außenlinie. Und mit dessen Ankunft setzte ein sportlicher Abstieg des Walisers ein, unterbrochen "nur" durch seine beiden Tore im Champions-League-Finale 2018 gegen den FC Liverpool.

Auch die etwa neunmonatige Auszeit des Franzosen (vom Mai 2018 bis zum März 2019) konnte an dieser Negativentwicklung nichts ändern.

Der nach unten zeigenden Leistungskurve folgten Eskapaden jenseits des Platzes wie seine berühmte Präferenzen-Liste ("Wales. Golf. Madrid. In dieser Reihenfolge!") oder Aktivitäten eines Hobby-Filmers auf den aufgrund Corona verwaisten Stadion-Rängen, auf denen er sich nun (in Zidanes zweiter Etappe als Chef-Coach) immer häufiger wiederfand.

Gareth Bale
Bale mit offensichtlicher Langeweile auf der Tribüne / Soccrates Images/Getty Images

Wie sehr sich der Abgrund zwischen Übungsleiter und Angestelltem wirklich aufgetan hatte, verdeutlichte das Foto anlässlich der noch auf dem Platz improvisierten Meisterfeier der Königlichen im Juli 2020.

Während die Spieler ihren Coach hochleben ließen, stand Bale, mit einem eingefrorenen Lächeln daneben - und verschränkte symbolisch seine Arme.

Zinedine Zidane, Manager of Real Madrid
Juli 2020: Zidane wird von den Spielern gefeiert - doch Bale (ganz rechts) steht teilnahmslos dabei / Quality Sport Images/Getty Images

Es konnte für die folgende Spielzeit (2020/21) also nur einen geben - Trainer oder Superstar. Letzterer erkannte die Zeichen der Zeit - und floh in die Arme von José Mourinho nach Tottenham, seiner alten Heimat.

Doch dies alles ist nun Geschichte. Denn unter Ancelotti scheint Bale regelrecht aufzublühen. Ist kommunikativ, erlaubt sich bisweilen sogar wieder Späße mit seinen Kollegen. Er hat - in summa - das Lachen wiedergefunden.

Wiederholt sich die Geschichte?

Und mit ihm der ganze Klub. Denn ein Bale in dieser Form könnte die eigentliche "große Neuverpflichtung" dieses Sommers werden.

Und redeten wir über eine Art Märchen, kann es am Ende desselben eigentlich nur einen passenden Schluss geben: die Eroberung der Champions League im kommenden Jahr.

Es wäre Bales fünfter Henkelpott (!) mit den Madrilenen. Und ein mehr als versöhnlicher Abschluss einer neunjährigen Zusammenarbeit mit fast so vielen Höhen wie Tiefen.