Nagelsmann wackelt: Hat der Bayern-Coach noch Rückhalt in der Kabine?
Von Dominik Hager
Julian Nagelsmann befindet sich in der schwierigsten Phase seines Trainer-Daseins beim FC Bayern. Noch vor wenigen Wochen schwärmten alle von den so großartig spielenden Bayern. Nach vier sieglosen Spielen in der Bundesliga ist all das jedoch nur noch Schall und Rauch. Der 35-Jährige muss um seinen Posten als Bayern-Coach kämpfen.
Eine Ablöse von 25 Millionen Euro und eine Vertragslaufzeit von fünf Jahren sprechen klar dafür, dass der FC Bayern mit Julian Nagelsmann ein Langzeits-Projekt anvisiert. Derzeit kann man sich jedoch kaum vorstellen, dass Nagelsmann auch 2026 noch im Amt ist - Kündigungsklausel hin oder her.
Stand jetzt stehen die Bayern-Verantwortlichen hinter dem Coach. "Wir beschäftigen uns jetzt nicht mit irgendwelchen anderen Trainern, wir sind von Julian total überzeugt", bekräftigte Oliver Kahn im Rahmen des Oktoberfest-Besuch der Bayern.
Kritische Töne aus der Kabine: Zoff zwischen Kimmich und Nagelsmann?
Fraglich ist jedoch, ob der Trainer den gleichen Rückhalt vom Team hat. Laut kicker-Angaben darf dies jedenfalls bezweifelt werden. Dem Fußballmagazin zufolge "dringen zunehmend kritische Stimmen aus dem Team" nach außen. Dem Coach soll es an Führungsstil und Kommunikationsfähigkeiten mangeln.
Dem kicker sei es "bekannt, dass sich Kimmich über seinen Aushilfsjob als Rechtsverteidiger beschwert hat". Dort wolle er insbesondere in einem WM-Jahr nicht aushelfen, da er sich im zentralen Mittelfeld zu Hause fühlt.
Den Rückhalt von Kimmich zu verlieren, wäre für Nagelsmann ein größeres Problem. Der Mittelfeld-Leader gilt als heimlicher Kapitän der Bayern und ist der verlängerte Arm des Trainers und ein Wortführer in der Kabine.
In Bezug auf das Augsburg-Spiel ist die Kritik von Kimmich jedoch eher problematisch zu sehen. Der 27-Jährige rückte schließlich erst nach der Auswechslung von Mazraoui auf die Rechtsverteidiger-Position, während der eingewechselte Gnabry die Offensive verstärken sollte. Nagelsmann reagierte damit auf einen 0:1-Rückstand und eine generell schwache Münchner Performance. Wenig bis gar nichts deutet darauf hin, dass Kimmich rechts hinten häufiger ran muss. Demnach sei gesagt, dass jeder einzelne Spieler sein Ego hinten anstellen muss und im Sinne der Mannschaft auch auf ungeliebten Positionen spielen sollte. Ob der Schachzug von Nagelsmann clever war, steht auf einem anderen Blatt, jedoch hat auch ein Kimmich rechts hinten zu spielen, wenn es von ihm gefordert wird.
Womöglich wird die Suppe vom kicker aber auch heißer gekocht, als sie ist. Schließlich berichtete die BILD bereits vor einer Woche über einen Zoff zwischen Nagelsmann und Goretzka, den der Mittelfeldspieler im Anschluss öffentlich als "Unfug" abstempelte.
Luft für Nagelsmann wird dünner: BVB-Spiel als Deadline?
Nichtsdestotzrotz scheint die Situation zwischen Nagelsmann und einigen Bayern-Spielern frostiger zu werden. Zudem erscheint nicht klar, ob der Bayern-Coach noch die notwendige Autorität besitzt und die Spieler seinen Ansätzen vertrauen. Ist dies nicht mehr der Fall, könnte es relativ schnell zu einem Wechsel kommen.
Ein Faktor könnte dabei definitiv Thomas Tuchel sein. Der zuletzt bei Chelsea entlassene Trainer war beim FC Bayern bereits in der Vergangenheit ein ernsthafter Kandidat. Sollte Nagelsmann seinen Job verlieren, dürfte Tuchel die erste Anlaufstelle sein. Die BILD nennt den 8. Oktober als Deadline. Dann geht es für die Münchner gegen Borussia Dortmund. Sollte sich der Rückstand dabei von drei auf sechs Zähler erhöhen, könnte es das für Nagelsmann gewesen sein.