Mit Reus kann Borussia Dortmund nur noch bedingt rechnen - dennoch braucht es keinen Ersatz
Von Florian Bajus
Marco Reus fehlt Borussia Dortmund auf unbestimmte Zeit. Eine Sehnenentzündung im Adduktorenbereich hindert den Mannschaftskapitän daran, wieder mit seinen Mitspielern trainieren zu können. Nach einem Ersatz sollten die Verantwortlichen aber nicht suchen. Denn trotz sehr guter Leistungen ist Reus ersetzlich.
Es ist nicht das erste Mal, dass Reus lange ausfällt. Immer wieder muss sich der 31-Jährige mit Verletzungen herumschlagen. Ihn auf der Tribüne des Signal-Iduna-Parks zu beobachten, ist längst keine Seltenheit mehr. Auch im Februar dieses Jahres verletzte sich Reus, als der BVB im Pokal-Achtelfinale mit 2:3 gegen Werder Bremen verlor. Die Rede war von einer Muskelverletzung, die ihn zu einer vierwöchigen Pause zwingt. Mittlerweile steht der August vor der Tür - und Reus noch immer nicht auf dem Platz.
Eine entzündete Sehne macht ihm einen Strich durch die Rechnung. Statt topfit in die neue Saison zu gehen, muss er pausieren. Auf unbestimmte Zeit.
Doch der Kader ist in der Offensive gut aufgestellt. Im 3-4-3 sind Jadon Sancho und Thorgan Hazard hinter der Spitze gesetzt, als Ersatz stehen Giovanni Reyna und Julian Brandt bereit. Auch Erling Haaland trägt eine große Verantwortung, der junge Mittelstürmer kommt damit aber sehr gut zurecht. Das Quintett steht für Tempo, Kreativität und Torgefahr; einen Marco Reus braucht es da nicht zwingend. Der ist zwar Kapitän, sticht auf dem Feld aber nicht in dieser Rolle hervor.
Ein Reus-Ersatz hängt von Sancho ab
Solange Sancho für den BVB wirbelt, ist Reus ersetzlich. Auch wenn die Scorerpunkte etwas anderes vermuten lassen. In der Saison 2018/19 war Reus an 28 Bundesligatoren direkt beteiligt (17 Tore, 11 Assists), in der abgelaufenen Spielzeit standen trotz seiner Verletzung 17 Scorerpunkte zu Buche (11 Tore, 6 Assists). Das sind sehr gute Werte - doch über allem steht Sancho, der seit Sommer 2018 erst 29 Scorerpunkte (12 Tore, 17 Assists), dann sogar 34 (17 Tore, 17 Assists) sammelte.
Der junge Engländer ist das Zugpferd der Offensive. Unterstützt wurde er auf der rechten Außenbahn von Achraf Hakimi, doch auch ohne den Marokkaner wird er Tore und Assists wie am Fließband liefern. Bis zum 10. August wollen die Verantwortlichen eine Entscheidung über seine Zukunft. Findet sich bis dahin kein Verein, der die Ablösesumme über 120 Millionen Euro zahlt, bleibt Sancho. Dann braucht es auch keinen Ersatz für Reus. Würden die Dortmunder ihr Juwel allerdings verlieren, sollte man in Erwägung ziehen, gleich doppelt für Ersatz zu sorgen. Eins-zu-eins ist Sancho nicht zu ersetzen, ein zusätzlicher Flügelspieler könnte für einen noch größeren Konkurrenzkampf sorgen und die Last auf mehreren Schultern verteilen.
Sollte dann noch Reus zurückkehren, hätte Favre auf den Außenbahnen die Qual der Wahl. Jedoch hat die Mannschaft wieder einmal bewiesen, dass es auch ohne ihn geht. Von 15 Bundesligaspielen, in denen Reus nicht an Bord war, wurden 10 gewonnen und 5 verloren. Mit ihm wäre die Meisterschaft nicht spannender geworden, vermutlich wäre die Saison genau so geendet, wie sie geendet ist. Unverzichtbar ist Marco Reus jedenfalls nicht (mehr).