Marcel Reif fordert "nonverbale Mittel" gegen Gladbachs Embolo

Marcel Reif würde härtere Mittel einsetzen
Marcel Reif würde härtere Mittel einsetzen / Tristar Media/Getty Images
facebooktwitterreddit

Die Borussia machte zuletzt deutlich, dass Breel Embolo nach seinem Corona-Verstoß mit einer internen Strafe zu rechnen hat. Allerdings wird diese wohl eher die Geldbörse des Schweizers angreifen, als die psychische oder physische Integrität des 23-Jährigen. Letzteres hingegen fordert der ehemalige Kommentator Marcel Reif und liegt damit auf mehreren Ebenen so unfassbar falsch, dass der Verein rechtliche Schritte prüfen sollte.

An Marcel Reif schieden sich schon die Geister, als der mittlerweile 71-jährige Journalist noch als Zugpferd der deutschen Fußball-Kommentatoren galt. Man konnte ihn lieben oder grundsätzlich ablehnen, dazwischen war wenig Raum. Nachdem Reif seine "aktive Karriere" 2016 beendete, wird er gern als sogenannter Experte zu den einschlägigen Talk-Runden eingeladen und veröffentlicht seit 2020 in Zusammenarbeit mit der Bild den wöchentlichen Podcast Reif ist live.

In der jüngsten Ausgabe des Bild-Formates wollte sich der in Polen geborene Schweizer Reif auch zur aktuellen Situation um den nächtlichen Ausflug von Gladbachs Breel Embolo äußern. Allerdings hätte er sich dies im Nachgang wohl eher schenken sollen.

"Klassenkeile" für Embolo - die Borussia muss reagieren!

"Wissen Sie, was mir gefallen würde", startete Reif seinen, gelinde gesagt, angestaubten Vorschlag in Richtung des Moderators Walter Straten. "Wenn die in der Kabine in Gladbach, und
ich kann mir gut vorstellen, dass das so ist, also zu meiner Zeit, als ich noch gekickt habe war das noch so - es gibt so eine bestimmte innere Hygiene, um es mal SEHR vorsichtig und SEHR freundlich auszudrücken, in der Kabine. Also nach dem Motto: 'Trainer, könnten Sie mal kurz rausgehen? Wir brauchen mal fünf Minuten.' Und dann macht man ein bisschen die Musik laut und dann wurde demjenigen mitgeteilt, mit relativ klaren und auch nonverbalen Mitteln, was geht und was nicht geht."

Moderator Straten reagierte verzückt mit einem "Ui, das klingt ja spannend - nonverbale Mittel." Reif wollte präzisieren und bezog sich auf "Körpersprache", doch Straten wusste scheinbar ziemlich genau, was gemeint war und fasste Reifs Äußerungen mit dem Begriff "Klassenkeile" zusammen.

Während man generell die Äußerungen ehemaliger Spieler und Funktionäre weitgehend beruhigt ausblenden kann, schießt Reif hierbei, SEHR vorsichtig und SEHR freundlich ausgedrückt, weit über das Ziel einer provokativen Meinungsäußerung hinaus. Dabei muss daran erinnert werden, dass die Schicksale von Robert Enke oder Schiedsrichter Babak Rafati eigentlich ein ständiges Mahnmal gegenüber dieser Art von Aussagen gelten sollten.

Hinzu kommt, dass Reif seinen Vorschlag wenig unpassend fand ("ich kann mir gut vorstellen, dass das so ist"). Weniger indirekt wirft er damit den Spielern der Borussia zudem vor, solche "Mittel" einzusetzen. In einer Kabine mit Führungskräften wie Lars Stindl, Christoph Kramer, Tony Jantschke, Yann Sommer oder Matthias Ginter, die allesamt erwiesenermaßen mehr als zwei Sätze fehlerfrei über die Lippen bringen können, wird es mit ziemlicher Sicherheit niemals so gehandhabt, wie Reif es sich "wünschen würde".

Auch wenn der ehemalige Kommentator letztlich darauf verwies, sich auf eine gewisse "Körpersprache" zu beziehen - er hegt hier den Wunsch, dass ein Spieler der Borussia von den eigenen Kollegen für ein bereits bereutes Vergehen mindestens psychisch attackiert wird.

Die Borussia muss hier, auch in eigenem Interesse, doch besonders im Interesse der fairen Berichterstattung, handeln. Dabei sollte es jedoch nicht bei einem kritischen Kommentar bleiben, vielmehr könnte man abwägen, ob man eventuell bei Reif persönlich vorstellig wird und die Musik ein bisschen laut macht.

Allerdings wird es dazu nicht kommen, da die Borussia nachweisbar über eine gehörige Portion Anstand verfügt.