Leader-Vakuum beim FC Bayern: Quartett angezählt - wird Kane zum neuen Chef?

  • Bayern beäugen Kimmich, Goretzka und Co. kritisch
  • Müller und Neuer nicht mehr lange an Bord
  • Kane könnte der zukünftige Leader werden

Kimmich und Goretzka sind beim FC Bayern Wackelkandidaten
Kimmich und Goretzka sind beim FC Bayern Wackelkandidaten / Stefan Matzke - sampics/GettyImages
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Die Zukunft von Bayern München zu prophezeien, fällt derzeit gar nicht so leicht. Die Routiniers wie Manuel Neuer und Thomas Müller werden nicht mehr ewig mitmischen und bei einigen Spielern ist sich der Verein offenbar nicht sicher, was sie in der Zukunft bringen können. Laut Informationen der BILD stehen vier Akteure ganz besonders im Fokus der Bosse.

Der FC Bayern spielt eine merkwürdige Saison, die auf der einen Seite durchaus erfolgreich ist, auf der anderen Seite aber auch immer wieder ein seltsames Licht auf das Team wirft. Man muss dabei nur an die Pokal-Blamage in Saarbrücken oder das Bundesliga-Debakel bei Eintracht Frankfurt denken. Immer wieder gibt es Spiele, in denen es an Führungspersönlichkeiten fehlt, die das Ruder in kritischen Momenten in die Hand nehmen.

Thomas Müller war all die Jahre ein solcher Spieler, jedoch ist die Rolle des Raumdeuters schon jetzt nicht mehr allzu groß und Manuel Neuer ist als Torhüter ohnehin häufig zu weit weg. Mal ganz abgesehen davon, dass auch er nicht mehr ewig spielen wird.

Die prägenden Gesichter müssen langfristig also andere sein. Stellt sich nur die Frage, wer eine solche Rolle übernehmen kann. Eigentlich hätte man das vor nicht allzu langer Zeit noch Joshua Kimmich und auch Leon Goretzka voll und ganz zugetraut. Nun gehören beide Mittelfeldspieler laut BILD-Bericht aber sogar zu den vier Wackelkandidaten. Bei Serge Gnabry und Alphonso Davies hätte man sich auch erhofft, dass sie zu Führungsspielern werden können, aber auch die beiden Außenbahnspieler müssen den kritischen Blicken der Bosse wiederstehen.

Sehen wir uns die Situation der einzelnen Akteure genauer an:

Joshua Kimmich

Joshua Kimmich musste in den letzten Jahren eine Vielzahl an Rückschlägen einstecken. Der 28-Jährige geriet insbesondere in den Fokus, weil er oft zu viel wollte und dadurch in entscheidenden Momenten nicht an der richtigen Stelle stand. Kimmich ist enorm ehrgeizig und einer, der einen klaren Leader-Anspruch hat. Mit seiner Eigenheit, von sich selbst und seinen Kollegen in jeder Sekunde Perfektionismus zu verlangen, kommt er jedoch nicht bei allen gut an. Angesichts der Tatsache, dass Kimmich selbst aktuell weit vom Perfektionismus entfernt ist, verursacht derartiges schnell Gegenwind. Nicht umsonst wurde er bei der Kapitänsfrage im DFB-Team übergangen und scheint auch beim FC Bayern seit dem Nagelsmann-Rauswurf an Standing verloren zu haben.

Bereits nach der WM 2022 kündigte Kimmich an, Angst zu haben, in ein Loch zu fallen. Zumindest aus fußballerischer Betrachtungsperspektive hat sich die Befürchtung bestätigt. Der 28-Jährige macht ungewohnte Fehler, verliert Bälle in gefährlichen Situationen und wirkt auch nicht mehr so präsent wie in seinen Top-Zeiten.

Manchmal beschleicht einen das Gefühl, dass der bis 2025 gebundene Kimmich mal eine Luftveränderung bräuchte. In Deutschland sind einfach viele Experten, Fans und Medien sehr schnell darin, Kimmich in die Verantwortung zu ziehen und diesen besonders negativ zu bewerten. Das kann auf Dauer nicht gut für einen Spieler sein.

Demnach wäre es nicht unverständlich, wenn die Bayern Kimmich gegen eine gute Ablöse ziehen lassen würden. Auf der anderen Seite ist es natürlich trotzdem schwierig, ähnlich veranlagte Akteure wie Kimmich an Land zu ziehen und zudem sei angemerkt, dass auch Müller und selbst Lewandowski oder Robben beim FC Bayern Zeiten hatten, in denen sie zum Buhmann wurden. Alle drei sind jedoch stärker zurückgekehrt. Bei Kimmich kann ähnliches auch passieren. Umso schwieriger ist es, bei ihm die Zukunft zu bewerten.

In Summe ist es aber eher unwahrscheinlich, dass die Bayern Kimmich vom Hof jagen.

Leon Goretzka

Leon Goretzka hat sich nach einer sehr schwachen Saison 2022/23 gefangen und ist nun wieder ein wichtiger Kaderspieler. Wichtig auf dem Platz ist der 28-Jährige aber nicht immer. Zuletzt kritisierte er sich selbst dafür, dass er der Mannschaft beim 1:5 gegen Frankfurt nicht helfen konnte und im Kollektiv mit unter gegangen ist. Gegen Manchester United sahen wir ebenfalls die zwei Gesichter von Goretzka ganz gut. Manchmal nutzt er seine Athletik und Dynamik und strahlt eine große Präsenz im Zentrum aus und manchmal taucht er hingegen wieder völlig ab.

Klar ist, dass Goretzka im Gegensatz zu Kimmich nie als die prägende Figur oder der zukünftige Kapitän angesehen wurde. Vielmehr soll er zu den erweiterten Führungsspielern gehören. Fußballerisch weiß man zudem, dass Goretzka nicht über das ganz große Können verfügt. Mit einem Goretzka-Verkauf ist die Gefahr, voll daneben zu liegen, jedenfalls geringer als bei Kimmich. Dafür wird man aber auch weniger Ablöse generieren können. Es wäre durchaus vertretbar, wenn man Goretzka einen Spieler wie Zubimendi oder Palhinha vor die Nase setzt. Dann kann man immer noch sehen, wie er mit der neuen Situation umgeht. Mutmaßlich werden es die Bayern auch so handhaben.

Serge Gnabry

Serge Gnabry war in seiner ganzen Karriere schon kein Lautsprecher, aber zumindest phasenweise einer, der mit Leistung überzeugt hat. In den letzten Jahren wurden seine Auftritte aber immer unbeständiger und die Formkrisen immer länger. In der laufenden Saison kam von Gnabry wenig bis gar nichts, wenngleich er auch mit Verletzungsproblemen zu kämpfen hatte und hat. Klar ist, dass die Bayern mit Bryan Zaragoza schon einen Nachfolger haben. Zudem kann man mit Mathys Tel auf einen ähnlichen Spielertypen setzen, der eher ein Versprechen für die Zukunft ist.

Die Bayern sollen bereit sein, sich Angebote von über 55 Millionen Euro für Gnabry anzuhören. Hierbei sei gesagt, dass man den sehr gut verdienenden Offensivspieler dafür definitiv abgeben kann. Gnabry wird nicht mehr zu einen unersetzlichen Teil von Bayern München heranwachsen.

Ob jedoch ein Verein 55 Millionen Euro für Gnabry zahlt, ist zweifelhaft.

Alphonso Davies

Eigentlich schien immer klar gewesen zu sein, dass der FC Bayern alles dafür tun wird, um mit Alphonso Davies zu verlängern. Die Schwierigkeit bestand augenscheinlich nur darin, dass Real Madrid um den bis 2025 gebundenen Linksverteidiger buhlt.

Davies ist derzeit aber sehr weit davon entfernt, das zu bringen, was sich die Verantwortlichen ausgerechnet haben. Im Vergleich zu seinen Anfängen beim FC Bayern hat er seine Unbeschwertheit verloren und sich in einigen Aspekten nicht wie erhofft weiterentwickelt. Viele haben den Kanadier bereits als mit den besten Linksverteidiger der Welt betrachtet, jedoch ist er davon inzwischen ein Stück entfernt.

Trotzdem sei natürlich gesagt, dass Davies erst 23 Jahre alt ist und demnach noch einiges für den FC Bayern leisten kann. Zudem gibt es extrem wenige gute Linksverteidiger und auf dem Markt ist wohl kaum einer, der auch nur ansatzweise das Potenzial von Davies mitbringt. Von daher müssen die Bayern eigentlich weiterhin alles daran setzen, mit dem Roadrunner zu verlängern. Man darf nicht erwarten, dass der Linksfuß direkt der Führungsspieler oder Leistungsträger schlechthin wird, jedoch sollte er ein wichtiger Mann für die Zukunft sein.

Die derzeitigen Zweifel treiben Davies aber zunehmend in die Hände von Real Madrid. Demnach ist ein Abschied gut möglich.

Wer kann beim FC Bayern zum Führungsspieler werden?

1. Harry Kane

In erster Linie ist Harry Kane zu nennen. Der Engländer hat sich schon jetzt den Respekt von allen Beteiligten erarbeitet und geht auf und neben dem Platz voran. Kane ist ein echtes Vorbild und wird sein Standing beim FC Bayern noch weiter ausbauen. Es ist nicht auszuschließen, dass er sogar eines Tages als Kapitän auf dem Platz steht. Mit seinen 30 Jahren ist er natürlich nicht mehr der Jüngste, jedoch kann er für die nächsten Jahre trotzdem als fixer Führungsspieler fungieren.

2. Matthijs de Ligt

Nach Kane wird es mit verlässlichen Größen schon schwieriger. Im Vorjahr glänzte Matthijs de Ligt als Abwehrchef und Leistungsträger. In dieser Saison saß er jedoch meist auf der Bank oder fehlte verletzt. Das Vertrauen von Thomas Tuchel in de Ligt scheint nicht allzu groß zu sein. Immerhin berichtet die BILD auch, dass ein neuer Abwehr-Führungsspieler kommen soll, was die Situation für den Niederländer erschweren würde.

Womöglich macht Tuchel in Bezug auf de Ligt aber einen Fehler. Dieser war schon in jungen Jahren ein absoluter Leader und kann eine solche Rolle auch beim FC Bayern ausüben. Wichtig wäre nur, dass er sich von seiner Verletzung erholt und dann auch langfristig fit bleibt. Aus dem Trio Kim min-jae, Dayot Upamecano und Matthijs de Ligt scheint letzterer am ehesten ein verlässlicher Leader sein zu können. Nur fraglich, ob der FCB das auch so sieht.

3. Kingsley Coman

Kingsley Coman ist Mitglied des Mannschaftsrat und insbesondere für die französischsprachigen Spieler eine wichtige Bezugsperson. Der Außenbahnspieler hat noch einen Vertrag bis 2027 und wird wohl auch ein wichtiger Akteur bleiben, weil seine Leistungen und auch sein Engagement insgesamt passen. Grundsätzlich ist Coman aber eher ein ruhiger Vertreter und keiner, der auf dem Platz klare Ansagen macht. Demnach ist er zwar eine wichtige Person neben und auf dem Platz, aber keiner, der das Ruder auf dem Platz herumreißt.

Fazit:

Es ist recht klar zu erkennen, dass es nicht allzu viele Spieler im Kader gibt, die in den kommenden Jahren als klare Führungsspieler und Leistungsträger anzusehen sind. Demnach wäre es für den FC Bayern gewissermaßen auch gefährlich, Dauerbrenner wie Kimmich oder Goretzka ziehen zu lassen. Zudem gilt es bei den Neuzugängen auch darauf zu achten, dass diese Führungsqualitäten mitbringen.


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