HSV beschließt Gehaltsobergrenze!

Muss in diesem Jahr kreativ sein auf dem Transfermarkt: Sportvorstand Jonas Boldt
Muss in diesem Jahr kreativ sein auf dem Transfermarkt: Sportvorstand Jonas Boldt / Pool/Getty Images
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Der Hamburger SV betreibt den mit der Verpflichtung von Neu-Trainer Daniel Thioune eingeschlagenen Weg der Gesundschrumpfung weiter voran. Wie die Sportbild in ihrer neuesten Ausgabe berichtet, sollen die Gehälter für Neuverpflichtungen auf 600.000 Euro jährlich gedeckelt werden.

Für die bereits im Kader stehenden Kicker gilt diese Regelung somit nicht. Mit Bobby Wood, der in der kommenden Spielzeit 2,1 Millionen Euro (!) beziehen wird (im Falle eines Aufstieges wäre sein Salär sogar auf 3,5 Millionen Euro angewachsen) und Aaron Hunt (etwas mehr als eine Million fix plus Boni) hat der HSV weiterhin überproportional gut verdienende Kicker in seinen Reihen.

Das Ende der Traumgehälter (ohne Gegenleistungen!)

Auch mit Blick auf diese in Eigenregie zu verantwortenden finanziellen Belastungen sollen die Bosse sich nun zu dem Schritt entschlossen haben, die Oberdecke der Gehälter auf etwas mehr als eine halbe Million Euro jährlich zu beschränken. Eventuelle erfolgsabhängige Zusatzprämien seien davon jedoch nicht betroffen.

Auch Thioune wird beim HSV nicht zum Großverdiener

Sportvorstand Jonas Boldt erklärte die Maßnahme gegenüber der Sportbild: "Wir haben festgestellt, dass die Rahmenbedingungen sich verändert haben und die wirtschaftlichen Möglichkeiten nicht besser geworden sind." Dieser Konstellation Rechnung tragend entschied sich der HSV schon vor zwei Wochen für die sogenannte "kleine" (oder, je nach Lesart, "demütige" oder "bescheidene") Variante für die Besetzung des Trainerpostens. Denn nach Angaben des Sportblattes verdient auch Coach Daniel Thioune nicht mehr als 500.000 Euro.

Während die einen, zu denen ich mich expressis verbis nicht zähle, in dieser Abspeckung bereits die ersten Schritte zur dauerhaften Installierung in Liga 2 sehen, begrüßen andere diese neue Herangehensweise. Tatsächlich war die Kabine des HSV in den letzten drei Jahrzehnten (um mal irgendeinen Zeitraum zu benennen) zu oft bevölkert von Spielern, die mit dem HSV im Grunde genommen gar nichts am Hut hatten und nur deshalb in der Hansestadt unterschrieben, weil sie mit Geld überhäuft wurden.

Abspeckung ist genau der richtige Weg, um endlich eine Leistungskultur zu implementieren

Gleich einem Teufelskreis wurden sie dann medial zu den neuen Heilsbringern erklärt, die am Ende dann doch nicht verhindern konnten (weil sie halt nicht so gut waren, wie man aufgrund ihrer Kosten (Ablöse, Gehalt) hätte vermuten können), dass so gut wie jedes Jahr die vorher gesteckten sportlichen Ziele nicht erreicht wurden. Übrigens: ganz neu ist die Idee von Gehaltsobergrenzen beim HSV auch nicht. Schon Boldts Amtsvorgänger, Ralf Becker, brachte diese Idee im vergangen Jahr vor. Damals, nach dem ersten verpassten Wiederaufstieg, wurde laut über eine Deckelung von einer Million Euro nachgedacht. Nach dem erneuten Verpassen der Rückkehr in die Bundesliga wurde diese Grenze nun offenbar nochmals nach unten korrigiert.

Viele sehen darin nun eine Art Kapitulation vor der großen Aufgabe Wiederaufstieg und kritisieren, dass sich der HSV damit kleiner mache als er wirklich sei. Doch von mir aus soll uns der Rest der Republik gerne als Zweitligist schimpfen. Und selbst wenn dieser Zustand tatsächlich noch zwei oder drei Jahre andauern sollte: was bitte ist daran schlimmer, als Jahr für Jahr auf leere Versprechungen von "besseren Zeiten" hereinzufallen?

Abgerechnet wird auf dem grünen Rasen

Und bislang ist es ja immer noch so gewesen, dass die endgültige Antwort auf alle Fragen bezüglich der sportlichen Zukunft eines Klubs auf dem grünen Rasen gegeben wird. Dafür zahle ich auch gerne fünf Euro ins Phrasenschwein. Ich jedenfalls freu mich schon auf die kommende Saison. Mit einem HSV in neuer Demut.