Fairplay im Fußball? Wie man eine nervige Unart ganz einfach ausmerzen könnte!

Christian Streich ist kein Fan von Zeitspiel
Christian Streich ist kein Fan von Zeitspiel / Helge Prang - GES Sportfoto/GettyImages
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Zeitspiel ist im Fußball ein großes Übel. Die Verbände schreiben den Fairplay-Gedanken öffentlich zwar immer riesengroß, eine Handhabe, um unfaires Zeitspiel einzudämmen, sucht man aber vergeblich. Dabei könnte es so einfach sein!

Gedankengänge, wie man Zeitspiel im Fußball in Zukunft verhindern könnte, gibt es einige. Die derzeit wohl am prominentesten diskutierte Idee: Die Einführung einer Netto-Spielzeit. Ähnlich wie in anderen Sportarten würde die Uhr dann immer angehalten werden, sobald das Spiel unterbrochen ist. Über Sinn und Unsinn dieser Idee - und wie man sie genau umsetzen könnte -, soll hier nicht diskutiert werden.

Vielmehr geht es darum, wie man durch das aktuelle Regelwerk Szenen eindämmen kann, in der eine Mannschaft die "Uhr ausreizen" möchte. Provokant langsames Hinausschlendern bei Auswechslungen, dreifache Rittberger und sich vor Schmerzen windende Spieler bei der geringsten Berührung sieht man in so gut wie jedem Spiel. Der Fußball bewegt sich hier im Graubereich des Regelwerks. Unfair oder clever - darüber scheiden sich die Geister.

Streich explodiert: "Es ist mir vollständig rätselhaft"

Eine Unart ist es zudem längst geworden, dass gegnerische Teams nach einem Foulspiel den Ball wegschießen, wegtragen oder sich erstmal vor den Ball stellen, um eine schnelle Ausführung des Freistoßes zu verhindern. Das Regelwerk sieht für solche Vergehen eigentlich eine Gelbe Karte vor. Umgesetzt wird das von den Schiedsrichtern aber nur in den seltensten Fällen. Stattdessen gibt es meist nur einen bösen Blick vom Referee oder eine Ansage an den "Sünder".

Christian Streich bringt das zur Weißglut. Nach dem Europa-League-Aus gegen Juventus Turin redete sich der Freiburger Übungsleiter deshalb regelrecht in Rage. Ein Auszug seiner Wutrede aus der Pressekonferenz:

"Mir ist vollständig rätselhaft, dass bei jedem Foul ein Spieler den Ball mitnimmt oder sich vor ihn stellt. Wir haben 1000 Vorgaben bei Spielen und auch hier ist die Regel ganz klar! Das Schlimme ist: Es wird einfach nicht sanktioniert. Es ist mir vollständig rätselhaft, warum das nicht gemacht wird."

Streich bringt es auf den Punkt!

Vorweg: Christian Streich, wir fühlen mit dir! Oder besser gesagt: Auch wenn diese Wut sicherlich auch aus den Emotionen heraus direkt nach dem Spiel entstanden ist, trifft Streich den Nagel dermaßen auf den Kopf!

Auch Streichs Quervergleich zu einer anderen Sportart ist mehr als nur treffend! "Es muss doch endlich bestraft werden, dann macht es auch niemand mehr. So etwas kann doch nicht sein. […] Warum ist das nicht wie im Handball? Wer nach einem Foul den Ball in die Hand nimmt, bekommt Gelb. Es würde dann drei Wochen dauern, bis es alle verstanden haben und dann macht das niemand mehr."

Tatsächlich ist es im Handball so - wo Fairplay nicht nur kommuniziert, sondern tatsächlich auf der Platte auch gelebt wird -, dass die gegnerische Mannschaft nach einem Pfiff des Schiedsrichters den Ball sofort freigeben muss. Wegtragen oder längeres Halten des Balles, um zu verzögern, wird sofort mit einer Zwei-Minuten-Strafe belegt. Wegen dieser konsequenten Umsetzung halten sich die Spieler so gut wie immer an diese Regel.

"Und wer profitiert davon? Der Fußball!"

Es könnte also so einfach sein. Jedes Mal und konsequent, wenn ein Spieler die Ausführung eines Freistoßes verzögert, MUSS es direkt Gelb geben. Das Geschreie wäre am Anfang zwar groß, nach einer gewissen Zeit würde aber mit Sicherheit ein Umdenken stattfinden (müssen). Fingespitzengefühl ist hier nicht gefragt, liebe Schiedsrichter.

Ach ja, wenn wir schon dabei sind: Ähnliches gilt auch für Schwalben-Versuche der Spieler. Hilfreich ist hier die mediale Berichterstattung auch nur in den seltensten Fällen. Sobald nur ein Hauch einer Berührung vorliegt, wird die Schwalbe (ergo Täuschungsversuch) oftmals vom Kommentator heruntergespielt. Auch da sollte es viel konsequenter Gelb geben!

Die Folge wären mindestens weniger nervige Unarten im Fußball. Für Streich wären sie sogar noch viel größer: "Und wer profitiert davon? Der Fußball! Dann haben wir nämlich nicht nur Fairness, sondern die Qualität des Spiels ist total gut."