DFB-Frauen: Fünf Erkenntnisse zum Sieg gegen Wales

  • Erstes Spiel unter Interimstrainer Horst Hrubesch
  • Deutschland gewinnt gegen Wales mit 5:1
  • Was könnte sich unter Hrubesch ändern?
Horst Hrubesch
Horst Hrubesch / Simon Hofmann/GettyImages
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Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft hat das erste Spiel unter Interimstrainer Horst Hrubesch deutlich gewonnen. In der Nations League gegen Wales gab es einen 5:1-Erfolg für die DFB-Auswahl. Wir fragen uns, welche Erkenntnisse die Begegnung geliefert hat.

1. Nicht alles Gold, was glänzt!

5:1 gegen Wales, zuvor ein 4:0 gegen Island. Auf dem Papier haben die DFB-Frauen nach dem Debakel bei der WM zurück in die Erfolgsspur gefunden. Allerdings dürfen die beiden Siege nicht überwertet werden. Zum einen gehören Wales und Island alles andere zu den Spitzennationen im Frauenfußball (Das Gleiche galt allerdings auch für die WM-Gegner Kolumbien und Südkorea...). Zum anderen offenbarten sich am Freitag gegen die Waliserinnen weiterhin einige Schwächen.

Defensiv machte die DFB-Auswahl keinen souveränen Eindruck - und das, obwohl Wales im Offensivspiel sehr zurückhaltend agierte. Bei den wenigen Waliser Angriffen wurde es aber oft direkt gefährlich. So etwa beim 1:1 (42.), der ersten Torannäherung der Gäste. Nach dem Ausgleich merkte man der deutschen Mannschaft, die eigentlich sehr dominant in die Partie gestartet war, sofort ihre Verunsicherung an. Glücklicherweise ging es kurz darauf in die Pause, nach der Lea Schüller mit der erneuten Führung (47.) den Weg zum Sieg ebnete.

2. Mit Doppelspitze zurück zum Erfolg?

Horst Hrubesch stellte bei seiner Rückkehr das System um. Statt des gewohnten 4-1-4-1 lief die DFB-Elf in einer 4-2-2-2-Formation auf. Lea Schüller und Laura Freigang bildeten in Abwesenheit der verletzten Alexandra Popp die Doppelspitze. Nach der Pause stellte Hrubesch zwar um, brachte Dallmann, die eher als Zehnerin agierte, für die blasse Freigang. Trotzdem könnte die Doppelspitze auch in Zukunft das Mittel der Wahl bleiben.

Lea Schüller würde davon wohl am meisten profitieren. Die Bayern-Torjägerin gilt als eine von Hrubeschs Lieblingen und musste sich in der Vergangenheit stets hinter Alexandra Popp einreihen. Nun könnten Popp und Schüller gemeinsam auflaufen. Damit hätte das DFB-Team eine deutlich bessere Strafraumbesetzung, die Gegner könnten sich nicht mehr nur allein auf Popp konzentrieren. Das 1:0 gegen Wales fiel auch deshalb, weil neben Schüller auch Laura Freigang im Strafraum lauerte und eine Verteidigerin an sich band.

Das System mit zwei Spitzen könnte auch Nicole Anyomi und mittelfristig Hoffenheim-Torjägerin Melissa Kössler zugute kommen. Beide sind andere Spielertypen als Popp und Schüller: Bei weitem nicht so kopfballstark, dafür deutlich athletischer. Damit würde Deutschland im Angriffspiel variabler und weniger ausrechenbar werden.

Lea Schuller
Lea Schüller (links) trifft gegen Wales zum 1:0 / Simon Hofmann/GettyImages

3. Kampf um den Platz neben Lena Oberdorf

Unabhängig davon, ob Hrubesch auf zwei (wie gegen Wales) oder drei (wie unter Voss-Tecklenburg) zentrale Mittelfeldspielerinnen baut: Lena Oberdorf ist auf jeden Fall gesetzt. Die Plätze neben der Wolfsburgerin sind allerdings umkämpft.

Am Freitag begann Sara Däbritz auf der Doppelsechs, musste aber schon zur Pause runter. Däbritz konnte weder bei der EM 2022 noch bei der WM überzeugen und muss um ihren Platz bangen. Lena Lattwein und Sjoeke Nüsken fügten sich nach ihren Einwechslungen gut ins Team ein und könnten schon am Dienstag gegen Island ihre Chance von Beginn an bekommen.

Wenn Hrubesch Oberdorf als alleinige Abräumerin aufbietet und davor mit zwei Achterinnen agiert, kommen neben Däbritz, Nüsken und Lattwein auch die aktuell verletzten Lina Magull und Sydney Lohmann sowie Linda Dallmann und Laura Freigang in Frage. Eine Favoritin gibt es aktuell nicht.

4. Sarai Linder macht Druck auf Felicitas Rauch

Die Sinsheimer Lokalmatadorin Sarai Linder erhielt auf der linken Defensivseite wie schon gegen Island auch am Freitag den Vorzug vor Felicitas Rauch. Linder machte ein hervorragendes Spiel, bereitete das 1:0 direkt vor und leitete das 5:1 mit einem Pre-Assist ein. Die 24-Jährige dürfte sich vorerst in der Startelf etabliert haben.

Felicitas Rauch war bei der EM 2022 Stammspielerin, verpasste aber bei der WM verletzungsbedingt das zweite und dritte Gruppenspiel. In der ersten Nations League-Begegnung verschuldete sie das 0:1. Die Wolfsburgerin ist technisch sehr versiert, hat aber Schwächen in der Zweikampfführung.

Genau dort muss sich aber auch Linder erst beweisen. Weder gegen Island noch gegen Wales wurde die Hoffenheimerin defensiv wirklich gefordert. Trotzdem sah sie beim 1:1 der Waliserinnen alles andere als gut aus. Der Kampf um den Platz auf der linken Außenverteidigerposition bleibt auf jeden Fall spannend.

Ceri Holland, Sarai Linder
Sarai Linder / Simon Hofmann/GettyImages

5. Laura Freigang kann ihre Chance nicht nutzen

Von Martina Voss-Tecklenburg oft links liegengelassen, durfte Laura Freigang ihre Qualitäten gegen Wales endlich von Beginn an zeigen. Doch nach 45 Minuten war für die Frankfurterin schon wieder Schluss. Freigang konnte ihre Startelfchance nicht nutzen und trat nur ein Mal vor dem gegnerischen Tor in Erscheinung: In der 41. Minute lief sie nach tollem Pass von Lena Oberdorf frei auf Wales-Keeperin Olivia Clark zu, schaffte es aber nicht, die Kugel im Tor unterzubringen. Gelegenheiten wie diese muss Freigang natürlich nutzen, wenn sie in Zukunft mehr Spielzeit bekommen will.

Aufgrund von Alexandra Popps Verletzung könnte die 25-Jährige am Dienstag gegen Island erneut starten. Dann gilt es für die Eintracht-Torjägerin. Denn wenn Popp zurückkehrt, wird sich Freigangs Einsatzzeit wieder deutlich verringern. Außerdem machen Nicole Anyomi und Melissa Kössler Druck. Und auf der Achterposition besitzt Freigang nur Außenseiterchancen. Momentan sieht es so aus, als würde sich an ihrer Reservistenrolle im DFB-Team auch in Zukunft nichts ändern.


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