Der VfL Wolfsburg und Oliver Glasner: Auf Dauer scheint eine gemeinsame Zukunft unrealistisch

Trainer auf Zeit? Oliver Glasner fehlen die Argumente für ein langfristiges Engagement beim VfL Wolfsburg
Trainer auf Zeit? Oliver Glasner fehlen die Argumente für ein langfristiges Engagement beim VfL Wolfsburg / Maja Hitij/Getty Images
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Der VfL Wolfsburg und Trainer Oliver Glasner setzen die Zusammenarbeit fort. Nach der Kritik an den verpassten Transfers darf der Trainer nun doch bleiben - allerdings stellt sich die Frage, wie lange noch. Rein fußballerisch darf jedenfalls angezweifelt werden, ob diese Entscheidung die richtige war.

Die spielerische Entwicklung des VfL Wolfsburg unter Oliver Glasner sorgt auch in dieser Saison für Rätsel. Dabei hatte sich bei Jörg Schmadtke in den Gesprächen im Frühjahr 2019 das "Gefühl" entwickelt, "dass er die richtige Wahl ist, um mit dem VfL Wolfsburg die nächste Entwicklungsphase anzugehen", wie der Geschäftsführer nach Bekanntgabe der Verpflichtung laut kicker erklärte. Glasner selbst sprach derweil davon, "erfolgreichen und attraktiven Fußball" spielen zu wollen.

Seine erste Saison in der Autostadt war nicht erfolglos, Begeisterung löste sie in der Bundesliga aber auch nicht aus. Unter Vorgänger Bruno Labbadia spielte der VfL einen gepflegten und ansehnlichen Ballbesitz, der die Mannschaft bis auf Platz sechs tragen sollte. Von Glasner, der wie viele andere talentierte Trainer auch einige Jahre bei Red Bull Salzburg verbracht hat, war ein intensives und hohes Pressing mit schnellen Umschaltmomenten zu erwarten; davon war bislang aber nur wenig zu sehen.

Träge Wölfe: Das Offensivspiel hat sich zurückentwickelt

Vielmehr stehen die Wolfsburger unter dem 46-jährigen Österreicher für eine solide Defensive und eine träge Offensive. Ein Vergleich: In der Saison 2018/19 erzielten die Wölfe 62 Tore, vergangene Spielzeit nur noch 48. Die Anzahl der Gegentore war im Vergleich zur Vorsaison hingegen etwas geringer, statt 50 standen 46 zu Buche; dieser Unterschied ist aber vergleichsweise marginal. In der Tabelle landete man indes mit 49 statt 55 Punkten auf Rang 7 und nicht wie zuvor auf Rang 6.

Die einzige Konstante in der Offensive des VfL Wolfsburg: Top-Torschütze Wout Weghorst
Die einzige Konstante in der Offensive des VfL Wolfsburg: Top-Torschütze Wout Weghorst / Pool/Getty Images

War die Saison 2019/20 ein kleiner Schritt zurück, um Anlauf zu nehmen und in dieser Spielzeit durchzustarten? Mitnichten. Nach sieben Spieltagen hat Wolfsburg fünfmal Unentschieden gespielt und damit bereits halb so viele Remis wie in der vergangenen Saison auf dem Konto. Mit sieben erzielten Toren stellt der deutsche Meister von 2009 die schwächste Offensive in der oberen Tabellenhälfte, mit fünf Gegentoren belegt man indes im Defensiv-Ranking gemeinsam mit Borussia Dortmund Rang zwei hinter RB Leipzig (4).

Wolfsburg ist schwer zu bespielen, ist mittlerweile aber eine der vielen Mannschaften in der Bundesliga, die bei eigenem Ballbesitz kaum Ideen vorweisen. Das Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim am vergangenen Wochenende (2:1) wirkt dahingehend wie eine Ausnahme. Beide Mannschaften spielten temporeich nach vorne und erspielten sich zahlreiche Chancen, jedoch mangelte es entweder an Effizienz im Abschluss oder der Passpräzision im letzten Drittel.

Eine langfristige Zukunft mit Glasner wirkt unwahrscheinlich

Eine fußballerische Entwicklung ist nur dahingehend zu beobachten, dass die Mannschaft ihren offensiven Esprit verloren hat. Spielwitz, Tempo, längere Ballstafetten und ansehnliche Kombinationen sind nicht mehr zu erkennen. Stattdessen wird das eigene Tor eisern verteidigt und hauptsächlich nach Ballgewinnen nach vorne gespielt. Auch der folgende Wert unterstreicht, wie sehr das Angriffsspiel unter Glasner eingebrochen ist: In 41 Bundesligaspielen unter seiner Leitung erzielte die Mannschaft nur in sechs Spielen drei oder mehr Tore, in 45 Bundesligaspielen unter Labbadia gelang es ihr elfmal.

Jörg Schmadtke wird sich fragen müssen, ob Glasner der richtige Trainer für die kommenden Jahre ist
Jörg Schmadtke wird sich fragen müssen, ob Glasner der richtige Trainer für die kommenden Jahre ist / TF-Images/Getty Images

Die Diskussionen über nicht erfüllte Transferziele scheinen nur der Tropfen auf dem heißen Stein zu sein. Ja, Glasner darf vorerst weitermachen; dass er seinen Vertrag bis 2022 auch erfüllt, wirkt hingegen unwahrscheinlich. Will Schmadtke tatsächlich attraktiven Fußball spielen lassen, sollte er sich mit Blick auf die kommende Saison nach einem neuen Trainer umsehen.