Der große Bayern-Gegenspieler: Wer ist eigentlich Spurs-Boss Daniel Levy?

  • Bayern muss im Werben um Kane an Levy vorbei
  • Harter Verhandlungspartner - im besten Sinne für Tottenham

Daniel Levy
Daniel Levy / Robin Jones/GettyImages
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Sollte die vom FC Bayern erhoffte Verpflichtung von Harry Kane scheitern, dann wird es an Daniel Levy gelegen haben. Der Boss von Tottenham Hotspur ist der große Gegenspieler der Münchener. Doch wer ist Levy eigentlich?

Harry Kane ist das große Transferziel des FC Bayern. Er soll den Angriff des deutschen Rekordmeisters über Jahre hinweg anführen und den Verein zu neuen Titeln schießen. Mit dem englischen Rekordstürmer soll mit einem Jahr Verspätung die Lewandowski-Nachfolge endgültig geklärt werden. Nachdem sich die Verantwortlichen mit mehreren Kandidaten beschäftigt hatten, hat sich der 29-Jährige als oberste Priorität herausgestellt. Er ist der absolute Wunschkandidat von Thomas Tuchel.

Allerdings gestaltet sich die Verpflichtung alles andere als einfach. Der Grund: Daniel Levy. Der Vorstandsvorsitzende und somit Quasi-Chef von Tottenham Hotspur. Er möchte Kane nicht gehen lassen. 2021 schob er einem Kane-Wechsel trotz eines Angebots bis zu 160 Millionen Euro von Man City einen Riegel vor. Sollte diesen Sommer doch kein Weg mehr um einen Kane-Abschied herumführen, dann wird er die Münchener finanziell ausnehmen. Er ist der Gegenspieler des FCB in diesem Transfer-Sommer.

So groß seine Rolle in diesem Fall ist, so wenig ist allgemein hin über ihn bekannt. Also: Wer ist eigentlich Daniel Levy - und was macht er so bei den Spurs? Bei der Beantwortung dieser Frage hat uns Sean Walsh, Teil des Teams von 90min UK, geholfen. Er ist ganz nah an den Lillywhites dran.

Der Hintergrund: Wie Levy zu Tottenham kam

Bereits seit inzwischen mehr als 22 Jahren steht Levy an der Spitze der Spurs. Als Vorstandsvorsitzender ist der 61-jährige Brite, gebürtig in Essex, der mit Abstand mächtigste Mann im ganzen Verein.

Doch nach Tottenham kam er nicht alleine. Stattdessen war Levy ein Teil der 'ENIC'-Gruppe - die Eigentümer des Klubs. 2001 wurden die Spurs übernommen und Levy in diesem Zuge zum Vorstandsvorsitzenden ernannt.

Insgesamt konnte der Verein seitdem stabilisiert und in bessere Tabellen-Gefilde geführt werden. Die großen Erfolge bleiben allerdings weiterhin aus. Die zurzeit 15 Jahre ohne eine Trophäe gehören inzwischen zu den gängigsten Running Gags, welche die Fans von Tottenham in den sozialen Netzwerken ertragen müssen. Immerhin schaffte man es 2019 ins Finale der Champions League, wo dann jedoch gegen den FC Liverpool verloren wurde.

Sein Ruf: Levy als schwieriger Verhandlungspartner

Es gibt Manager im Fußball, denen scheint man gute Spieler für niedrige Summe abnehmen zu können. Levy gehört nicht dazu - im Gegenteil.

Schon seit Jahren hat er den Ruf eines sehr schwierigen Verhandlungspartners inne. Das Bild von ihm ist durch zwei Aspekte geprägt: Er bleibt so hart wie nur irgends möglich, wenn es um das Wohl des Vereins geht. Dazu ist er immer darum bemüht, in den Transferverhandlungen finanziell alles herauszuholen, was möglich ist. Ein Schnäppchen darf man sich in Verhandlungen mit Levy definitiv nicht erhoffen.

Daniel Levy
Levy im Stadion / James Williamson - AMA/GettyImages

Das hat auch Sir Alex Ferguson bemerkt, als er Dimitar Berbatov im Sommer 2018 zu Manchester United holte. Stolze 38 Millionen Euro mussten als Ablöse gezahlt werden. Ferguson erklärte damals, die Verhandlungen mit Levy seien "schmerzhafter als meine Hüft-Operation" gewesen.

Umso kluger war es aus Sicht der Bayern, nicht mit dem Kopf durch die Levy-Wand zu wollen. Viel eher waren die Verantwortlichen des FCB darum bemüht, die Gespräche sehr respektvoll und mit Verständnis für ihren Gegenüber anzugehen. Wer den Spurs-Boss reizt und ärgert, wird am Verhandlungstisch alles andere als eine schöne Zeit haben. Die Aussagen von Uli Hoeneß haben dieses Vorhaben natürlich konterkariert.

Die Gegenwart: Zwischen Fan-Kritik und den Hoeneß-Aussagen

Mittlerweile ist Levy bei den Fans alles andere als unumstritten. Wie Walsh vermutet, dürfte sein Standing bei den eigenen Anhängern nie kritischer gewesen sein. Die Titel-Dürre und eine durchwachsene Saison nach der anderen hat die Kritik an 'ENIC' und dem Vorstandsvorsitzenden wachsen lassen.

Und trotzdem: Es dürften wohl nur etwa die Hälfte der Fans sein, die ihn wirklich loswerden will. Inzwischen ist er zu einem Gesicht des Vereins geworden. Die Anhänger haben ihm auch viel anzurechnen. Kaum jemand in der Führungsetage steht so sehr dafür, sich für die Interessen des Klubs einzusetzen, wie er.

In der Zwischenzeit hat er seine Kompetenzen auch auf mehrere Schultern verteilt. Aktuell ist etwa Scott Munn als Sport-Geschäftsführer tätig.

Zuletzt wurde über Levy auch wegen der Kommentare von Uli Hoeneß zu den Bemühungen um Kane gesprochen. Wie hat der Tottenham-Boss sie wohl aufgenommen? Walsh geht seinerseits davon aus, dass sie die Verhandlungen nur noch komplizierter gemacht haben. Es kommt ohnehin schon sehr selten vor, dass Levy bei Verhandlungen am Ende einknickt, wenn es um einen Spieler geht, den man eigentlich halten möchte.

Zwei Beispiele: Gareth Bale wurde damals auch nur deshalb verkauft, weil seine Ablösesumme einen neuen Rekord darstellte. Das war trotz des Qualitätsverlusts ein gutes Zeichen für die Spurs. Kyle Walker wurde nur abgegeben, weil die etwa 50 Millionen Pfund eine Rekordsumme für einen Außenverteidiger waren. Für Kane wird es also auch viel Geschick, einen großen Durchbruch und eine hohe Ablösesumme brauchen, um schlussendlich die Freigabe seitens Levy zu bekommen.


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