Das Inter-Beben und seine Folgen: Conte vor Abschied - Gerüchte um Allegri

Antonio Conte wetterte zum wiederholten Male gegen die eigene Vereinsführung und könnte nun vor dem Abschied stehen
Antonio Conte wetterte zum wiederholten Male gegen die eigene Vereinsführung und könnte nun vor dem Abschied stehen / DeFodi Images/Getty Images
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Spätestens seit Antonio Contes Rundumschlag gegen die eigene Vereinsführung ist offensichtlich, dass zwischen dem Trainer und den Bossen von Inter Mailand tiefe Gräben liegen. Ein von Conte gefordertes Gespräch mit dem Präsidenten könnte die Situation noch retten, momentan stehen die Zeichen aber auf Trennung.

Inter Mailand hat mit dem zweiten Platz in der Serie A, letzten Endes nur einen einzigen Zähler hinter Meister Juventus, die beste Saison seit 2010/11 gespielt und war so nah an der Meisterschaft wie seit dem Triple 2010 nicht mehr. Zu verdanken ist das auch einem Mann: Trainer Antonio Conte, der vor einem Jahr bei Inter anheuerte und aus der Mannschaft wieder ein Spitzenteam formte, das Vizemeister wurde und im Finalturnier der Europa League sicher zum Favoritenkreis gehört - der erste Titel seit 2011 ist möglich.

Doch abseits des Rasens kracht es im großen Stil: Nach dem letzten Spiel in der Serie A gegen Atalanta Bergamo, bei dem mit einem 2:0-Erfolg der zweite Platz gesichert werden konnte, rechnete Conte mit der eigenen Vereinsführung ab. Wenig Unterstützung seitens des des Klubs habe er erhalten, weder er noch die Spieler seien in schwierigen Zeiten geschützt worden: "Diese 82 Punkte haben sich mein Team und ich verdient. Das gehört mir, dem Staff und den Spielern." Leute, die auf einen fahrenden Wagen aufspringen, möge er nicht und meinte damit die Klubführung, die sich nun mit dem Erfolg rühmt.

Conte will nicht weiter "Blitzableiter" sein

Außerdem verlangte Conte ein klärendes Gespräch mit dem Präsidenten, "aber der ist in China", wie der 51-Jährige anmerkte. Sofort machten natürlich Spekulationen die Runde, wonach Conte an einen vorzeitigen Abschied denkt - und die sind wohl nicht an den Haaren herbeigezogen. Noch ein Jahr als "Blitzableiter" fungieren, wie er selbst sagt, wolle Conte nicht, schreibt Sky Sport in Italien. Es gebe einen schwer wieder zusammensetzbaren Bruch zwischen jenen auf dem Rasen und jenen hinter dem Schreibtisch. Neben dem mangelnden Rückhalt gebe es zum Beispiel auch unterschiedliche Ansichten in der Kaderplanung.

Darüber hatte sich Conte bereits im November des vergangenen Jahres beklagt, als Inter in Dortmund verloren hatte: "Ich werde meinen Spielern immer dankbar für ihren Einsatz sein, aber unser Kader ist zu limitiert, um in der Serie A und der Champions League zu bestehen. Und zwar was die Größe und Qualität betrifft. Die meisten Spieler stehen permanent auf dem Platz, ohne Pause. Das rächt sich und ich bin wütend, dass es die ganze gute Arbeit kaputt macht", schimpfte der Italiener damals (via Sport Bild). "Das sind die Spieler, die wir haben und wir ziehen mit ihnen in den Kampf. Ich bitte den Klub um nichts, ich sage nur, dass wir alle die Saison falsch geplant haben."

Antonio Conte beklagte sich nach der Niederlage in Dortmund über die Kaderplanung
Antonio Conte beklagte sich nach der Niederlage in Dortmund über die Kaderplanung / Jörg Schüler/Getty Images

Die Bosse Inters sehen das aber ganz anders als ihr Trainer. Wie Sky Sport schreibt, seien sie der Ansicht, sie hätten Conte ausreichende Ressourcen zur Verfügung gestellt (wie zum Beispiel Romelu Lukaku für über 70 Millionen Euro aus Manchester) und auch seine "Ausbrüche toleriert, ohne jemals einzugreifen" - wie eben zum Beispiel nach der Pleite in Dortmund. Dies könnte sich nun aber natürlich ändern, vielleicht hat der Coach nun das Fass zum Überlaufen gebracht.

Allegri stünde bei Conte-Abschied bereit

Im nun anstehenden Finalturnier der Europa League wird Conte wie gehabt an der Seitenlinie der Nerazzurri stehen und mit seiner Mannschaft um den Titel kämpfen, wenn diese elend lange Saison dann schließlich beendet ist will er überlegen, ob er weiterhin Trainer bei Inter bleiben möchte oder eben nicht. Entscheidend dürfte dabei auch das Gespräch mit Präsident Stephan Zhang sein, das bis dahin wohl stattfinden wird. Sofern beide Seiten nicht mehr auf einen Nenner kommen, ist eine Trennung nach der Europa League wohl unausweichlich. Als Nachfolger steht angeblich schon Massimiliano Allegri parat.