Erster Trainerwechsel Bundesliga 22/23 - Welcher Trainer wird zuerst entlassen?

Welche Trainerbank ist zuerst leer?
Welche Trainerbank ist zuerst leer? / Michael Regan/GettyImages
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Ein Trainerposten bei einem Bundesligisten gehört zu den unsichersten Arbeitsplätzen, den ein Mensch in Deutschland haben kann.

Lediglich Julian Nagelsmann, Christian Streich, Gerardo Seoane, Steffen Baumgart, Bo Svensson, Thomas Reis, Urs Fischer, Pellegrino Matarazzo und Oliver Glasner haben die vergangene Spielzeit überstanden und werden ihre Teams für die kommende Saison präparieren. Viele Coaches sind bei ihren Klubs völlige Neulinge. Schon jetzt ist sicher: Einige Trainer werden auch in der kommenden Saison vorzeitig die Segel streichen müssen.

Hier sind die 90min-Favoriten auf den frühesten Rauswurf:


5. Niko Kovac (VfL Wolfsburg)

Niko Kovac
Martin Rose/GettyImages

Niko Kovac ist zurück in der Bundesliga und heuert beim VfL Wolfsburg an. Die Wölfe haben in der vergangenen Saison bereits bei Mark van Bommel gezeigt, dass die Geduld bei neuen Trainern nicht unbedingt groß ist. Florian Kohfeldt hat man zwar die Spielzeit zu Ende bringen lassen, danach wurde jedoch auch er vor die Tür gesetzt.

Nun soll es mit dem deutsch-kroatischen Coach wieder nach vorne gehen. Das Personal bei den Wölfen ist nicht schlecht, was aber natürlich auch den Druck auf Kovac steigen lässt.

Bislang verliefen seine Trainer-Stationen höchst unterschiedlich. Bei Eintracht Frankfurt konnte er mit dem DFB-Pokalsieg einen grandiosen Erfolg feiern. Unter anderem hat er sich damit für den Posten als Bayern-Cheftrainer qualifiziert. Bei den Münchnern ließ Kovac jedoch den unansehnlichsten Fußball der letzten 10-15 Jahren spielen, selbst wenn es gerade so für die Meisterschaft und den Pokal-Sieg reichte. Nur wenige Monate später war nach einem 1:5 gegen Frankfurt Schluss.

Bei der AS Monaco wurde er zu Jahresbeginn freigestellt. Rang drei in seinem ersten Jahr war sicherlich ein Erfolg, jedoch ging es danach bergab und die Monegassen fanden sich zum Zeitpunkt der Kovac-Entlassung nur auf Platz sieben wieder.

Kovac ist gut darin, Ordnung und taktische Disziplin in die Mannschaft zu bringen. Das gewisse Etwas im Offensivspiel und die ganz großen Emotionen fehlen aber mitunter. Gelingt es dem Coach nicht in Wolfsburg mit Ergebnis-Fußball zu punkten, wird es auch für ihn schwer werden.

4. André Breitenreiter (TSG Hoffenheim)

Andre Breitenreiter
RvS.Media/Basile Barbey/GettyImages

André Breitenreiter hat zuletzt in der Schweiz absolut abgeliefert. Der Coach brachte den kriselnden FC Zürich nach vorne und feierte souverän die Meisterschaft in der Super League. Ganze 14 Punkte betrug der Vorsprung letztlich.

Natürlich kennen wir den 48-Jährigen auch noch bestens aus seiner Zeit in Deutschland. In der Saison 2013/14 stieg er mit dem SC Paderborn zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte in die Bundesliga auf, ehe es ein Jahr später wieder in die 2. Liga ging. Breitenreiter wurde Schalke-Coach, blieb aber trotz Tabellenrang fünf nur ein Jahr bei den Knappen, da er vor die Tür gesetzt wurde. Im Anschluss stieg er mit Hannover in die Bundesliga auf und hielt im ersten Jahr die Klasse. In der Saison 2018/19 ging jedoch nicht mehr viel, weshalb Breitenreiter im Januar 2019 entlassen wurde.

In Summe kann man dennoch sagen, dass Breitenreiter auch bei den Bundesligaklubs mehr Positives als Negatives bewirkt hat. Nun wird es für ihn darum gehen, bei der TSG Hoffenheim ein weiteres positives Kapitel hinzuzufügen. Ganz so einfach verspricht das aber nicht zu werden. Hoffenheim ist unter der Hoeneß-Ära enorm inkonstant gewesen und ist ein Team, das an manchen Stellen zu viel Quantität und an anderen Stellen zu wenig Qualität besitzt. Zudem könnte die Transfer-Debatte um Raum zum Störfeuer werden. Breitenreiter ist sicherlich kein 1A-Favorit auf den ersten Rauswurf, zählt aber mitunter zu den Kandidaten.

3. Sandro Schwarz (Hertha BSC)

Sandro Schwarz
Boris Streubel/GettyImages

Hertha BSC ist ebenfalls ein Klub, bei dem Trainer in Windeseile herausgeworfen werden können. Dies liegt an den zum einen häufig mauen Leistungen der Berliner und zum anderem an ohnehin schon fragwürdigen Trainer-Einstellungen. Tayfun Korkut ist dafür das beste Beispiel, der in der vergangenen Spielzeit unter Vertrag genommen wurde, seinen Posten aber für Interimscoach Felix Magath räumen musste. Schwarz ist schon der neunte Coach, der seit 2019 das Zepter bei der 'Alten Dame' übernimmt. Wir dürfen gespannt sein, ob er länger durchhält als seine Vorgänger.

Ein wenig kann er sich glücklich schätzen, dass die Erwartungshaltung bei der Hertha wieder niedrig ist. Für Sandro Schwarz gilt es trotzdem, nicht von Beginn an wieder in den Tabellenkeller abzurutschen. Der 43-Jährige trat erstmals bei Mainz 05 als Coach größer in Erscheinung. Beim FSV konnte Schwarz in 85 Spielen 97 Punkte holen und somit einen eher mäßigen Schnitt von 1,14 Punkten pro Spiel einfahren. Zuletzt arbeitete er bei Dinamo Moskau, wurde durch den Kriegsbeginn aber eingebremst. Nun folgt also der Schritt zurück in Richtung Bundesliga.

Schwarz muss sich als Trainer noch beweisen und ist ganz sicher nicht unantastbar. Hertha BSC nach vorne zu bringen, wird eine anspruchsvolle Aufgabe.

2. Enrico Maaßen (FC Augsburg)

Enrico Maassen
Christof Koepsel/GettyImages

Der FC Augsburg hat sich für den eher ungewöhnlichen Weg entschieden, einen völlig bundesliga-unerfahrenen Trainer als Nachfolger von Markus Weinzierl zu verpflichten. Enrico Maßen hat bislang nur unterklassige Klubs und Borussia Dortmund II trainiert.

Beim BVB hat er ohne Frage hervorragende Arbeit geleistet. Maaßen ist mit dem Reserve-Team in die 3. Liga aufgestiegen und hat mit attraktivem Fußball einen Mittelfeld-Platz in der dritthöchsten Spielklasse erzielen können. Durch seinen früheren Job versteht es der Coach natürlich auch exzellent, mit jungen Talenten umzugehen.

Im Profi-Fußball und der Bundesliga ist der 38-Jährige aber eben noch unerprobt. Die Arbeit bei Augsburg wird sich von der beim BVB erheblich unterscheiden. Beim FCA hat er es weniger mit Talenten und mehr mit gestandenen und erfahrenen Spielern zu tun. Wie gut die Harmonie zwischen Trainer und Team dann sein wird, muss sich erst mal zeigen.

Der FC Augsburg ist zwar ein langjähriges Bundesliga-Mitglied, droht aber Jahr für Jahr mal so richtig dick unten rein zu rutschen. Sollte dies geschehen, wird es für Enrico Maaßen schnell eng. Als bisheriger Drittliga-Trainer hat er natürlich auch noch nicht den großen Namen, bei dem es einem schwer fällt, ihn vor die Tür zu setzen. Die Vorzeichen für den jungen Coach könnten leichter sein.

1. Frank Kramer (Schalke 04)

Frank Kramer
Andreas Rentz/GettyImages

Beim FC Schalke 04 ist es keine Seltenheit, dass zwei, wenn nicht gar drei oder mehr Trainer binnen eines Jahres als Chefcoach tätig sind. Nachdem Dimitrios Grammozis im vergangenen März an der Mission Aufstieg zu scheitern drohte, wurde Mike Büskens (wieder mal) als Übergangstrainer installiert. Sein Nachfolger ist nun Frank Kramer. Dafür haben sich die S04-Verantwortlichen Anfang der Sommerpause entschieden.

Der 50-Jährige coachte zuletzt zwischen März 2021 und April 2022 Arminia Bielefeld. In seinen ersten Monaten gelang es ihm, die Arminia überraschend in der Bundesliga zu halten, jedoch stellte sich das verflixte zweite Jahr als noch größere Herausforderung heraus. Kramer konnte seine Mission nicht beenden und wurde am 30. Spieltag nach einer 0:3-Niederlage gegen die Bayern entlassen. Bielefeld stieg später ohne ihn ab.

Kramer verfügt durch seine Zeit bei der Arminia über Erfahrung im Abstiegskampf. Trotz der herrschenden Euphorie wird es bei Schalke 04 wohl genau darum auch gehen. Die Challenge wird jedoch alles andere als leicht. Mit Ko Itakura haben die Knappen ihren gar nicht so heimlichen Leader verloren und auch bei Simon Terodde muss man abwarten, ob er auch in der 1. Bundesliga regelmäßig knipsen kann. Geld für hilfreiche Neuzugänge ist kaum vorhanden. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass Schalke direkt hinten rein rutscht und das bekannt hitzige Umfeld trägt zusätzlich dazu bei, dass es für Kramer schnell eng werden könnte.