Bayern-Doc Müller-Wohlfahrt hört nach 40 Jahren auf - nur mit einem hatte er Probleme!

Beendet nach vier Jahrzehnten seine Tätigkeit als Bayern-Mannschaftsarzt: Dr. Müller-Wohlfahrt
Beendet nach vier Jahrzehnten seine Tätigkeit als Bayern-Mannschaftsarzt: Dr. Müller-Wohlfahrt / TF-Images/Getty Images
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Vor nicht einmal einer Woche, genauer gesagt am 30. Juni 2020, endete beim FC Bayern, ziemlich leise und ohne viel Brimborium, eine wahrhaftige Ära: Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt beendete an diesem Tag seine Tätigkeit als Mannschaftsarzt des Rekordmeisters. Vierzig Jahre walkte, knetete und verarztete der Mediziner die geschundenen Körper der Bayern-Profis. So gesehen hatte er bei den Münchenern alles und alle im Griff - bis auf eine Ausnahme.

Denn mit Pep Guardiola gab es während der gemeinsamen Zeit an der Säbener Straße immer wieder Zoff. Auf der einen Seite der ungeduldige Trainer, der mitunter Probleme damit hatte, die medizinische Autorität von Müller-Wohlfahrt anzuerkennen und auf Einsätze von noch nicht wieder fitten Spielern drängte, auf der anderen der dem leiblichen Wohl seiner Schützlinge verpflichtete Doc. Da waren Streitereien natürlich vorprogrammiert. Und so nennt Müller-Wohlfahrt diese Phase auch mittlerweile einen "schwarzen Fleck" in seiner Karriere.

In seinen 2018 veröffentlichten Memoiren ("Mit den Händen sehen: Mein Leben und meine Medizin") beschrieb der Bayern-Doc die bereits schwierigen Anfänge zwischen den beiden: "Und gleich in der ersten Saison hatten wir weit, weit mehr Muskelverletzungen als in der so erfolgreichen Saison 2012/13 zuvor. Und er wusste alles besser: Fünf Minuten Aufwärmen im Schnelldurchlauf, das musste reichen. Doch das konnte nicht gut gehen. Schon bei der Klubweltmeisterschaft in Marokko am Ende seiner ersten Vorrunde musste jedem aufmerksamen Zuschauer auffallen, dass die Bayern-Spieler nicht fit wirkten.“

Gestörte Kommunikation zwischen Doc und Trainer

Doch irgendwie kamen die beiden nicht zueinander, schienen bisweilen aneinander vorbei, ja sogar gegeneinander zu arbeiten. "Ich konnte Pep Guardiola aber mit dem, wie ich denke und arbeite, schlicht nicht erreichen. Selbst meine Berichte über verletzte Spieler interessierten ihn nicht. Immer wenn ich mit ihm sprechen wollte, wandte er sich sofort ab und ging weg."

Im April 2015 gibt Müller-Wohlfahrt auf - und verlässt die Bayern

Eine im Grunde genommen unhaltbare Situation. Die am Ende dahingehend eskaliert, dass der Mediziner im April 2015, mitten in der entscheidenden Phase der Saison, die Brocken hinschmeißt. Nach einer 1:3-Hinspielniederlage im Champions-League-Viertelfinale gegen den FC Porto. (Das Rückspiel gewannen die Bayern übrigens mit 6:1).

"Es war so, dass ich mir das nicht gefallen lassen konnte, dass ein junger Trainer - der sehr erfolgreich war und der wahrscheinlich einer der ganz, ganz Großen ist - sich in die medizinischen Belange eingemischt hat und alles besser wusste als ich", rechtfertigt Müller-Wohlfahrt diesen Schritt im Nachhinein.

Nach Guardiolas Abgang Richtung Manchester kehrt Müller-Wohlfahrt zurück

Ein gutes Jahr nach Müller-Wohlfahrts "Flucht" vor Guardioala, war dann auch für den Spanier Schicht im Schacht. Und ein Jahr nach Guardiolas Weggang aus München kam auch der "geflohene" Mannschaftsarzt zurück nach München. Um jetzt, drei weitere Jahre später, Stetoskop und Co. endgültig an den Nagel zu hängen.

Mittlerweile haben die einstigen Streithähne ihren Frieden miteinander gemacht. "Wir haben uns getroffen und haben uns ausgesprochen. Und dann ist es aber auch vorbei ... Wir schätzen uns und er wertschätzt meine Arbeit über alles. Das hat er nie in Frage gestellt."