7 Erkenntnisse zum Bayern-Aus in Paris

Der FC Bayern musste nach Schlusspfiff den PSG-Jubel über sich ergehen lassen
Der FC Bayern musste nach Schlusspfiff den PSG-Jubel über sich ergehen lassen / Xavier Laine/Getty Images
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Fast schon konträr zum Hinspiel in München verlief das zweite Duell zwischen PSG und dem FC Bayern im Champions-League-Viertelfinale. Betrieb der Titelverteidiger in der Allianz Arena noch Chancenwucher ohne Ende, verpassten es die Franzosen im Parc de Princes mehrmals die Partie zu entscheiden. Allein Neymar traf dreimal das Aluminium.

Am Ende blieb ein knapper 1:0-Auswärtserfolg für den FC Bayern, der dem Flick-Team nicht viel bringt. Aufgrund der Auswärtstor-Regel gelang Paris die Final-Revanche und zieht ins Halbfinale ein. Aus Bayern-Sicht lieferte das Spiel dennoch wichtige und interessante Erkenntnisse:


1. Manuel Neuer ist und bleibt der Beste!

Manuel Neuer war - wie (fast) immer - ein großer Rückhalt
Manuel Neuer war - wie (fast) immer - ein großer Rückhalt / Matthias Hangst/Getty Images

Im Hinspiel patzte der Welttorhüter folgenschwer. Dass der Fehler zum 0:1 ein Ausrutscher war, zeigte Neuer im Rückspiel eindrucksvoll. Er hielt, was zu halten war und agierte einmal mehr als "Manu der Libero". Mit keinem anderen Schlussmann der Welt hätte der FC Bayern an diesem Abend zu Null gespielt (auch wenn die Torpfosten kräftig mithalfen).


2. Lucas Hernandez ist eine Granate!

Lucas Hernandez stoppte Neymar mehrmals sehenswert
Lucas Hernandez stoppte Neymar mehrmals sehenswert / Matthias Hangst/Getty Images

Gab es noch Zweifel, dass Lucas Hernandez in der kommenden Saison die Rolle von David Alaba endgültig übernehmen kann und sollte? Spätestens nach diesem Abend in Paris sollten auch die letzten Zweifler verstummt sein! Der Franzose war der beste Feldspieler auf Münchener Seite und beinahe der einzige, der in direkten Duellen mit Neymar in der Lage war, den Brasilianer zu stoppen. Dazu dieser unbändige Siegeswille und überragende Mentalität. Auf diesen Hernandez MUSS man in München setzen!

Die Zahlen des 25-Jährigen sprechen für sich:

  • 90 Ballkontakte
  • 87% angekommene Pässe
  • 71% gewonnene Zweikämpfe

3. David Alaba ist ersetzbar!

David Alaba wird von Neymar getröstet
David Alaba wird von Neymar getröstet / Xavier Laine/Getty Images

Von dem einen Punkt, kommt man schnell auf den anderen: den Abgang von David Alaba. Aus Bayern-Sicht scheint dieser gar nicht mehr so tragisch zu sein - Hernandez sei Dank. Denn im zentralen Mittelfeld ist Alaba längst nicht so stark, wie er sich vielleicht selbst sieht. Und als Abwehrchef sind die Leistungen des Österreichers in dieser Saison nicht mehr so überragend, wie sie es im letzten Jahr noch waren.


4. Bayerns Innenverteidigung 21/22 stärker als aktuell!

Dayot Upamecano bringt viel Speed und Robustheit mit nach München
Dayot Upamecano bringt viel Speed und Robustheit mit nach München / David Balogh/Getty Images

Auch dieser Punkt schließt die vorherigen mit ein. Zwar kann man es durchaus als Fehler bezeichnen, mit Jerome Boateng nicht zu verlängern. Schließlich hat dieser einmal mehr gezeigt, wie gut er auf allerhöchstem Niveau noch spielen kann. Dennoch: Bayerns neues Innenverteidiger-Paar sollte Hernandez und Upamecano heißen. Bedeutet: Mehr Speed, mehr Zweikampfstärke - und damit besser für Flicks offensiven Spielstil!

Jetzt müsste Flick kommende Saison nur noch weiter an der Seitenlinie stehen...


5. Joshua Kimmich ist überdreht!

Joshua Kimmich würde eine Pause extrem guttun
Joshua Kimmich würde eine Pause extrem guttun / Xavier Laine/Getty Images

Kimmich gilt völlig zurecht als einer, wenn nicht sogar DER beste Sechser der Welt. Kritik an seiner umtriebigen Spielweise von Didi Hamann und Markus Babbel laufen da eher ins Leere. Doch gegen PSG erwischte Kimmich einen ganz schwachen Tag. Sein "Touch" war ganz offensichtlich nicht vorhanden. Kimmich produzierte viele Fehler beim ersten Kontakt und reihenweise lange Bälle, die ins Nirgendwo segelten. Damit war er ein großer Faktor, warum der FCB nicht sein gewohnt dominantes Spiel aufziehen konnte.

Dennoch bleibt festzuhalten: Dieser Kimmich ist ein Leader. Selbst in Paris versuchte er sichtlich alles, um das Aus abzuwenden. Aber auch an ihm gehen die Strapazen der vergangenen Wochen und Monate nicht vorbei. Ein wenig wirkt er überspielt.

6. Die Außenstürmer spielen ohne Effektivität!

Beim Abschluss hatte Leroy Sané überhaupt kein Glück
Beim Abschluss hatte Leroy Sané überhaupt kein Glück / Matthias Hangst/Getty Images

Wenn Kingsley Coman und Leroy Sané im direkten Duell auf Colin Dagba und Abdou Diallo treffen, MUSS man aus Bayern-Sicht einfach mehr erwarten. Beide Gegenspieler gehören, mit Verlaub, längst nicht zum oberen Regal in Europa. Doch weder Coman noch Sané konnten sich wirklich durchsetzen. Und wenn doch, waren ihre Hereingaben oder Abschlüsse wirkungslos.

Man sieht die Qualität der beiden, ihre Fähigkeiten im eins-gegen-eins sind unbestritten. Doch was am Ende dabei rauskommt ist schlicht und einfach nicht gut genug. Nicht wenige Bayern-Fans werden sich am Dienstagabend einen Arjen Robben oder Franck Ribery zurückgewünscht haben...


7. Die Kaderplanung ist eine Katastrophe!

Brazzo fieberte auf der Bank mit
Brazzo fieberte auf der Bank mit / Matthias Hangst/Getty Images

Eine ganz wichtige und vermeintlich entscheidende Erkenntnis: Der Kader 2020/21 war einfach nicht darauf ausgelegt, den Triple-Triumph wiederholen zu können! War es die Schuld der Kader-Planer (sprich: Hasan Salihamidzic), dass Lewandowski, Gnabry und Goretzka ausgefallen sind? Natürlich nicht! Dennoch muss man einfach sagen, dass die Qualität in der Breite beim FCB dieses Jahr nicht hoch genug ist.

Ganz offensichtlich wurde das gestern Abend mit Blick auf die Auswechselbank: Nübel (Tor), Nianzou, Sarr, Stanisic, Zaiser, Musiala und Martinez - so hießen Flicks Optionen. Offensiv war eigentlich nur Musiala ein echter Kandidat. Dass Flick dann sogar Martinez für Choupo-Moting ins Sturmzentrum stellte, sagte eigentlich alles über die Personalsituation aus.

Sarr, Costa, Roca - die Transfer-Fehlgriffe von Brazzo waren im vergangenen Sommer einfach zu viel. Wenn dann mit Thiago noch ein Weltklassespieler nicht auch nur annähernd ersetzt wird, bleiben kaum Optionen, wenn Stammspieler mal wegbrechen. Und mal ehrlich: das war im vollgepackten Terminkalender in dieser Saison zu erwarten.